Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
treffen.“
Beo ließ sein Schwert aus der Hand fallen. „Tu es endlich“, flehte er.
„Ich werde dich nicht richten“, sagte Gareth. „Verantworte dich vor den Göttern.“
Den Wink mit dem Zaunpfahl akzeptierte Aimée als Zeichen; Ein Donner hallte über Sodom. Eine blaue Lichtsäule krachte auf die Erde, die in Beos Richtung wanderte. Der Lichtstrahl demonstrierte die Kraft einer besseren Welt. Dieser reinigende Lichtwirbel sollte den Ritter in Schwarz von seinen Sünden reinwaschen.
Beo sah sein Ende auf ihn zuschreiten. Wie eine Motte gierte er nach diesem wunderschönen Licht. Dieses Licht sollte seinen Weg des Hasses wegwischen, den Mord an seinem Vater und seinen Geschwistern. Das Licht würde ihm alles vergeben, auch dass er Julia nicht so behandelt hatte, wie es sollte, auch wenn er sein Herz hinter einer Tonne schwarzem Stahl versteckte.
Er war der Ritter in Schwarz, der Antiheld der Maschinen. Im Gegensatz zu dem strahlenden Helden Gareth verblasste Beos Ego. Wie in den Filmen scheiterten Helden immer wieder auf ihrem Weg und rafften sich schließlich wieder auf, da waren sie sich den Antihelden ähnlich. Doch auf der letzten Seite ihrer Geschichte trugen die Helden jedes Mal einen Sieg nach Hause, während es das traurige Schicksal der Antihelden war, sogar am Ende zu verlieren.
Dieser Tod war besser als das Ende, das er gegen seinen Vater wählte. Er hatte eine Chance seinen Frieden zu finden. Es war nur noch eine Sache zu erledigen.
Er drehte seinen Kopf in Julias Richtung, sah in ihre verheulten hellblauen Augen.
„Renn weg, Beo!“, schrie sie erneut. „Tu’s für mich!“
Er lächelte sie so an, wie er sie früher anlächelte. Er sah ihr in die Augen und sagte: „Es tut mir alles Leid. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dir nie wehgetan zu haben. Ich würde dir ein besseres Leben schenken, wenn ich könnte. Mein größer Fehler war wohl, dich nie geliebt zu haben, wie du es verdient hast.“ Aus dem Augenwinkel sah er die Lichtsäule, von der er nur noch wenige Sekunden getrennt war. „Mir scheint es, als wären mir die Zeit für Wünsche ausgegangen. Schade eigentlich.“
Er drehte sich wieder zu der Lichtsäule, schloss die Augen und spürte die angenehme Hitze, hörte das Knistern wie bei einem gemütlichen Lagerfeuer. Er war bereit.
7
Der reinigende azurblaue Nebel über Sodom löste sich.
So hatte Beo es sich nicht vorgestellt.
Das schöne Licht war weg. Die angenehme Hitze verschwunden. Und die allergrößte Enttäuschung: Er war immer noch hier.
„NEIN! NICHT!“, hatte Seppel geschrien, das wusste er noch.
Aber was er dann sah, verstörte ihn. Als er sah, wie seine Liebste Julia vor ihm lag, ihr lebloser Körper zusammen zuckte, während die letzten blauen Funken von ihrem Körper abgestoßen wurden. Er konnte keinen Puls mehr spüren.
Sie hatte sich von Seppel losgerissen und war in die Schussbahn gesprungen.
Das war Beos Strafe für seine Morde. Die zynische Strafe, dass nicht er sterben durfte, sondern er mitansehen musste wie seine Liebe vor seinen Augen verwelkte.
Aimée hatte die Lichtsäule im letzten Moment abgeschwächt, als sie sah, was Julia tat, doch auch das konnte sie nicht retten.
Die Nachhut der Maschinen erschien. Auch sie zeigten etwas wie Gefühle. Völlig besorgt stürzten sie auf Julia, versuchten sie zu reanimieren, benutzten ihre Linse nicht als Mordwerkzeug, sondern als Defibrillator.
„Tu-Tut mir... leid“, sagte Aimée zutiefst beschämt, Julia getötet zu haben.
„Wach auf, Julia-Einheit!“, kreischten die roboterhaften Stimmen panisch. Sie jagten 4000 Volt durch ihren leblosen Körper. Vergeblich.
Mehr und mehr schwarze Kugeln erschienen am Himmelszelt, bis er sich komplett verdunkelte. Sie stürzten auf die Erde zu Julias Leiche, berieten sich, wie sie ihr noch helfen konnten. Sie waren ratlos.
Aimée und Gareths Moral war am Boden zerstört. Die Macht der Maschinen wurde ihnen jetzt erst bewusst, als die Schar der mechanischen Kugeln den Himmel schwarz färbte.
Die enttäuschten Maschinen ließen von Julia ab. Die Trauer war schnell bekämpft, zu schnell füllte sich das mechanische Herz mit Wut. Hunderte rote Linsen fokussierten Aimée.
„Geht weg!“, rief Aimée dem Meer aus schwarzen Kugeln entgegen, das beharrlich auf sie zumarschierte. Ihre drei Standbeine bewegten sich zielgerecht nach vorne, sie marschierten wie Soldaten in Reih und Glied.
Beo kroch zu Julia, legte seinen
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