Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
einen Augenblick. „Die Welt hat sich verändert, doch...“
Aimée brachte ihn zum Schweigen, indem sie ihre weichen Lippen auf seine drückte. Sie gab ihm einen Kuss, dann setzte sie die Lippen wieder ab und sagte: „Menschen wie uns... Uns geht in dieser Welt die Luft aus .“
Sie packte Gareth am Nacken und hielt ihn gut fest. Sie lächelte zufrieden, schloss mit der neuen Welt ab. Die Waffe um ihren Arm pulsierte erneut, schlug blaue Flammen ab wie nie zuvor - und dann krachte eine mächtige azurblaue Lichtsäule, beeindruckend und leuchtend wie noch nie zuvor auf die Erde, konzentriert auf einen Ort - der Punkt, an dem sich Gareth und Aimée küssten.
Der Blitzschlag verschlang sie vollständig. Zurück blieb keine Zelle von Aimée und Gareth - den zwei fremden Liebenden, die je ihren Liebsten retteten, bevor diesem die Luft ausging.
9
Julias Beerdigungszeremonie erfolgte noch am gleichen Tag. Ihr Leichnam wurde am Rande Sodoms beerdigt, direkt neben zwei anderen Gräbern für Aimée und Gareth, für die sich Seppel stark gemacht hatte.
Julias Tod war für viele Bewohner schmerzhaft, für andere tragisch, doch für alle überraschend. Es war ein Opfer aus Liebe, etwas, was die Bewohner Sodoms in der neuen Welt nicht mehr für möglich gehalten hatten. Julias Tod brachten sie alle zu der Antwort, so etwas wie Liebe auch in der neuen Welt geben konnte - sie selbst mussten nur den Anfang machen.
Seppel krümmte sich vor Aimées und Gareths Grab. Natalie half ihm auf die Beine. „Komm schon“, sagte sie. „Das hätten sie nicht gewollt.“
Seppel wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich brauche nur einen Moment“, sagte er zögerlich, dann festigte sich seine Stimme. „ Der Mann hört nie auf seinen Liebsten zu gedenken, denn nur in seinem Herzen leben sie weiter.“
Die Totenfeier fand am Dorfplatz statt. Die Maschinen, die auch die Beerdigungsmesse leiteten, boten Kranzkuchen und Kaffee an. Ramon bediente sich kräftig, um die Trauer mit genug Kohlenhydraten zu verdauen. Er stellte sich vor die Maschinen und fragte sie, wie ihre Pläne wären.
Die Maschinen sahen sich eine Zeit beratend an, bis die erste verschüchtert vortrat. „Wir haben uns entschlossen... Wieder in den Hintergrund zu treten.“
Die Menge horchte auf.
„Wir hatten eine nette Zeit mit euch, eigentlich mit allen Menscheneinheiten...“, sprach die Maschine. „Doch gerade dieser Zyklus ist uns an das mechanische Herz gewachsen. In unserer Vergangenheit haben wir mit den Menschen gespielt, in unserer Gegenwart haben wir uns mit den Menschen angefreundet, doch in unserer Zukunft werden wir den Abstand zu euch halten, den ihr euch verdient habt. Wir werden weiterhin ein schützendes Auge auf euch halten.“
„Woher kommt dieser... Sinneswandel?“ fragte Ramon skeptisch.
Die Maschine schnaufte. „Wir kamen zu der Erkenntnis, dass die Deaktivierung der Menscheneinheit Julia letztendlich unser Fehler war. Hätten wir uns nicht in das Geschehen eingemischt, wäre es nie soweit gekommen...“ Die Maschine machte eine weitere lange Pause. „Zum ersten Mal haben wir jemanden verloren, der uns sehr am Herzen lag, für den wir auch etwas wie... Gefühle empfanden. Erst jetzt kennen wir den Schmerz der Menscheneinheiten, erst jetzt wissen wir, welches Leid wir euch zugefügt haben. So etwas schreckliches wollen wir nie wieder fühlen, nein, wir werden uns zurückziehen.“
„Verstehe...“, sagte Ramon.
„Wir werden noch einige Zeit in der Öffentlichkeit verweilen und eurem Zyklus wieder auf die Beine helfen, danach sind wir weg. Nur eine Bitte an dich, Ramon.“
„An mich?“, fragte Ramon überrascht.
„Ihr werdet uns in Erinnerung behalten, aber eure Nachfahren und deren Nachfahren haben uns nicht erlebt. Sie werden anfangen an uns zu zweifeln und fragen, ob wir überhaupt je existiert hätten. Du kannst Bücher schreiben, Ramon. Schreib ein Buch über die letzten Wochen, schreib über unser Erscheinen, schreib auch über Aimée und Gareth, schreib vor allem über Julias Opfer der Liebe. Schreibe jedes Detail auf. Dieses Buch soll jeder eurer Nachkommen mindestens einmal gelesen haben, um niemals Julias Tapferkeit zu vergessen. Das sind wir ihr schuldig.“
Ramon stimmte zu und fing noch am gleichen Tag an dieses Buch zu schreiben und füllte es wie verlangt mit jedem Detail rund um diese magische Zeit.
10
Das Versprechen hielten die Maschinen ein. Dreizehn Tage später, war der der
Weitere Kostenlose Bücher