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Freundin für Allie

Titel: Freundin für Allie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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den Ball und musterte uns ernst mit zusammengekniffenen Augen, ohne die Rufe ihrer Mitspieler »Schieß zurück!« und »Rosemarie! Rosemarie! Hier!« zu beachten.
    »Dahin verschwindet ihr also immer«, sagte sie zu mir. Ihre Stimme klang nicht freundlich. Ganz im Gegenteil.
    Ich hatte mich aufgerichtet und schnippte jetzt welke Blätter von meinen pinkfarbenen Leggings. Ich stand zu weit von Rosemarie entfernt, als dass sie mich hätte schlagen können. Dennoch schätzte ich die Entfernung zwischen uns ab. Ich stand weiter oben als sie, was mir einen deutlichen Vorteil verschaffte. Von meinem Standpunkt aus konnte ich ihr locker
eins auf die Nase geben. Bei dieser Vorstellung bekam ich Herzklopfen. Ich wollte mich wirklich nicht mit Rosemarie prügeln. Aber ich wollte auch nicht verhauen und fertiggemacht werden. Ich ballte die Hand zur Faust (Daumen außen), um bereit zu sein.
    »Rosemarie«, sagte Caroline. »Geh weg. Wir wollen nichts von dir.«
    »Rosemarie«, sagte Sophie mit leicht bebender Stimme. »Ich glaube, die anderen wollen den Ball wiederhaben.«
    Rosemarie drehte sich um und entdeckte – ausgerechnet meinen Bruder Mark. Er rannte auf sie zu.
    »Rosemarie, spielst du noch mit?«, fragte er, ohne mich im Mindesten zu beachten.
    Auf dem Schulhof beachtet man seine Geschwister nur, wenn sie bluten oder anderweitig verletzt sind . Das ist eine Regel.
    »Spielst du noch mit? Können wir den Ball wiederhaben, oder was?«
    Rosemarie drehte sich um und warf den Ball direkt auf Mark. Er tippte einmal im Kies auf und hätte Mark beim Hochkommen ins Gesicht getroffen, wenn er ihn nicht mit angewiderter Miene gefangen hätte. Dann rannte er zu den Kickballspielern zurück. So sehr interessierte es meinen Bruder, welches Mädchen mich verhauen wollte.
    »Was ist denn da?«, fragte Rosemarie und neigte den Kopf in Richtung der Büsche, aus denen wir gerade gekrochen waren.

    »Nichts«, antwortete ich rasch.
    Ich sah es schon vor mir, wohin das Ganze führen würde, und das machte mir Angst, große Angst – mehr Angst als Rosemaries Faust. Ich wollte nicht, dass Rosemarie von unserer geheimen Burg erfuhr und vor der ganzen Klasse darüber herzog. Das war unser Geheimplatz! Das ging sie nichts an! Er gehörte Erica, Caroline und Sophie, die ihn mir, der Neuen, gezeigt hatten. Ich würde nicht zulassen, dass Rosemarie alles kaputt machte, nur weil sie mich nicht leiden konnte.
    »Lass mal gucken«, sagte Rosemarie und ging einen Schritt auf mich zu, auf den kleinen steilen Hügel, der das Gebüsch vom Schulhof abgrenzt.
    »Nein«, antwortete ich und ging einen Schritt auf sie zu. Mein Herz raste, und mir war so schlecht, dass ich glaubte, Dads Mikrowellen-Müsli auskotzen zu müssen. Beim Frühstück hatte sich Oma mal wieder ausführlich darüber ausgelassen, dass Kinder ein anständiges Frühstück mit Eiern und Speck brauchten.
    Trotzdem. Ich durfte nicht aufgeben. Ich ließ den rechten Arm mit der Faust locker hängen, bereit, Rosemarie auf die Nase zu hauen, falls die Situation es unbedingt erforderte und keine gewaltfreie Lösung möglich war.
    Einen grässlichen, herzrasenden bauchschmerzenden Moment lang dachte ich, Rosemarie würde mich packen und versuchen, mir die Nase einzuschlagen. Doch zu meiner unendlichen Erleichterung läutete es. Die große Pause war vorbei. Wir mussten uns aufstellen und in die Klassen zurückkehren.

    Rosemarie rührte sich nicht von der Stelle. Ich auch nicht. Wir standen beide da und starrten einander an. Ich hätte gern weggesehen oder wäre am liebsten weggerannt. Aber ich hatte Angst, dass Rosemarie hinter mir herrennen und mich verhauen würde. Dann würde ich ihre Faust nicht mal kommen sehen.
    »Wir müssen wieder in die Klasse«, sagte Erica etwas schrill und zitterig. »Hey, Leute, wir müssen gehen.«
    »Gut«, sagte Rosemarie, ohne wegzusehen. »Aber wir sind hier noch nicht fertig.«
    »Gut«, sagte auch ich und starrte zurück.
    »Gut«, sagte Rosemarie, lachte kurz, warf ihre lange buschige Mähne zurück und sagte: » Angsthase .«
    Dann drehte sie sich um und rannte so schnell sie konnte zum Eingang, um sich anzustellen. Ich sah ihr nach. Dabei fühlte ich mich wie Wackelpudding – als hätte ich überhaupt keine Knochen im Körper, nur Blut und Haut und vielleicht ein paar Muskeln, aber nichts, das meinem Körper wirklich Halt geben konnte. Erica legte mir den Arm um die Schultern und flüsterte: »Alles ist gut. Wir hätten nicht zugelassen, dass sie dir was

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