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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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mir eine Schwester wie Adelina vollauf genügt. Da werde ich den Teufel tun und mir noch ein aufmüpfiges Eheweib aufhalsen.»
    «Einen Augenblick mal», unterbrach Adelina die beiden. «Verstehe ich das richtig, Tilmann? Du bist derjenige, den Mira hätte heiraten sollen?»
    Greverode nickte. «Schien ein guter Handel zu sein, allerdings nur, bis ich die Jungfer näher kennenlernen durfte. Da ich ja inzwischen weiß, dass sie ebenfalls nicht gewillt ist, mit einem ungehobelten Greis wie mir verheiratet zu werden, habe ich ihrem Stiefvater nahegelegt, sie einstweilenhier in der Lehre zu lassen. Mag sich später ein anderer, unglückseliger Mann das Kreuz aufbürden, sie zu ehelichen.» Er grinste unvermittelt. «Hoffentlich ist es mir vergönnt, dabei zuzusehen.» Ohne Mira erneut anzusehen, ging er zur Tür, nickte Adelina und Neklas jedoch freundlich zu. «Gehabt euch wohl. Es wird Zeit, dass ich mich wieder meinen Pflichten widme.»
    Als er verschwunden war, schüttelte Adelina verwirrt den Kopf. «Das ist ja ungeheuerlich!», murmelte sie und wandte sich Mira zu, deren Gesichtsfarbe mittlerweile ein noch dunkleres Rot angenommen hatte. «Du wusstest die ganze Zeit, dass er es ist, und hast mir nichts gesagt?»
    Mira nestelte verlegen an ihrer Schürze herum. «Ich hab mich nicht getraut, Meisterin. Am Anfang nicht, weil ich dachte, er will Euch etwas Böses und dann, als ich erfuhr, dass er Euer Bruder ist, konnte ich es Euch erst recht nicht mehr sagen.»
    «Ungehobelter Greis?» Neklas schaute sie fragend an.
    Mira biss sich auf die Unterlippe.
    «Kind, er mag vielleicht etwas raue Manieren haben, aber er ist gerade zwei Jahre älter als deine Meisterin. Noch keine dreißig.»
    Nun schob Mira trotzig das Kinn vor. «Selbst wenn er erst zwanzig wäre. Einen Mann wie ihn könnte ich niemals heiraten.»
    «Also gut, sprechen wir nicht mehr davon.» Adelina seufzte. «Dann geh jetzt hinüber in die Apotheke. Ich kann zwar selbst noch nicht wieder mitarbeiten, aber bis ich ausgesegnet bin, sollten du und Griet zumindest die einfachen Arzneien wieder zum Verkauf anbieten.»
    «Ja, Meisterin. Sofort.» Mira schien froh zu sein, der Küche entfliehen zu dürfen.
    Neklas blickte ihr hinterher. «Dein Bruder war also auf der Suche nach einer adeligen Ehefrau.»
    «Er ist ehrgeizig», antwortete Adelina und streichelte Katharina über die Wange, woraufhin diese leise gurrende Laute ausstieß. «Aber dass er nicht auf dem Ehevertrag besteht, finde ich sehr großherzig.»
    «Ach ja?»
    «Du etwa nicht?»
    Neklas verzog skeptisch die Lippen. «Ich weiß nicht. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.»
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Historische Nachbemerkung
    Bei der Suche nach einem passenden historischen Hintergrund für diese Geschichte stieß ich in der Kölner Stadtchronik auf einen Eintrag zum 20. August 1400. An jenem Freitag erklärte der Erzbischof Johann von Mainz auf dem Gerichtstag in Oberlahnstein in seinem und im Namen aller Kurfürsten König Wenzel für abgesetzt. Er sei ein «unnützer, fauler, unachtbarer Minderer und unwürdiger Verwalter des Reiches» gewesen. An seiner Stelle wurde schon am darauffolgenden Tag der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz zum neuen König und zukünftigen Kaiser gewählt.
    Diesen Eintrag fand ich zunächst nicht sonderlich erstaunlich. Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich jedoch eine weitere Textstelle, die sich auf den Zeitraum vom 20. August bis zum 12. September 1400 bezog und in der beschrieben wird, dass ein Kleriker in Köln verhaftet und vom Schöffengericht zum Tode durch den Galgen verurteilt worden war. Der Offizial des Erzbischofs entsandte daraufhin seinen Schreiber zur Hinrichtungsstätte, der dem Richter befahl, jenen Kleriker umgehend in den Kerker des Domes zu überstellen. Der Richter beugte sich der Anordnung, wurde jedoch, ebenso wie die Schöffen, vom Erzbischof gebannt, was in der Stadt großen Zorn erregte. Am 12. September wurde der Kleriker dann vor dem Dom auf die Schandleiter gesetzt.
    Mehr Informationen zu dem Vorfall konnte ich der Chronik nicht entnehmen. Auch andere Bücher brachten keine weiteren Details zum Vorschein. Leider war es mir durch den Einsturz des Kölner Stadtarchivs im Jahr 2009 nicht möglich, dort nach weiteren Einträgen, zum Beispielin Gerichtsakten oder Ratsprotokollen, zu suchen. Es wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis diese wertvolle Fundgrube der

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