Fridolin zieht nach Berlin
als sie den Fisch in das Netz werfen sollte.
Mike hatte darüber so laut lachen müssen, dass ihr Lachen als Echo zu ihnen zurückkehrte.
„Aber sie schmecken nun einmal so gut aus der Spree“, hatte Mike gemeint und das Fangnetz unter den Fisch gehalten.
Anna war davon anscheinend nicht sehr überzeugt. Sie hatte das Gesicht verzogen, sich geschüttelt und irgendetwas von Fischstäbchen gemurmelt, die auch nicht schmecken würden.
„Fischstäbchen sind cool“, war Mikes Antwort gewesen. „Besonders dann, wenn man dazu Kartoffelpüree isst.“
Annas Gesicht hatte sich wieder verzogen: „So etwas isst du?“
„Und noch viel mehr“, grinste Mike und hatte das Thema dann nicht weiter vertieft, sondern weiter geangelt.
Als nicht mehr stehen wollten, saßen sie zusammen am Ufer und streckten ihre nackten Füße ins Wasser. Da waren Mike zum ersten Mal – ganz zaghaft und leise und kaum zu verstehen – die Worte herausgerutscht: „Ich mag dich sehr.“
Anna hatte mit dem Wasser gespritzt und dann zu Mike geschaut. Sie hatte dabei ganz sonderbar gelächelt. So vergnügt und erleichtert, dass es in ihren Augen richtig gefunkelt hatte.
„Ich meine das ehrlich.“
„Ich weiß“, war die Antwort von Anna gewesen, die dann lauthals lachte, als wieder ein Fisch anbiss.
Nachdem sie das arme Tier aus dem Wasser gezogen und das Fangnetz wieder neben sich gelegt hatten, nahm Mike noch einmal ihren ganzen Mut zusammen und fragte: „Sind wir eigentlich Freunde?“
Anna hatte nicht lange überlegt, sondern gleich genickt: „Ja, das sind wir.“
„Wow“, sagte Mike und warf sich Anna dann ganz doll um den Hals.
So doll wie sie Anna gedrückt hatte, hatte sie noch nie zuvor in ihrem Leben einen Menschen gedrückt.
Und das Gefühl, als ob tausend Schmetterlinge durch ihren Bauch fliegen würden, war so herrlich, dass sie sich immer wieder über den Bauch streicheln musste, um sich zu vergewissern, dass dieses Gefühl auch tatsächlich da war.
„Da wir jetzt beste Freundinnen sind“, hatte Anna gemeint, „darf ich dich doch um etwas bitten, oder?“
„Klar.“
„Wenn du einmal Probleme hast, dann lauf nicht vor ihnen weg. Ich komme dir dann immer so schwer hinterher!“
Mike prustete vor Lachen: „Versprochen!“
Endlich angekommen
Ach ja. Wie sich die Dinge doch manchmal ändern.
War Fridolin vor ein paar Tagen noch betrübt und traurig gewesen, dass die Hunde kaum mit ihm sprachen, die Menschen ihn ignorierten und seine Freunde viel zu weit weg waren, fühlte er sich an diesem Morgen so ausgelassen und fröhlich, dass er freudestrahlend aus seinem Napf fraß und einige Augenblicke später schwanzwedelnd Wasser schlürfte.
Ja, er hatte sich richtig eingelebt – über Nacht, wie er immer betonte.
Natürlich vermisste er Ernesto, Rammler Rocky und Ratte Rambo noch immer – und besonders Fifi. Doch es war ja nicht mehr so schlimm. Denn Ilse war ein richtig netter Papagei und Mathilda so freundlich und zugewandt, dass sie sogar ihr Hab und Gut mit Fridolin teilen wollte.
Dann waren da ja noch die vier Marderjungen. Freche Lümmel und niedliche Mädchen, die sich balgten, freuten und die Natur genossen, so wie sie war.
Und selbst die Golden-Retriever-Dame, der Fridolin so unhöflich davongelaufen war, um Mathilda zu retten, hatte sich als Lady vorgestellt und war eine vorzügliche und wunderbare Freundin. Sie hatte einen hintergründigen Humor und verstand es spielerisch, Fridolin um die linke Pfote zu wickeln.
Ach, Berlin war ja gar nicht so schlecht!
Natürlich hatte es viele Veränderungen gegeben und auch waren Abenteuer auf Fridolin zugekommen, die er so nicht erwartet hatte. Aber schön war es trotzdem, zu bemerken, wie man selbst zu wachsen begann und anfing, hinter Dinge zu schauen, die man vorher für unmöglich gehalten hatte.
Fridolin fand auch, dass Anna sich vorzüglich entwickelt hatte. Sie war so anders, so aufgeweckt und fröhlich, wie sie es in Bömsen niemals gewesen war. Sie interessierte sich plötzlich für ganz andere Dinge, für Bücher und Zeitschriften, die sie vorher nicht einmal mit der Kneifzange angefasst hätte. Ja, es war richtig schön zu sehen, dass sie ebenfalls in Berlin angekommen war.
Oliver hatte damit gar keine Probleme gehabt, wie es schien. Er war richtig dicke mit Justin befreundet, spielte Fußball mit Leidenschaft und begann sogar, Hertha BSC Berlin ganz gut zu finden.
Und die Eltern von Oliver und Anna? Die hatten noch einige Zeit mit
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