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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehen wäre.
    »Warum nicht?« Sie ließ den Apparat sinken und baute sich breitbeinig vor mir auf, wobei sie sich ein wenig in den Hüften wiegte und mich spöttisch musterte.
    Schlecht sah sie wirklich nicht aus. Die halblangen schwarzen Haare waren zu Locken gedreht und wirkten wie eine Frisur, der es Spaß machte, sich gegen den Sturm zu stemmen. Das Gesicht unter den Locken war schmal, die Wangenknochen traten etwas schärfer hervor, die Lippen zeigten eine gewisse Fülle, waren gleichzeitig auch spöttisch verzogen, wobei das kleine, aber energisch hervorspringende Kinn auf ein gewisses Durchsetzungsvermögen hinwies. Die Figur hielt sich zwar unter dem Pullover versteckt, aber was sich da so andeutete, wenn der Wind das Kleidungsstück gegen den Körper drückte, das war nicht von schlechten Eltern.
    »Sie starren mich nur an und haben mir noch keine Antwort auf meine Frage gegeben«, beschwerte sich die Frau.
    »Ich bin eben fotoscheu.«
    »Wie alle Bullen.«
    »Mögen Sie keine Polizisten?« erkundigte ich mich.
    Da wiegte sie den Kopf, sah zu, wie ich meinen Wagen abschloss und meinte dann: »Kommt ganz darauf an.«
    Ich ließ den Schlüssel verschwinden, ging auf sie zu und sagte: »Da Sie meinen Namen inzwischen kennen, bin ich direkt begierig zu erfahren, wie ich Sie nennen darf.«
    »Wieso?«
    »Na ja, Sie scheinen irgendwie etwas mit meinen Eltern zu tun zu haben, Miss.«
    »Ich nicht.«
    »Sondern?«
    »Mein Boss Lee J. Floren.« Sie sagte dies in einem Tonfall, als müsste jeder ihren Chef kennen.
    Ich hob die Schultern. »Tut mir leid, aber damit kann ich nichts anfangen.«
    »Jetzt knutscht mich aber ein Zebra. Lee J. ist ein Begriff. Auch in London.«
    »Vielleicht J.R.! Wissen Sie, der von den Ewings…«
    »Ach, hören Sie auf. Sie wollen mich nur auf den Arm nehmen. Lee J. ist ein Baulöwe. Touristik, verstehen Sie. Und wir werden auch Teile von Schottland erschließen. Da gibt es ja irre Feriengebiete, sage ich Ihnen.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Ist es nicht eine Schande, wenn die unbenutzt liegen bleiben. Da können sich Großstädter erholen, Natur tanken, wie wir es auf unseren bereits gedruckten Broschüren geschrieben haben…«
    »Und deshalb zerstören Sie die Umwelt.«
    »Ach, das bisschen Sträucher und Moor.«
    »Was sagt denn mein Vater dazu?« fragte ich.
    Ihr Gesicht verschloss sich. »Der alte Sinclair, entschuldigen Sie, ist ein sturer Bock. Überhaupt nicht aufgeschlossen. Er hat eine Initiative gegründet, die uns noch das Leben schwer macht. Aber der industrielle Fortschritt ist nicht aufzuhalten, wir kriegen das Land, das wir brauchen, und wir bauen die Häuser dorthin.«
    »Also ich kenne meinen Vater länger als Sie und wäre mir da nicht so sicher. Aber das ist Ihr Bier. Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Modesty Blaine.« Sie hob den Arm und spreizte einen Zeigefinger ab. »Merken Sie sich diesen Namen gut, Polizist. Ich komme noch mal groß raus.«
    »Als was?«
    »Als PR-Tante.«
    Ich grinste. »Ja, dann strengen Sie sich an.« Dann wechselte ich das Thema. »Übrigens, wer ist eigentlich der Supermann in der grauen Uniform?«
    Modesty Blaine drehte sich um. »Das ist Slezak. Lee J.'s Chauffeur. Ehemaliger Einzelkämpfer. Ein Bulle von einem Mann. Der haut Ihnen die Ohren weg, dass Sie aussehen wie 'ne Rolle Pfefferminz. Ein unheimlich harter Knochen.«
    »Mir kommt er eher vor wie dehnbares Weingummi.«
    »Wieso denn das?«
    »Ohne Rückgrat. Macht nur das, was man ihm befiehlt.« Ich nickte der forschen Lady zu. »Vielleicht sieht man sich noch, meine Teure.« Dann ließ ich sie stehen.
    Dicht ging ich an Slezak vorbei. Er schaute stur geradeaus, würdigte mich mit keinem Blick. Unter beiden Schultern sah ich Ausbuchtungen, demnach trug er zwei Waffen bei sich. Ich merkte es mir.
    »John!« Eine mir wohlvertraute Stimme ließ mich herumfahren. Meine Mutter hatte gerufen. Sie stand vor der Tür. Ich ging die Treppe hoch, um sie in die Arme zu schließen.
    Es wurde wie immer eine herzliche Begrüßung. Meine Mutter hing sehr an mir, und es wäre ihr am liebsten gewesen, wenn ich auch hier in Lauder gewohnt hätte. Das ließ sich nur nicht machen. Mein Wohnort war und blieb London.
    »John, mein Junge, komm lass uns ins Haus gehen.« Sie freute sich riesig, dass sie mich nach so relativ kurzer Zeit schon wiedersah, denn ihr Geburtstag und damit die Sache mit den ewigen Schreien lag erst einige Monate zurück.
    »Diese Frau ist falsch«, flüsterte sie mir ins Ohr,

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