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Friedhof für Verrückte

Friedhof für Verrückte

Titel: Friedhof für Verrückte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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gerade bereit machen, das Make-up herunterreißen und als ich selber wieder auftauchen, als etwas geschah.«
    »Was denn?«
    »Ich entdeckte, daß ich die Macht genoß.«
    »Was?«
    »Die Macht. Ich hatte Geschmack an ihr gefunden. Börsenmakler, Firmenmanager, der ganze Mist. Unglaublich. Ich war trunken davon! Es machte riesigen Spaß, das Studio zu leiten, Entscheidungen zu treffen, und das alles ohne Vorstandssitzungen. Alles nur mit Hilfe von Spiegeln, Echos, Schatten. All die Filme produzieren, die schon vor Jahren hätten gemacht werden sollen, aber nie entstanden sind! Mich selbst, mein eigenes Universum wieder aufbauen! Meine Freunde, meine Kreaturen neu erfinden, neu erschaffen. Das Studio sollte sowohl mit Geld, als auch mit Fleisch und Leben und Blut bezahlen. Herausfinden, wer für die Zerstörung meiner Tiere verantwortlich war, und dann, dann, einen nach dem anderen dieser Nichtskönner zerquetschen, die Kohorten von Ignoranten, Jasagern und Blödmännern zu Brei schlagen. Das Studio hatte mich herumkommandiert, jetzt würde ich das Studio herumkommandieren. Mein Gott, ich begreife jetzt, warum Louis B. Mayer unerträglich war, warum die Warner Brothers sich Nacht um Nacht mit Filmen gedopt haben. Wer noch nie ein Studio befehligt hat, alter Knabe, der weiß nicht, was Macht ist. Man ist nicht nur Herr über eine Stadt oder ein Land, son dern über eine Welt jenseits dieser Welt. Du sagst ›Zeitlupe‹ – und die Leute bewegen sich langsam. Du sagst ›schnell‹ – und die Leute springen den Himalaya hinauf und stürzen sich in ihre Gräber. Und das alles nur, weil du die Szenen geschnitten, die Schauspieler dirigiert hast, die Anfänge der Geschichten angeordnet und die Schlüsse vorgeschlagen hast. Nachdem ich einmal damit angefangen hatte, verbrachte ich jede Nacht auf Notre Dame; ich lachte über die Bauern dort unten, dezimierte die Schwächlinge, die Knirpse, die meine Freunde verletzt und den Kreisel in meiner Brust zum Stillstand gebracht hatten. Jetzt drehte sich der Kreisel wieder, wenn auch einseitig, mit verbogener Achse. Schau dir an, was ich da draußen getan habe, beinahe alles habe ich einreißen lassen. Das Monster fing damit an, doch ich habe es zu Ende geführt. Dabei wußte ich genau, wenn ich damit nicht aufhörte, könnte ich mich bald zur Klapsmühle karren und mir die Paranoia abzapfen lassen. Und dann lag das Monster vor meinen Augen im Sterben; es bat mich um eine letzte Sitzung mit dem Priester und den Glocken und den Kerzen und der Beichte: es bettelte um Vergebung. Ich mußte ihm sein Studio zurückgeben, damit man es dir vermachen konnte.«
    Roy verstummte und leckte sich die fürchterlichen Lippen.
    »Eine Sache, mehrere Sachen sind noch nicht geklärt …«, sagte ich.
    »Was denn?«
    »Wie viele Leute hat Arbuthnot in den vergangenen paar Tagen umgebracht? Und wie viele Leute …« Ich konnte es nicht über die Lippen bringen.
    Roy sagte es an meiner Stelle: »Wie viele hat Roy Holdstrom, das Monster Nummer zwei, umgelegt?«
    Ich nickte.
    »Clarence habe ich nicht umgebracht, falls du das befürchtet hast.«
    »Gott sei Dank.«
    Ich schluckte schwer und sagte dann: »Zu welchem Zeitpunkt … o Gott … wann …?«
    »Wann was?«
    »Zu welcher Stunde … an welchem Tag … hörte Arbuthnot damit auf … und wann übernahmst du seine Rolle?«
    Jetzt war es an Roy, hinter dem abgestreiften Gesicht zu schlucken.
    »Als das mit Clarence war. In den Katakomben hörte ich Stimmen aus dem Telefonnetz, an jeder unterirdischen Kreuzung. Stimmen, die direkt durch die Gewölbe kamen. Ich nahm Hörer ab, zog mich wachsam zurück, auf diese oder jene Art verfolgte ich die Schatten, die zur Beerdigung unterwegs waren, oder ich hielt mich verborgen. Fünf Minuten, nachdem das Monster Clarences Apartment verwüstet hatte, wußte ich, daß es Clarence erwischt hatte. Aus sicherer Entfernung sah ich Doc durch die Tunnel eilen und Clarence zu irgendeiner vergessenen Krypta schleppen. Und ich wußte, sie würden bald herausfinden, daß ich noch am Leben war, wenn sie es nicht schon längst vermuteten. Ich fragte mich, ob sie jemals im Verbrennungsofen nachgesehen hatten, wo nicht meine echten Knochen, sondern nur mein nachgemachtes Skelett lag. Und dann: du! Du kanntest Clarence. Möglicherweise hatten sie dich in seinem Apartment oder in meiner Wohnung gesehen. Zählten sie eins und eins zusammen, würden sie dich lebendig begraben. Du siehst also, ich mußte die Angelegenheit selbst

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