Friedo Behuetun 02 - Dunkles
Überlebenschance?«
Ein trockenes Lachen war die Antwort, Ausdruck der Hilflosigkeit.
»Nicht mal mit Helm, definitiv. Bei so was ist jeder Kopf Matsch.«
»Außerdem«, fuhr der Spezialist nach einer kurzen Pause fort und führte Jaczek wieder nach vorn, »dürften auch die restlichen Knochen ziemlich kaputt sein.« Und er deutete auf die Frontscheibe. »Die hat es nach innen gedrückt. Eher punktuell. Also wahrscheinlich mit der Schulter, vielleicht auch mit Becken oder Knie. So einen Schlag hält kein Knochen aus.«
Peter Jaczek bedankte sich. Aber für was eigentlich? Für grausame Informationen, und die auch noch kalt präsentiert?
Damit war das Gespräch beendet.
Sein Telefon klingelte. Er lauschte kurz und antwortete dann:
»Ja, ich komme.«
Auch P. A. war zunächst im Labor gewesen, in Erlangen, an der Uni.
Sie könnten noch gar nichts sagen, meinten die.
Konnten sie aber doch. Nämlich, dass es zweifelsohne Blut war, was sich dort auf dem Weg befand. Und zwar eindeutig menschliches. Genaueres aber gebe es frühestens morgen. Mehr wollte er gar nicht wissen.
Und auch die von der Spurensicherung konnten eigentlich noch nichts Abschließendes sagen, berichteten dann aber doch, was sie schon herausgefunden hatten. Unter Vorbehalt: DasFahrzeug, das die Person erwischt hatte – das hatte eine erste Analyse der Spuren ergeben – war aus Richtung Steinach oder Großgründlach gekommen – woher genau wusste man nicht, denn die Wege aus beiden Orten liefen unterwegs zusammen – und in Richtung Kleingründlach unterwegs gewesen. Aus welchem Ort es nun tatsächlich angefahren kam, würden sie noch versuchen herauszubekommen, sie mussten dazu noch die Wege untersuchen. Und sie wären da ganz optimistisch, denn das Fahrzeug sei ziemlich schnell unterwegs gewesen, zumindest zum Zeitpunkt des Aufpralls. Also wahrscheinlich auch vorher schon. Und da beide Wege geschottert waren und jeder zumindest eine engere Biegung aufwies, würden sie sicher noch Spuren finden. Ergebnisse aber nicht vor morgen.
Das Unfallopfer, auch hierfür hatten sie schon erste Anhaltspunkte, musste dem Auto entgegengekommen sein und wurde frontal erfasst. Das war wohl aus der Art der Blutflecken und aus deren Verteilung zu erschließen. P. A. hatte keine Ahnung, wie man das feststellen konnte, doch die Leute machten ihre Arbeit immer gut. Sie war gutachterfest. Das Opfer habe auf dem Feldweg auf dem Rücken gelegen. »Wir werden jetzt noch das Rad untersuchen, sobald wir es haben«, sagte einer der Spezialisten, »dann kriegen wir auch hier Sicherheit – wenn es zum Opfer gehört.« Auch eine Bremsspur hatten sie im Schotter gefunden. Kurz aber heftig gebremst. ABS. Das hinterlässt ganz typische Spuren. Und auch hierzu konnten sie noch eine Angabe machen: Zwischen 50, 55 bis maximal 60 Kilo habe das Opfer gewogen.
P. A. ging hinaus, sah sich den Himmel an. Früher hätte ich jetzt eine geraucht, dachte er und steckte die Hände in die Hosentaschen. So ein kleines, kurzes Leben … und dann macht es »wutsch« – und futsch.
Sein Telefon klingelte. Er lauschte kurz und antwortete dann:
»Ja, ich komme.«
Er schrie nicht. Er fiel sachte, wie ein Baum fällt.
Ohne das leiseste Geräusch fiel er in den Sand.
Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz
7. Kapitel
Kommissar Behütuns bog in den Mühlweg ein. »Am Mühlweg« hieß das hier, doch wo waren die Mühlen? Weit und breit war keine zu sehen, es hatte wohl hier auch noch nie eine gegeben. Hier war ja nicht einmal ein Bach. Warum also »Mühlweg«? »Müllweg« hätte vielleicht besser gepasst, dachte der Kommissar, als er sich umsah. Er stellte sein Auto ab. Rechts stand ein gemauerter Schuppen, ehemals weiß, mit Ziegeldach, links weit umzäuntes Gelände. »Dynamo Dresden Zone« stand an der Schuppenwand, in großen Buchstaben aufgesprüht. Davor eine Bank, darunter eine Flasche Jim Beam, leer, das Etikett halb abgerissen und schon ziemlich verwaschen. Ein großer Holunderbusch neben der Bank. Der Schuppen hatte seitlich zwei dunkle Tore.
Kommissar Friedo Behütuns war ausgestiegen und ging ein paar Schritte zu Fuß. Rechts der Straße und hinter dem Schuppen ein Stoppelfeld, das Korn hier schon geerntet. Die Straße geflickt und an vielen Stellen aufgebrochen. Ziemlich kaputt. Das erinnerte Friedo Behütuns an die Straßen von früher, Sommerstraßen und Radwege der Kindheit – waren die nicht immer so gewesen? Irgendetwas blitzte auf jeden Fall bei ihm auf, eine
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