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Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Titel: Friedo Behuetun 02 - Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Ahnung nur, ein Hauch, fast unbemerkt. Dann war es wieder fort. Keine Zeit.
    Hinter dem Feld die Autobahn, die A 73. Nah und laut tobte dort ein Auto nach dem anderen vorbei. Die Straße, auf der er sich befand – nein, hier hatte wirklich nie und nimmer eine Mühle gestanden! –, führte direkt nach Steinach. Das war Fürther Gebiet. Also nicht seine Zuständigkeit. Ihm war das egal. Irgendwo hier musste er diesen Moshir finden, denTypen, zu dem das Mädchen, Karin, angeblich gewollt hatte. Vielleicht. Zwei Mal vielleicht: Vielleicht finden und vielleicht gewollt hatte. Sein Gehirn korkste schon wieder, und das machte ihm Spaß. So hatte er es bei Weitem am liebsten. Aber er hatte das nicht im Griff, er konnte es einfach nicht steuern. Entweder es korkste oder nicht. Und er genoss es, wenn es so war, wenn es korkste. Meistens ließ er es dann einfach laufen, neugierig, was geschah.
    Schienbeinhoch standen die ährenlosen Halme noch auf dem Kornfeld, nur alle schräg gelegt durch das Dreschen. Die Bauern brauchen das Stroh nicht mehr, dachte Behütuns, sie pflügen es später unter. Er lief ein Stück die Straße entlang und sah sich um. Drüben, wo es unter der A 73 hindurch nach Herboldshof ging – jenseits der Autobahn, hinter Bäumen, sah man die Dächer des Ortes –, standen Hallen zum Trocknen des Tabaks. Hallen? Behütuns hatte keine Ahnung, wie man diese Bauwerke nannte. Sie nennen sollte. Es waren lang gezogene, vielleicht drei oder vier Meter breite Gebäude aus Holzgestellen mit halbrunden Dächern, eigentlich Gerippe, nur mit Folie überzogen. Die Folie war vielleicht einmal transparent gewesen, heute war sie gelb. Wahrscheinlich schon mehrere Jahre alt. Auch eingerissen an manchen Stellen, eher gebrochen, wie alte Folie das tat. Entlang der Straße eine Reihe alter, mächtiger Pappeln. Behütuns lief den Mühlweg in Richtung Steinach. Links zog sich mannshoher Maschendrahtzaun hin.
    Was war das dahinter für ein Gelände? Der Zaun sichtlich schon in den Jahren und an etlichen Stellen ausgebeult. Brombeeren durchwucherten ihn, und auf dem Streifen dahinter standen überall wilde, erst mehrjährige Birken – der erste Baumbewuchs oft auf Brachen, die Samen der Birken flogen leicht und weit. Dahinter eine lange, ganz offensichtlich leer stehende Halle. Oder nicht genutzte. Ein Schild daran, »R+W«, die Buchstaben ehemals rot auf Weiß, jetzt verblichen und verwaschen. Ein kleines Schild am Zaun: »Bitte beachtenSie ab 1. 10. unsere neue Anschrift. Rohrinnensanierung«, und dann die neue Adresse. Behütuns musste dieses Wort drei Mal lesen, bevor er es verstand. Erst las er es immer als ›Rohr-Rinnen-Sanierung‹. Nur – darauf konnte er sich keinen Reim machen. Dann wurde ihm die Bedeutung klar.
    Als Nächstes kam eine Einfahrt, davor ein Zaun, lose gespannt, stark ausgebeult und verbogen, die Haltestangen im Einfahrtsbereich verankert in mit Beton ausgegossenen alten Reifen, dahinter weitere LKW-Reifen, liegend, wie als Sperren, und bepflanzt. Überall brach Gras aus dem Asphalt. Hier war schon lange kein Auto mehr gefahren. Durch die Einfahrt ein Durchblick nach hinten auf einen Park- und Lagerplatz. LKWs standen dort und etliche Container. DPD in Weiß, Central Trailer und Rentco in Blau. Da sah alles sehr aufgeräumt aus.
    Jenseits der Einfahrt eine weitere Halle, darauf groß eine »36«, auch diese anscheinend leer: Wilder Wein war, von außen kommend, in die Halle hineingewachsen. Üppig wucherte er hinter den flächigen Milchglasscheiben im oberen Geschoss. Jenseits dieser Halle ein Zaundurchlass, offenbar genutzt als Einfahrt und breit genug für die LKWs. Hier also fuhren sie mit den Containern hinein.
    Dann wieder Zaun, an dessen Ende ein Stromleitungsmast – ein Holzständer noch, mit schräg angelegter Stütze. Ein Schild am Zaun, »Wasserschutzgebiet«, anschließend ein Tabakfeld, hüfthoch hier die Pflanzen.
    Behütuns ging zurück zu seinem Wagen. Drüben sah er den Kirchturm von Großgründlach, der aus der Landschaft lugte, und in der Schmalau, dem Industriegebiet hinter den leeren Hallen, stand ein riesiger hellblauer Kubus. Wohl eine Lagerhalle. Behütuns sah auf die Uhr. Es war kurz vor zwei.
    Der Innenraum des Autos war inzwischen drückend heiß, die Sonne knallte darauf. Der Kommissar startete seinen Wagen und rollte langsam, mit geöffneten Fenstern, auf die Einfahrtzu. Fuhr hinein und folgte den ausgefahrenen Spuren. Der Schotter knirschte unter seinen Reifen. Zwischen

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