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Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Titel: Friedo Behuetun 02 - Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Zusatzannahmen, die das Ganze verkomplizieren? Und für die wir vor allem überhaupt keinen einzigen Anhaltspunkt haben? Zumindest bis jetzt?«
    »Aber es ist denkbar«, beharrte Jaczek.
    »Ja«, antwortete Behütuns unwillig. »Theoretisch alles richtig. Aber erst einmal wenig plausibel, oder? Also!« Und wollte das damit wegwischen.
    »Machen wir jetzt hier solide und fundierte Polizeiarbeit, oder ist das nur ein Krimi?«, konterte Jaczek.
    Behütuns gab sich geschlagen. »Also nehmen wir das mit auf, ins Protokoll sozusagen: Machen wir einen zweiten Fragenkomplex auf: Welche Personen könnten ein Motiv haben, Karin – wie hieß sie noch gleich einmal weiter? – totzufahren, also umzubringen?« Und damit betrachtete er den Einwand als abgeschlossen.
    »Karin Lempert«, korrigierte ihn Jaczek.
    Das ging dann noch eine Weile so hin und her zwischen den vieren, und man klopfte nacheinander alles ab. Ergebnis der Tiefgaragensitzung im Bulli:
    – War es ein Unbekannter oder mehrere Unbekannte, dann wusste und hatte man gar nichts.
    – War es der Vater, der sich ja seit einiger Zeit wieder ganz in der Nähe aufhielt und der als Kfz-Mechaniker den Geländewagen sicher hätte knacken können, ergäbe die Sache vielleicht Sinn: Er wollte zu seiner Tochter, die er via Handy nicht mehr erreichen konnte, und vielleicht mit ihr reden. Und dann ist etwas Dummes passiert. Aber warum hätte er dafür ein Auto knacken sollen? Und wieso dort? Das Ganze war als Theorieansatz sehr unbefriedigend. Aber man würde seine Klamotten und seine Bleibe untersuchen müssen. Und ihn erst einmal befragen.
    – War es der Perser, der ja auch ganz sicher Autos knacken konnte, dann hatte er vielleicht dem Mädchen das Handy bringen wollen, und es ist dabei etwas Blödes passiert? Dagegen aber sprach sein offenbar ehrliches Entsetzen. Egal. Sie hatten ebenfalls seine Klamotten und seine Werkstatt zu untersuchen, vielleicht gab es da ja irgendwo Blut. Und sie müssten am Brandort des Autos nach Spuren suchen, die auf ihn hinwiesen, denn er hätte ja irgendwie den Brandort verlassen müssen. Zu Fuß, daran bestand, genauso wie bei dem Vater, kein Zweifel. Das Gleiche galt auch für Kollitz, diesen Typen vom Möbelunternehmen:
    – War es Kollitz – und damit waren sie bei der nächsten Variante –, und hätte der den Diebstahl des Geländewagens nur vorgetäuscht, müssten sich auch hier Spuren finden lassen. Vielleicht in seinem Zimmer in der Luise ? Warum überhaupt hatte der, neben seinen Sportsachen, keine weiteren Klamotten dabei? Hatte er die vielleicht irgendwo entsorgt? Man hat doch, wenn man zwei, drei Tage unterwegs ist, Kleidung zum Wechseln dabei, oder? Alles andere ist doch nicht glaubhaft. Außerdem: Der Mann war fit wie ein Turnschuh, liefMarathons, trainierte offensichtlich täglich. Der hätte locker die Strecke vom Brandherd zurücklaufen können. Seine Sportsachen waren ja schon im Labor und wurden auf Spuren hin untersucht. Aber ein Motiv?
    – Und schließlich, der Vollständigkeit halber, Jaczeks Einwand, es könne Mord gewesen sein. Auch hier aber, mussten sich alle eingestehen, hatten sie nichts.
    Ergebnis war: Die vier tappten im Dunkeln. Und tappten schließlich auch im Dunkeln aus der Tiefgarage hinaus. Sie waren nicht sehr zufrieden. Als sie aus dem Aufzug traten, empfing sie der Sommerabend wie ein zu heißes Bad. Behütuns schwitzte augenblicklich. Die Sonne war immer noch nicht untergegangen, der Himmel leuchtete in seiner ganzen Breite.
    »Sollen wir noch packen?«, fragte P. A. Jaczek, wie man als Gast die Gastgeberin fragt, ob man in der Küche helfen solle. Mit Grauen dachte er an die stickige Wohnung und an die Umzugskisten.
    »Nein, lass mal«, antwortete Jaczek, »ich mach heute nichts mehr.«
    »Wir sollten vielleicht morgen mal Frau Klaus fragen, ob er nicht jemanden ausfindig machen kann, der womöglich in der Nacht an diesem Lonely-Hearts-Treff war und etwas gesehen hat«, überlegte Dick, als sie an der Türe waren.
    Keine schlechte Idee, dachte sich Behütuns.
    Dann gingen die vier auseinander. Die meisten heim. Jaczek in seine halb aufgelöste Wohnung zu den Kartons, P. A. zu seiner Lebensgefährtin und Dick zu seiner Familie. Da musste er sich dann wieder auf die Erde legen und mit seinem Nachwuchs Lego spielen. Füße hochlegen, Fernseher anmachen oder in aller Ruhe ein Bier war da nicht.

Und als ich in den Garten kam, war ein Unglück geschehen.
    Hermann Hesse, Tessin
    11. Kapitel
    Kommissar

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