Friendzone oder Sexzone oder Wie werd ich bloß den Trottel los? (German Edition)
reagierte nicht. Er flüsterte weiter. Ich hatte das Gefühl, er würde in einer fremden Sprache sprechen. Er flüsterte schnell, machte dann kleine Pausen und schoss dann wieder ein paar Sätze, die wie ein Fauchen klangen, heraus.
Dann zuckte er komisch und drückte sein Kinn ganz fest in die Mulde. Er biss sich mit einem festen Knacken auf die Lippen, sie platzten auf und ich sah, wie etwas Blut an seinen Lippen herabrollte und in die Mulde floss. Spätestens jetzt bekam ich richtig Angst, und ich wollte mich gerade losreißen, da öffnete er die Augen und sagte:
„Spürst du es?“ Er wirkte klar und kontrolliert. Ich horchte in mich hinein. Ich spürte aber nichts. Ich schüttelte den Kopf.
„Warte noch einen Moment!“, sagte er und schloss wieder die Augen. Ich tat ihm den Gefallen. Ein letztes Mal. Tom konzentrierte sich wieder, umklammerte mich fester, aber diesmal sagte er nichts.
Ich sah es nicht, aber diesmal roch ich es. Der Nebel über dem dunklen See kam wieder näher. Fast schon bedrohlich schob er sich über die kleinen Wellen, quoll zu einer kleinen Wolke heran und umschloss die Insel ganz. Ich konnte das Ufer nicht mehr sehen. Tom versteifte sich. Auch ich spürte, wie eisige Kälte über meinen Rücken kroch.
„Es kommt!“, sagte er und riss die Augen auf. Starr glotzten sie mich an. Er spuckte vor Aufregung etwas Blut über den Stamm. Was soll kommen?, fragte ich mich. Und diesmal schrie ich: „Was soll das? Ich will weg!“
Ich war der Situation längst überdrüssig. Der Nebel macht mir furchtbare Angst und Toms Verhalten erst recht. Ich wollte diesen ganzen Schwachsinn beenden. Ich versuchte, mich von Tom loszueisen, als ich es spürte. Es kam wirklich etwas. Ich spürte eine Strömung vom See und vom Nebel ausgehend auf uns zu kommen. Kraftvoll, unnachgiebig und mächtig. Eine seltsame Kraft ergriff Besitz von mir.
Mein ganzer Körper wurde von ihr durchflutet, wie zuvor beim Sex mit Tom, nur besser. Stärker, härter, intensiver. Diese Kraft war viel fester und fordernder. Wie brodelnde, heiße und energiereiche Lava, die in jede meiner Poren eindrang. Ich spürte ein tiefes, warmes Glühen in meinem Bauch. Ich fühlte mich kräftig, stark und nahm alles um mich herum in einer nie gekannten Schärfe wahr.
Trotz der Dunkelheit sah ich plötzlich Tiere am Ufer und Fische im Wasser, sah ihre Lebensadern purpurn pulsieren und konnte fühlen, wie viel Leben in ihnen steckte. Ich fühlte mich großartig.
Dann plötzlich, als würde ein gigantisches Magnetfeld an mir ziehen, spürte ich die Kraft, die sich gerade in mir gesammelt hatte, aus mir herausströmen. Sie floh regelrecht aus meinem Körper und schien nur ein tiefes, dunkles und schwarzes Loch zu hinterlassen. Etwas anderes machte sich in mir breit. Und das war stechend kühl, hartnäckig und beißend.
Ein nun unangenehmes, schreckliches Gefühl, etwas, das mich zu treiben schien, etwas, das meinen Bauch gnadenlos aushöhlte. Es zog an mir und ich merkte, dass ich mich veränderte. Ich sah, dass es Tom genauso ging. Er klammerte sich an den Pfahl und das Blut strömte nun in kleinen Bächen aus seinem Mund. Doch anstatt wie ich zu schreien, grinste er. Er ließ zu, dass die Kraft ihn völlig aushöhlte. Irgendetwas bohrte sich uns und zwang uns seinen Willen auf. Es wollte, dass wir uns seinem Willen fügten, aber ich konnte nichts sagen, was dieser Wille war. Die Macht, die von mir Besitz ergriff, hatte sich noch nicht ganz durchgesetzt. Und dann ahnte ich es. Und als ich Toms Augen glühen sah, wusste ich, dass ich nur eine Chance hatte. Mit aller Kraft riss ich mich los. Das Geräusch auf meiner Haut klang, als ob all seine Nägel wegplatzen würden. Seine abgerissenen Fingernägel hinterließen blutige Spuren auf meinen Handrücken. Ich stolperte zurück.
Der seltsame Bann war sofort gebrochen. Wir beide stürzten zu Boden und verloren wohl für kurze Zeit das Bewusstsein. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging. Aber als ich erwachte, starrte ich noch immer in die Nacht. Ich sah keinen Nebel mehr und von der seltsamen magnetischen Kraft war auch nichts mehr zu spüren. Ich atmete tief durch. Es war kalt.
Tom saß neben mir und streichelte zärtlich mein Gesicht. Ich reagierte kaum. Ich musste mich erst mal wieder orientieren. Tom, See, Sex, Pfahl, Ritual, Horror … ich wusste, was ich zu tun hatte.
„Willst du es noch einmal versuchen?“, fragte er liebevoll.
Ich stand nur auf und ging zum Wasser. Ich drehte mich
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