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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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›wahrer Arier‹ von den Nazis herausgehoben wurde. Das hatte sicherlich einigen durchaus geschmeichelt.
    Aber trotzdem. Es hatte auch Widerstand gegeben, und letztlich hatten die Nordfriesen aus der Vergangenheit gelernt. Und nur, weil ein paar Idioten nun Hakenkreuze an irgendwelche Wände schmierten, entstand noch lang keine nationalsozialistische Bewegung.
    »Und was ist mit diesem ermordeten Arzt? Das geht bestimmt auch auf deren Kappe.«
    Darauf hatte Tom keine entsprechende Antwort. Auch wenn er sich aufgrund der Geburt seines Sohnes nicht wirklich mit dem Fall beschäftigt hatte, musste er zugeben, dass der Tote bei der KZ-Gedenkstätte die Vermutung nahelegte, dass der Täter aus rechtsradikalen Kreisen stammte.
    »Na ja, wie dem auch sei«, würgte er daher nun das Telefonat ab, »wir kommen dann heute erst einmal nach Hause.«
     
    Heute war einfach nicht Thamsens Tag. Nachdem er verschlafen und deswegen der Morgen mit Chaos und Hektik begonnen hatte, sprang nun sein Wagen nicht an. Der altersschwache Kombi hatte in der letzten Zeit die eine oder andere Macke gehabt und es war sowieso verwunderlich, dass er nicht längst schon einmal ausgefallen war, aber ausgerechnet an diesem Morgen? Das war natürlich typisch. So etwas passierte doch immer, wenn man ohnehin im Stress war und solch eine Panne am wenigsten gebrauchen konnte. Er machte sich gar nicht die Mühe, überhaupt die Motorhaube aufzuklappen und nach der Ursache des Problems zu forschen. Nachdem er einmal kurz und heftig geflucht hatte, rief er sich ein Taxi und nutzte die Wartezeit, um sich ein wenig zu beruhigen. Ich sollte wieder mit dem Laufen anfangen, überlegte er. Der Stress tat ihm auf Dauer nicht gut und er brauchte einen Ausgleich. Seit er die Leitung der Dienststelle übernommen hatte, hatte er seine sportlichen Aktivitäten ziemlich vernachlässigt. Er arbeitete oft bis in die Nacht hinein und die wenige Freizeit, die ihm blieb, wollte er selbstverständlich mit seinen Kindern verbringen. Aber irgendwie musste er den Sport in seinen Tagesablauf wieder einbauen, denn ansonsten wäre er in zwei, drei Jahren der typische Herzinfarktkandidat. Er merkte ja selbst, wie häufig sein Herz raste und sein Puls daher bereits bei der kleinsten Aufregung auf 180 war. Zum Beispiel jetzt, da das Taxi enorm lang auf sich warten ließ.
    Endlich bog der Wagen um die Ecke und er machte mit einem wilden Winken auf sich aufmerksam.
    »Moin, na, Probleme mit dem Wagen, Herr Kommissar?«
    Der Taxifahrer kannte Dirk Thamsen vermutlich aus der Zeitung. Dirk war als Leiter der Polizei Niebüll des Öfteren bei verschiedenen Anlässen in der Zeitung abgebildet. Daher wussten viele Leute, wer er war, ohne ihn persönlich zu kennen. »Mmh«, antwortete Thamsen und ärgerte sich schon wieder, dass man seinem altersschwachen Fahrzeug geradezu ansah, wie unzuverlässig und marode es war. Er würde auch gern einen nagelneuen Mercedes fahren, doch obwohl sein Einkommen durch die Übernahme des neuen Postens durchaus gestiegen war, fuhr er immer noch seinen alten Wagen. Es hatten halt zunächst andere Dinge Priorität gehabt und da ihm sein Auto nicht so wichtig war, Hauptsache, es fuhr, stand das ganz am Ende der Liste.
    Natürlich erhoffte sich der Fahrer des Taxis nun durch solch einen prominenten Fahrgast auch exklusive Informationen über den Toten in Ladelund.
    »Und habt ihr die Kerle schon im Visier?«
    Thamsen, dem dieses kumpelhafte Gehabe gar nicht gefiel, schüttelte nur stumm seinen Kopf. Er dachte, dem Mann müsse eigentlich klar sein, dass er darüber weder sprechen durfte noch wollte.
    »Ich meine, ich bin auch nicht grad ein Freund von all diesen Leuten, die von irgendwoher kommen«, umschrieb er die ausländischen Mitbürger, »aber dass nun diese Nazis sich hier wieder einnisten und die einfach abmurksen, geht ja nun auch nicht!«
    »Und woher wissen Sie, wer den Arzt erstochen hat?« Auch wenn er nicht viel auf das Geschwätz der Leute gab, interessierte er sich doch dafür. Manchmal erhielt man so durchaus hilfreiche Hinweise.
    »Na, weil die Neonazis in der letzten Zeit wieder ordentlich aktiv sind.« Thamsen runzelte die Stirn.
    »Wegen dem Mord und den Hakenkreuzschmierereien?«
    »Und der Überfall in der Taverne gestern Nacht?« Der Mann, der ihn nun mit einem kurzen Seitenblick bedachte, war gut informiert, musste Thamsen zugeben. Aber kein Wunder, wahrscheinlich wurde jeder Fahrgast wie er nach den Neuigkeiten ausgefragt.
    »War

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