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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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schließlich nicht der erste Übergriff.«
    »Wieso?« Dirk war erstaunt. Er hatte in der letzten Zeit nichts von neonazistischen Aktivitäten gehört. Es war eher sehr ruhig um die Gruppe geworden. Jedenfalls der Aktenlage der letzten zwei Jahre nach hatten Übergriffe und Ähnliches nachgelassen. Was zwar nicht hieß, die Gruppe habe sich aufgelöst, aber sie war momentan eigentlich weniger rührig. Hatte er zumindest gedacht. Oder hatten sie sich einfach nur auf den großen Schlag vorbereitet und dies war erst der Anfang?
    »Na, der Chinese in Leck ist auch vor zwei Wochen bedroht worden.«
    »Und wieso gab es keine Anzeige?«
    »Wieso, wieso nicht?« Der Taxifahrer zuckte mit den Schultern. »Der arme Kerl hat halt einfach Angst! Der hat schließlich auch Familie und seine Frau ist hochschwanger.«
    Thamsen wartete eigentlich auf ein anklagendes »Und die Polizei tut ja nichts, um diese Leute zu schützen«. Aber dieser Spruch blieb zum Glück aus.
    Stattdessen bog der Taxifahrer auf den Parkplatz vor dem Polizeirevier ab und drückte auf das Taxameter. »9,30 Euro bitte.«
    Thamsen kramte nach seiner Geldbörse und reichte dem Mann einen Zehn-Euro-Schein.
    »Stimmt so«, sagte er und stieg aus. Er wollte gerade die Tür zuwerfen, als der Taxifahrer plötzlich sagte: »Herr Kommissar?«
    Thamsen drehte sich um und blickte den Mann an.
    »Viel Erfolg!«
     
    Haie war nach Toms Anruf zur Schule geradelt und hatte die nötigsten Arbeiten erledigt. Dann hatte er beim Direktor gebeten, sich den Rest des Tages freinehmen zu dürfen.
    »Kein Problem, Haie«, hatte sein Vorgesetzter, Herr Mohn, gesagt, »du hast ja, soviel ich weiß, noch reichlich Überstunden abzufeiern.«
    Da das Wetter heute nicht besonders angenehm war, versuchte er zuerst im SPAR-Laden sein Glück, um eine passende Girlande zu finden. Wenn Helene eine schöne in ihrem Sortiment hatte, konnte er sich die Fahrt nach Niebüll sparen und bei dem Nieselregen wäre er mehr als dankbar dafür.
    Doch Helene schüttelte auf seine Frage hin bedauerlicherweise den Kopf. »Nee, zur Geburt haben wir nichts Passendes mehr da.« Natürlich wusste sie, dass Marlene vor einigen Tagen entbunden hatte, aber statt sich nach dem Befinden von Mutter und Kind zu erkundigen, interessierte sie viel mehr Miriam Kuipers verschwundenes Baby.
    »Gibt es denn schon irgendeine Spur von dem entführten Jungen?«
    Diesmal schüttelte Haie den Kopf. Obwohl Tom ihm von dem Phantombild erzählt hatte, wollte er Helene keinen neuen Stoff zum Tratschen liefern. Spekulationen waren wenig hilfreich, trotzdem stellte Helene natürlich welche an.
    »Das war bestimmt irgendeine kranke Frau. Vielleicht konnte die selbst keine Kinder kriegen.«
    Haie gab wenig auf das Geschwätz, obwohl – in einem Punkt hatte die Besitzerin des SPAR-Ladens vermutlich recht. Gut möglich, dass der Kleine von Miriam Kuipers tatsächlich von einer Frau entführt worden war, die sich selbst so sehr ein Kind gewünscht und, als es nicht klappte, eben einfach eines genommen hatte. Und so oder so, das war auf jeden Fall auch krank.
    Haie verabschiedete sich und trat hinaus in den Nieselregen. Kurz überlegte er, auf die Girlande zu verzichten, doch er wusste, wie sehr Marlene sich darüber freuen würde, und schwang sich daher doch aufs Fahrrad. Er fuhr bis zum Risumer Weg und bog dann in Richtung Niebüll ab. Der Wind kam, wie so oft in Nordfriesland, von vorn, und Haie musste ordentlich in die Pedale treten, um überhaupt voranzukommen. Insgeheim verfluchte er bei jeder Windböe seine Schusseligkeit.
    Endlich erreichte er Deezbüll und vorbei am Altenheim gelangte er nun wesentlich windgeschützter zur Hauptstraße, auf der er bis in die Innenstadt fuhr.
    Leicht außer Atem, bremste er vor dem Papierladen gegenüber der Stadtbäckerei. Hier würde er sicherlich fündig werden.
    »Moin, Haie«, grüßte ihn die Verkäuferin. Linda Lützen kam ebenfalls aus Risum und arbeitete aushilfsmäßig in dem Laden. Natürlich kannte sie Haie.
    »Ach, schön, hat Marlene also das Baby? Und wie geht es ihr?«
    Im Gegensatz zu Helene wollte die Dorfbewohnerin von Haie alles haargenau über den Nachwuchs von Tom und Marlene wissen. »Und habt ihr denn nun welche?«, fragte er nochmals nach, denn Linda Lützen schien den eigentlichen Grund seines Besuches völlig aus den Augen verloren zu haben.
    »Oh, entschuldige«, sagte sie und errötete leicht. Anscheinend war ihr bewusst geworden, dass sie wie eine neugierige

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