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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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waren. Ein Mord – selbst wenn er nicht direkt im Dorf stattgefunden hatte – war immer ein aufregendes Ereignis. Brachte solch eine Tat doch die dunkelsten Seiten der Menschheit zum Vorschein, schürte die Angst, die sich zusammen bei einem Glas Bier besser ertragen ließ.
    Haie hatte Mühe, in der gut besuchten Wirtschaft noch einen Platz zu finden. Schließlich rückten zwei Bauern aus dem Koog ein Stück zusammen, damit Haie sich an ihren Tisch setzen konnte. Per Handzeichen deutete er dem Wirt an, er solle ihm ein Bier zapfen.
    »Na, Haie, hat denn die Polizei schon eine Ahnung, wer das Hakenkreuz bei euch an die Schule geschmiert hat?« Sein Sitznachbar zur Rechten schaute ihn neugierig an. Natürlich war der Vorfall längst im ganzen Dorf bekannt. Und wahrscheinlich gab es auch jede Menge Spekulationen über den möglichen Täter.
    »Nee, aber was meinst du denn?«, fragte er daher schlagfertig.
    »Ich?« Der Mann in Haies Alter zuckte mit den Schultern. Eine ganz natürliche Reaktion. Man wollte schließlich nicht den Eindruck erwecken, man stecke seine Nase in Angelegenheiten, die einen nichts angingen. Haie selbst nutzte oftmals dieses gespielte Desinteresse.
    »Na, ihr habt doch bestimmt all spekuliert, wer dat gewesen sein könnte«, ließ er sich daher gar nicht täuschen.
    »Jo«, gab der andere zu, »aber wir sind ja nicht die Polizei!«
    »Ganz recht«, mischte sich nun der Wirt ein, der Haies Bier an den Tisch brachte. »Aber die tut ja mal wieder wenig. Ist doch ein Unding, dass solche Kerle frei rumlaufen dürfen.« Haie blickte erstaunt auf. Normalerweise hielt sich der Wirt aus den Diskussionen seiner Gäste weitgehend raus. Aber dieses Thema schien ihn persönlich zu treffen. Mit hochrotem Kopf schimpfte er auf die Leute mit neonazistischer Einstellung. »Eine Schande sind die. Für ganz Deutschland!«
    »Was hat der denn?«, fragte Haie leise, nachdem der Wirt seine Schimpftirade beendet hatte und wütend zurück zum Tresen gestapft war. Die anderen Männer am Tisch zuckten mit den Schultern.
    »Aber recht hat er«, kommentierte der ältere Mann das Verhalten des Gastwirtes. »Wir sollten dieser braunen Brut keinen Raum in unserem Dorf geben! Wir müssen uns dagegen wehren!«
    Die anderen in der Runde nickten. Sie ahnten jedoch nicht, wie schwer es sein würde, diesen Vorsatz in die Tat umzusetzen.
     
    Dirk war auf dem Sofa eingeschlafen und schrak auf, als sein Handy klingelte. Er brauchte einen kurzen Moment, um sich zu orientieren. Wo war er? Wie spät war es? Wo war sein Handy?
    »Thamsen?«, meldete er sich, nachdem er festgestellt hatte, dass es kurz vor Mitternacht war, er in seinem Wohnzimmer lag und sein Handy wie wild auf dem Couchtisch bimmelte.
    »Dirk, du musst kommen. Wir haben hier einen Überfall auf das griechische Restaurant in Uhlebüll.«
    »Und?« Normalerweise wurde er von den Kollegen nicht zu derartigen Einsätzen gerufen.
    »Der Wirt wurde krankenhausreif geschlagen. Angeblich von Skinheads!«
    Beim letzten Wort des Kollegen fuhr Dirk auf. Schon wieder ein Übergriff von Neonazis? Und dann auch noch auf den befreundeten Wirt! Was war denn hier plötzlich los?
    »Ich komme sofort!«, kündigte er an und sprang vom Sofa auf. Im Flur schlüpfte er rasch in seine Schuhe, warf sich die Jacke über und griff nach den Autoschlüsseln.
    Früher hatte er stets einen Zettel auf den Küchentisch gelegt, damit seine Kinder Bescheid wussten, wenn er zu einem Einsatz gerufen worden war. Aber dies war seit einiger Zeit schon nicht mehr nötig. Die beiden wurden erwachsen und das hatte auch Vorteile.
    Die Straßen waren um diese Zeit wie leer gefegt. In dieser Jahreszeit wurden in Niebüll quasi schon bei Einbruch der Dunkelheit die Bürgersteige hochgeklappt. Er fuhr nicht gerade mit vorgeschriebenem Tempo an der Schule und am Marktplatz vorbei, wo er dann Richtung Uhlebüll abbog.
    Schon von Weitem konnte er die Blaulichter der Kollegen erkennen. Die beiden Polizisten standen im Eingang und unterhielten sich mit zwei Zeugen des Überfalls.
    Der eine war Kellner und zum Zeitpunkt des Übergriffs gerade im Nebenzimmer gewesen, um seine Sachen zusammenzupacken. Die letzten Gäste waren gegen 23 Uhr gegangen. Er hatte aufgeräumt und wollte dann Feierabend machen. Sein Chef, das Opfer des Überfalls, hatte währenddessen die Einnahmen des Tages gezählt und sich dabei selbst noch ein Feierabendbier gegönnt.
    Plötzlich hatte der Kellner Gebrüll und lautes Poltern aus dem Gastraum

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