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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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gehört. Er war zur Tür geschlichen und hatte diese einen Spalt geöffnet. Vor dem Tresen hatten drei Männer mit Glatze gestanden. Mit Baseballschlägern hatten sie zunächst den Gastraum bearbeitet und dann den Wirt niedergeschlagen.
    »Wieder und wieder haben sie auf ihn eingeschlagen«, flüsterte er, noch immer schockiert.
    Thamsen schüttelte den Kopf bei dem Bild, das vor seinem inneren Auge durch die Schilderungen des Mannes entstand. »Und Sie haben nichts unternommen, um Ihrem Chef zu helfen?«
    Thamsen war selbst oft Gast in der Taverne und kannte den Inhaber gut. Der Kellner hingegen war relativ neu.
    »Ich hatte eine Todesangst!«, verteidigte sich der Angestellte. »Schauen Sie mich an. Was glauben Sie, was die Kerle mit mir gemacht hätten? Ich habe mich durch den Hinterausgang rausgeschlichen und die Polizei gerufen. Was hätte ich mehr tun sollen?«
    Der Mann hatte recht. Er war selbst Grieche, was man ihm auch deutlich ansah. Natürlich hätten die Skinheads mit ihm das Gleiche wie mit seinem Chef gemacht und brutal auf ihn eingeschlagen. Er konnte verstehen, wenn man Angst hatte, sich gegen diese Leute zu wehren. Vor allem als Ausländer und wenn die anderen in der Überzahl und mit Baseballschlägern bewaffnet waren. Aber irgendwie feige war es doch, sich einfach davonzuschleichen. Wenn sich diesen Typen nie jemand in den Weg stellte, würde das letzten Endes fatale Folgen haben.
    »Können Sie die Täter denn wenigstens beschreiben?«
    »Na ja«, druckste der Mann herum. »Schwer. Die sahen irgendwie alle gleich aus.«
    »Und auf Bildern wiedererkennen?« Dirk dachte an die Akten, in denen sie Fotos von den Rechtsradikalen hatten.
    »Vielleicht.«
    »Gut, dann kommen Sie bitte morgen früh in die Polizeidienststelle«, bestimmte er und wandte sich dann dem zweiten Mann zu.
    Der kleine, untersetzte Mann hatte das Gespräch mit dem Kellner aufmerksam verfolgt.
    »Es waren übrigens vier Männer. Einer hat hier draußen Schmiere gestanden«, korrigierte und ergänzte er die Aussage des anderen.
    »Und Sie sind?«, fragte Thamsen zunächst nach dem Namen des Mannes, der ihm irgendwie übereifrig erschien.
    »Matzen. Stefan Matzen. Ich gehe hier jeden Abend mit meinem Hund spazieren«, erklärte er seine Anwesenheit und deutete dabei auf einen fetten Dackel zu seinen Füßen. Dirk hatte den Hund, wenn man ihn überhaupt als solchen bezeichnen konnte, gar nicht gesehen. Die Beine des Dackels reichten kaum auf den Boden, weil ein riesiger Hängebauch das beinahe verhinderte. Er hatte noch niemals solch einen fetten Hund gesehen, der ihn irgendwie an eine Presswurst erinnerte. Der leidende, wenn auch berühmte Dackelblick verriet, dass der Hund sich offenbar nicht sonderlich wohl in seiner Haut fühlte.
    »Und Sie haben bei Ihrem Spaziergang den Überfall beobachtet«, schlussfolgerte Dirk Thamsen. Der Hundebesitzer nickte.
    »Und was genau haben Sie gesehen?«
    Der korpulente Mann räusperte sich und rückte zunächst seine randlose Brille zurecht, ehe er tief Luft holte und zu berichten begann.
    »Nun ja, es waren vier Männer.«
    »Das sagten Sie bereits.«
    »Sie kamen von da drüben.« Stefan Matzen wies mit ausgestrecktem Arm in Richtung Boosbüller Weg.
    Die Aussage deckte sich zum größten Teil mit der des Kellners. Bis auf den vierten Mann. Aber den hatte der Kellner auch nicht sehen können. »Können Sie beschreiben, wie die Kerle aussahen?«
    »Na ja«, druckste der Mann herum, »es war recht dunkel.«
    Also nicht, dachte Thamsen für sich und hakte innerlich den Zeugen ab.
    »Wo waren Sie denn die ganze Zeit?«
    »Dort drüben, hinter dem Baum.« Herr Matzen wies auf einen Garten auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    Thamsen folgte seinem Fingerzeig und war sich nun ganz sicher: Der Mann konnte kaum etwas zur Aufklärung beitragen. Aus der Entfernung hatte er praktisch so gut wie nichts erkennen können. Aber wenigstens ein Anruf bei der Polizei wäre ihm doch möglich gewesen, dachte Dirk, doch er verkniff sich die Frage, warum der Mann das unterlassen hatte. Wahrscheinlich würde er die gleiche Antwort wie vom Kellner bekommen: »Ich hatte eine Todesangst!«
    Und ein wenig verstehen konnte er die Männer sogar. Vier brutale Schlägertypen. Wer stellte sich denen schon freiwillig in den Weg?
    Er beschloss, es für heute gut sein zu lassen und schickte den Zeugen nach Hause. »Wir melden uns bei Ihnen, wenn wir weitere Fragen haben.«

11.
     
    »Das Fieber wird immer schlimmer«,

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