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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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Schnattergans wirken musste. Eilig rannte sie zu einem Regal und nahm mehrere dünne Päckchen heraus.
    »Hier haben wir bestimmt etwas Passendes.« Sie breitete die unterschiedlichen Girlanden vor ihm auf dem Verkaufstresen aus.
    Haie betrachtete die verschiedenen Angebote und entschied sich dann für eine farbenfrohe Ausfertigung mit dem klassischen Spruch ›Herzlich Willkommen‹. Das passte seiner Ansicht nach am besten für beide. Außerdem waren die bunten Buchstaben aus Plastik. Eine Papiergirlande hätte bei diesem Wetter ansonsten wahrscheinlich bis zur Ankunft der Familie nicht überlebt.
    Linda Lützen packte ihm das Päckchen in eine Plastiktüte und gab ihm die besten Glückwünsche für Tom und Marlene mit auf den Weg, als er gezahlt hatte und den Laden verließ. Draußen schien es schon schummrig zu werden, obwohl es erst kurz nach Mittag war. Aber der Himmel hing voller dunkler Regenwolken und Haie verspürte wenig Lust, sich gleich wieder aufs Fahrrad zu schwingen. Wenigstens einen Kaffee könnte er sich noch erlauben, bevor er zurückfuhr, überlegte er, als er plötzlich Schritte hinter sich hörte.
    Er drehte sich um und blickte in das grinsende Gesicht eines Glatzkopfes.
    »Na, alter Mann!« Der junge Kerl trat noch einen Schritt auf ihn zu und durchbrach damit die übliche Privatsphäre, die man für gewöhnlich seinem Gegenüber eingestand. Haie konnte nicht zurückweichen, da hinter ihm gleich der Fahrradständer stand, und er spürte, wie sein Herz ein Stück in die Hose rutschte. Bei dem Wetter waren so gut wie keine Passanten unterwegs und als er dem Mann über die Schulter blickte, sah er, dass der nicht allein war. In wenigen Metern Abstand stand ein weiterer Mann mit Springerstiefeln und Bomberjacke. Zwar waren dessen Haare nicht ganz abgeschoren, aber dennoch konnte man deutlich die Zusammengehörigkeit erkennen.
    »Ich habe gehört, du hast jemanden von uns angeschwärzt?«
    Haie schluckte. Diese Anspielung konnte sich nur auf Lars beziehen.
    »Weißt du, was wir normalerweise mit Verrätern machen?« Die Glatze grinste ihn an und plötzlich sah Haie in dessen linker Hand etwas Metallenes funkeln, und sein Herz rutschte noch ein Stück tiefer.
    Eigentlich war er sonst nicht gerade ängstlich, aber diese Kerle waren gefährlich und scheuten vor kaum etwas zurück. Vielleicht hatte der Typ vor ihm sogar Dr. Merizadi auf dem Gewissen.
     
    »Nein, so jemanden habe ich hier nicht gesehen«, Marlene schüttelte müde den Kopf. Langsam gingen ihr die Fragen des Husumer Polizeibeamten auf den Wecker. Sie war müde, sie wollte nach Hause. Sie hatten stundenlang auf die Abschlussuntersuchung gewartet und dann hatte sich der Beamte derart verspätet, dass es beinahe schon dunkel draußen wurde. Obwohl, richtig hell war es ohnehin an diesem Tag nicht geworden und Husum machte seinem Storm’schen Spitznamen als ›graue Stadt am Meer‹ alle Ehre.
    Sie war sich nicht sicher, ob diese Aktion der Polizei irgendetwas brachte. Woher wollte man wissen, dass der angebliche Zeuge wirklich den Entführer des Babys gesehen hatte? Vielleicht wollte der sich auch nur wichtigmachen. Schließlich war es, soweit sie von Thamsen wusste, nichts Ungewöhnliches, dass sich Zeugen meldeten, die eigentlich gar nichts bezeugen konnten. Ihre Motivation war oftmals pure Langeweile oder aber Profilierungsdrang.
    Marlene bezweifelte ohnehin, dass ein Mann Miriam Kuipers Sohn entführt hatte. Warum, konnte sie eigentlich gar nicht so genau sagen, aber irgendwie war eine Kindesentführung aus dem Krankenhaus ihrer Ansicht nach eher die Handschrift einer Frau. Wahrscheinlich einer ziemlich verzweifelten Frau, die sich nichts sehnlicher als ein Kind gewünscht hatte. Ein Mann hätte ein Baby vermutlich aus anderen Motiven aus dem Krankenhaus geklaut. Vielleicht, um es zu verkaufen oder um ihm irgendwelche Organe … Sie schluckte, daran wollte sie nicht denken. Fatal war es ohnehin, denn der Kleine von Miriam Kuipers hatte nur geringe Überlebenschancen, wenn er nicht bald gefunden wurde.
    »Gut, dann war es das erst einmal«, sagte der Beamte endlich und nicht nur Marlene atmete erleichtert auf. Auch Tom, der während der Befragung neben Marlene gesessen hatte, war über das Ende der Vernehmung froh.
    »Was machen Sie denn, wenn niemand den Mann auf dem Bild erkennt?«
    Der Beamte zuckte mit den Schultern. »Schwierig.«
    »Vielleicht macht es Sinn, wenn man in den umliegenden Praxen nachfragt, ob es Frauen mit

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