Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
Problem beschäftigt.
»Nach Hamburg? Ja aber, wie soll ich denn …?« Ratlos blickte sie Thamsen an.
»Vielleicht kann Ihre Tochter Sie …?« Manuela Groß schüttelte bereits den Kopf, ehe er seinen Vorschlag ganz ausgesprochen hatte. »Ich habe kein Auto; nicht einmal einen Führerschein.« Thamsen runzelte die Stirn. In dieser Gegend, ohne fahrbaren Untersatz? Das war doch beinahe unmöglich. Wie war sie dann überhaupt hierher gekommen? Der öffentliche Nahverkehr war doch so gut wie nicht vorhanden.
»Ein anderer aus der Familie?« Wieder schüttelte die Tochter den Kopf.
»Gut«, beschloss Thamsen kurzerhand, weil ihm das Raten auf die Nerven ging, »dann fahre ich Sie. Morgen früh um acht hole ich Sie ab.«
»Und Sie haben wirklich nichts gesehen?«
»Sag ich doch.« Zumindest ihre Stimme hatte die Frau, die gestern die Leiche im Volkspark entdeckt hatte, wiedergefunden. Doch das half wenig weiter. Nielsen hatte die Hundebesitzerin ins Präsidium beordert, da sie bisher der einzige Ansatzpunkt für die Ermittlungen war. So lange sie nicht hundertprozentig wussten, wer der Tote aus dem Gebüsch war, konnten sie kaum etwas tun. Zumal die Todesursache nicht geklärt war. Dies war Nielsens erster Fall als Leiter einer Mordbereitschaft, und bisher glänzte er nicht gerade durch Erfolg.
»Und da lag wirklich keine Brieftasche oder ein Handy? Vielleicht ist jemand weggerannt?« Nach der bisherigen Lage ging er von einem Raubüberfall aus, da sie beim Opfer keine Wertsachen gefunden hatten. Aber die Frau auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch schüttelte den Kopf. »Kann ich jetzt gehen? Ich habe die Hunde im Auto.«
Peer seufzte und nickte. Es hatte ganz offensichtlich sowieso keinen Zweck. Wenn sie nichts gesehen hatte, hatte sie halt nichts gesehen. So schlecht das für die Ermittlungen auch war. Er begleitete die Frau hinunter zum Eingang und verabschiedete sich. Auf dem Rückweg in sein Büro holte er sich in der Gemeinschaftsküche einen Kaffee.
»Und Peer, wie läuft’s?« Sein Vorgesetzter, der Leiter der Mordkommission, stand plötzlich mit einem Becher im Türrahmen. Nielsen zuckte mit den Schultern. »Nicht so gut. Aber ich erzähl gleich alles in der Besprechung. Du bist doch dabei?« Gerhard Fritsche nickte.
Kaum eine halbe Stunde später hatte sich das Team im Besprechungsraum eingefunden. Besonders begeistert waren die Beamten nicht, schließlich war Freitagnachmittag und draußen bestes Wetter. Da hatte man anderes im Sinn, als in einem Mordfall zu ermitteln. Und so wie es momentan aussah, gab es jede Menge zu tun.
»Ja, also Kollegen«, eröffnete Peer die Sitzung. »Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es nicht viel, was wir haben.« Das war wirklich schon übertrieben. Aber vor seinem Chef wollte er sich nicht die Blöße geben, völlig im Dunkeln zu tappen. »Morgen bekommen wir wahrscheinlich die Auswertung der toxikologischen Untersuchung. Wie es aussieht, ist der Mann hinterrücks erschlagen worden. Ebenfalls morgen kommt eine mögliche Angehörige zur Identifizierung der Leiche. Dann wissen wir hoffentlich mehr.«
»Und was können wir im Augenblick dann tun?« Oliver Jansen, einer seiner Mitarbeiter, sah ihn hoffnungsvoll an. Wahrscheinlich spekulierte er insgeheim auf einen frühen Feierabend. Peer wusste nicht so recht weiter.
»Ist denn der Bericht der Spusi schon da?« Alle Anwesenden außer Gerhard Fritsche schüttelten den Kopf. »Tja, dann würde ich vorschlagen, du, Oliver, machst einen Zeugenaufruf für die Presse fertig und ich spreche nachher mit den Kollegen vom PK 25. Die können am Montag eine Zeugenbefragung vor Ort starten.«
»Wieso erst am Montag?«
»Na, ich will, dass ungefähr dieselben Besucher im Park sind. Erfahrungsgemäß zieht es am Wochenende Hinz und Kunz in die Grünanlagen der Stadt. Insbesondere bei diesem Wetter. Am Montag herrschen wieder normale Verhältnisse. Der Mensch ist halt doch ein Gewohnheitstier«, er grinste. »Also ist davon auszugehen, dass wir am Montag etliche Leute antreffen, die sich tagtäglich um die gleiche Zeit im Volkspark aufhalten.«
»Und was machen wir ansonsten?« Seine Mitarbeiter waren in diesem Fall ebenso ratlos wie er.
»Da müssen wir erst einmal abwarten.«
6. Kapitel
Thamsen bog in Deezbüll auf den alten Außendeich Richtung Dagebüll ab und setzte anschließend seine Sonnenbrille auf. Obwohl es früh am Morgen war, strahlte die Sonne bereits hell vom Himmel. Das war eines jener Dinge, die Thamsen am Norden
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