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Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi

Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi

Titel: Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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der Nase, erzeugte keinen Ekel.
    »Horst, kannst du mir mal eben helfen?« Der Sektionsassistent trat neben den Tisch und half , die Leiche zu wenden. Er stellte keine Fragen, sondern packte mit an. Wieder beugte sich Dr. Choui tief über die Leiche und fuhr langsam mit der Lupe den Körper ab. Gleichmäßig von oben nach unten, bis er plötzlich stockte. Er neigte seinen Kopf noch tiefer, mit der Nasenspitze berührte er beinahe den Rücken des Toten. »Ha«, entfuhr es ihm dann. »Hab’ ich’s doch gewusst.«

    Thamsen bog von der Autobahn ab und fuhr Richtung Zentrum.
    »Also hier würde ich mich nie zurecht finden«, bemerkte Erika Matzen, während sie kopfschüttelnd die Blechlawine vor ihnen anschaute. »So viele Autos. Da kracht es doch bestimmt ständig.«
    »Ach, das glaube ich nicht. Ist bestimmt Gewöhnungssache«, schwächte Thamsen ihre Bedenken ab. »Wenn man weiß, wo man hin will, ist das alles halb so wild.« Erika Matzen nickte. Sie wusste immer noch nicht, was ihr in wenigen Augenblicken bevorstand, und langsam wurde es wirklich Zeit, dass er sie darauf vorbereitete. Nicht, dass sie ihm gleich in der Rechtsmedizin zusammenbrach. »So, wir sind dann auch gleich in Eppendorf.« Er räusperte sich. »Sie müssen sich dann dort jemanden anschauen.«
    »Ja, Heinrich!« Sie schien immer noch zu glauben, sie fuhren in das Universitätskrankenhaus, um einen Patienten zu besuchen.
    »Wir wissen nicht genau, wer der Tote ist.«
    »Tote?« Das erste Mal schien sie zu begreifen, dass sie zu einer Leichenschau fuhren. Thamsen nickte. Besser nicht dieses schreckliche Wort wiederholen, dachte er. Sonst macht sie womöglich gleich schlapp. Er bog auf den Ring 2 ab. Nun war es nicht mehr weit. Er hoffte, die Leiche war nicht furchtbar entstellt. Vor Jahren hatte er einmal in einem Fall ermittelt, bei dem eine Leiche von einem Maishäcksler aufgegabelt worden war. Einen derartigen Anblick würde die Frau neben ihm, die permanent den Verschluss ihrer Handtasche auf und zu knipste und ihn damit beinahe um seinen Verstand brachte, ganz sicherlich nicht überstehen. Er empfand solch einen Besuch in der Rechtsmedizin auch nicht gerade als angenehm. Er bog in eine kleine Nebenstraße ab, die durch ein Wohngebiet führte, und fragte sich, ob sie hier tatsächlich richtig waren. Kaum vorstellbar, dass sich zwischen diesen malerischen Ein- und Mehrfamilienhäusern das Institut der Rechtsmedizin befand. Doch nach einer Kurve konnte er das Gebäude ausmachen, was vor allem daran lag, dass in diesem Moment ein Leichenwagen von der Auffahrt bog. Erika Matzen schluckte, und auch Thamsen verspürte ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend, als er auf den Parkplatz fuhr. Peer Nielsen war bereits da, jedenfalls nahm Dirk an, dass es sich bei dem hochgewachsenen Mann mit Glatze, der vor dem Eingang stand, um den Hamburger Kollegen handelte. Obwohl er für einen Kriminalhauptkommissar recht jung wirkte. Wahrscheinlich ein Überflieger, schoss es ihm in den Sinn, als er mit Erika Matzen aus dem Wagen stieg.
    »Hatten Sie eine gute Fahrt?«, fragte Peer Nielsen an Erika Matzen gewandt. Er schien ihr sofort anzusehen, dass sie sich in keiner guten Verfassung befand. Ihr graues Gesicht, die rotgeränderten Augen, ihre gesamte Körperhaltung sprachen Bände. Die Frau nickte lediglich und presste ihre Handtasche fest vor ihre Brust. Ihr schien es endgültig die Sprache verschlagen zu haben.
    »Ich sage kurz Bescheid«, flüsterte Peer Nielsen Thamsen nach der gegenseitigen Begrüßung zu, als dieser Erika Matzen zu der Sitzgruppe im Eingangsbereich führte. Langsam ließ die Frau sich auf einen der Sessel sinken. Thamsen blieb daneben stehen und blickte sich um. Die Dame am Empfang, die Peer Nielsen kurz zugewunken hatte, lächelte ihn an. Er nickte ihr leicht zu, sah dann aber schon den Hamburger Kollegen zurück kommen. »Wir gehen außen rum«, erklärte Nielsen und wartete, bis Thamsen Erika Matzen aus dem Sessel aufgeholfen hatte. Hintereinander gingen sie schweigend ins Untergeschoss. Sie blieben vor einer Tür stehen und Nielsen klopfte. Gleich darauf wurde geöffnet. Thamsen vernahm sofort den leichten Verwesungsgeruch, auch Erika Matzen rümpfte die Nase, als sie eintraten. Die Lichtverhältnisse in dem kleinen Raum waren bescheiden. Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an die schummerige Umgebung gewöhnt hatten und den aufgebahrten Leichnam sahen. Erika Matzen fing an zu schluchzen. Thamsen griff der Frau unter den

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