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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte bereits öfter für sie nicht nur aktuelle Bücher, sondern auch vergriffene Werke von Storm und anderen regionalen Dichtern aufgetrieben.
      »Moin, Frau Klaas.«
      Sie trat wie gewöhnlich an einen der Tische im Eingangsbereich und überflog die Titel der ausliegenden Bücher.
      »Na?«, Frau Klaas legte den Stapel Neuerscheinungen zur Seite und kam auf sie zu, »wieder auf der Suche nach verschollenen Werken?« Sie lächelte freundlich und zeigte dabei eine Reihe strahlend weißer Zähne. Marlene fragte sich immer wieder, wie die Buchhändlerin es schaffte, mit so einem schneeweißen Gebiss aufzuwarten. Ihre eigenen Zähne kamen ihr im Vergleich dazu immer schmutzig gelb vor, obwohl dem sicherlich nicht so war. Aber das makellose Strahlen der ansonsten eher unscheinbar wirkenden Frau faszinierte sie stets aufs Neue und löste in ihr Selbstzweifel in Bezug auf ihre eigene Mundhygiene aus.
      »Nee, eigentlich suche ich nach einem bestimmten Thema«, erwiderte sie die Frage. »Ich bin mir aber nicht sicher, ob es überhaupt Lektüre dazu gibt«, druckste sie herum. Es war ihr unangenehm, nach der gewünschten Literatur zu fragen. Womöglich zog Frau Klaas noch falsche Schlüsse, wenn sie nach Büchern über Gewalt und Missbrauch zwischen Ehepartnern fragte. Vielleicht dachte sie, Marlene sei selbst betroffen.
      »Also ich möchte eine Arbeit über misshandelte Ehefrauen schreiben«, log sie deshalb, um alle Missverständnisse von vornherein auszuschließen, »und brauche dafür entsprechenden Input.«
      Frau Klaas blickte sie aufmerksam an. Sie erkannte sofort, dass Marlenes Äußerung nicht der Wahrheit entsprach, und folgerte selbstverständlich daraufhin, ihre Kundin sei selbst Opfer solcher Gewalttaten. Ihr Blick wurde ganz weich, als sie fragte:
      »Und an was genau haben Sie da gedacht? Einen Ratgeber, vielleicht mit Telefonnummern entsprechender Hilfseinrichtungen?«
      Marlene schüttelte vehement den Kopf und erklärte, dass sie eher an Fachliteratur interessiert sei.
      »Psychologische Hintergründe, Erfahrungsberichte, Gutachten, vielleicht auch Statistiken«, zählte sie die Gebiete auf, von denen sie glaubte, das alles könnte sich bei dem Versuch, sich in Sophie Carstensen hineinzuversetzen, als hilfreich erweisen. Frau Klaas ließ sich indessen nicht so schnell von ihrem Verdacht abbringen, ein vermeintliches Opfer vor sich zu haben.
      »Ich kenne hier auch eine Dame von der Beratungsstelle. Wenn Sie vielleicht Kontakt aufnehmen möchten?«
      Marlene lehnte dankend ab, und um alle Missverständnisse ein für alle Mal auszuräumen, versicherte sie der besorgt dreinblickenden Frau, wirklich nicht selbst betroffen zu sein, sondern die Literatur lediglich für die erwähnte Abhandlung zu benötigen.
      »Na wenn das so ist«, die Buchhändlerin schien zwar nicht wirklich überzeugt, drehte sich aber dennoch um, steuerte zielstrebig auf eines der Regale zu und angelte einen dicken Wälzer aus dem Bücherbord.
      »Da haben Sie aber Glück, denn normalerweise habe ich solche speziellen Bücher nicht vorrätig.« Sie reichte Marlene das an die 700 Seiten umfassende Werk eines Dr. Löbbich: ›Frau und Mann – Liebe und Gewalt‹.
      »Ein Kunde hat es vor einigen Wochen bei mir bestellt und dann nicht abgeholt. Kommt natürlich hin und wieder vor, aber bei solch einem speziellen Buch ist das besonders ärgerlich. Wird man ja kaum los. Leider wurde die Adresse nicht notiert. Ich hatte frei, und der Auszubildende war völlig überfordert an diesem Nachmittag.«
      Marlene nickte abwesend zu diesen Ausführungen und schlug den Deckel des Wälzers auf. Sie überflog kurz das Inhaltsverzeichnis. Der Band behandelte das Thema auf den ersten Blick sehr ausführlich: Studien, psychologische Gutachten, Entwicklungshistorie, Statistiken.
      »Das ist genau das, wonach ich gesucht habe«, versicherte sie, nachdem sie ein wenig geblättert hatte.
      »Dann hab ich ja noch einmal Glück gehabt.« Frau Klaas zeigte wieder ihr makelloses Gebiss, doch an ihrem Blick war zu erkennen, dass sie immer noch an Marlenes Motiven bezüglich des Kaufs eines solchen Buches zweifelte. Ihr Lächeln wirkte aufgesetzt.
      »Zukünftig wird Fachliteratur nicht mehr ohne Anzahlung und genaue Adressangaben bestellt. Ich habe eine entsprechende Dienstanweisung verfasst.«
      »Wer hat denn das Buch wohl bestellt und nicht abgeholt?« Marlene hatte den Gedanken laut ausgesprochen.

    »So

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