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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schuld an ihrer eigenen leidvollen Lage. Und häufig sahen sie keinen anderen Ausweg als den Freitod; vorausgesetzt, sie hatten bis dahin die tätlichen Übergriffe der Männer überlebt, denn viele Opfer starben an den Folgen der körperlichen Misshandlungen.
      Doch wie war Ulf Carstensen mit der Angelegenheit umgegangen? Was hatte er empfunden, als er bemerkte, dass er nicht in der Lage war, seiner Mutter zu helfen und er durch sein Eingreifen die Situation nur verschlimmert hatte?
      »Aber Sie haben ihn auch nicht angezeigt?«
      Der junge Mann schüttelte sacht seinen Kopf. »Es hätte nichts genützt. Meine Mutter hat gesagt, dass sie die Misshandlungen nicht bestätigen würde, und ohne ihre Angaben wäre eine Anzeige sinnlos gewesen.«
      Da musste Thamsen dem Sohn leider zustimmen. Ohne eine belastende Aussage von Sophie Carstensen hätten sie nichts gegen Kalli Carstensen unternehmen können. Langsam ahnte er, wie hilflos Ulf Carstensen sich gefühlt haben musste.
      »Sie haben ihn gehasst, oder?«
      Sein Gegenüber nickte kaum merklich. Seine Augen hatten wieder einen Punkt außerhalb des Raumes anvisiert.
      Eine Spannung lag in der Luft, beinahe greifbar. Ein Knistern, und Thamsen spürte, er stand kurz davor, den Fall zu lösen. Mit ruhiger, leicht gedämpfter Stimme formulierte er den allentscheidenden Satz.
      »Und weil Sie nicht ertragen haben, wie Ihre Mut

    ter litt, weil sie Angst hatten, Ihr Vater könnte sie eines Tages totprügeln, haben Sie ihn umgebracht.«

    Marlene war über Umwege zunächst nach Maasbüll gefahren. Sie hatte ganz bewusst die Dorfstraße gemieden, um das Wiedersehen mit Tom möglichst lange hinauszuzögern.
      Sie parkte ihren Wagen am Straßenrand vor dem kleinen Reetdachhaus, in dem Haie wohnte, und stieg aus. Durch den Garten führte ein schmaler Weg zum Haus hinauf. Der Rasen links und rechts der Gehwegplatten war akkurat gestutzt. In einem abgegrenzten Beet blühten herrliche Blumen. Man sah, wie viel Zeit und Liebe der Gartenfreund hier investierte.
      Die Haustür war verschlossen. Eigentlich ein untrügliches Zeichen, dass Haie nicht zu Hause war. Er sperrte nur ab, wenn er das Haus verließ. Selbst nachts verriegelte er die Tür nicht. Marlene hatte schon oftmals ihre Bedenken diesbezüglich geäußert.
      »Da kann doch jeder reinmarschieren und dir die Bude ausräumen, während du schläfst.«
      Doch der Freund hatte ihre besorgten Hinweise mit der Begründung, sie würden schließlich nicht in New York leben, abgetan und seine Angewohnheit weiter beibehalten.
      »Herr Ketelsen ist nicht da.«
      Marlene fuhr erschrocken herum. Sie hatte den Nachbar nicht bemerkt, der auf der anderen Seite des Zaunes stand und interessiert ihren erfolglosen Versuch, den Freund um diese Tageszeit anzutreffen, verfolgte. Wie fast alle Bewohner des Dorfes hatte er stets ein wachsames Auge auf das Geschehen in seinem nächsten Umfeld.
      »Moin«, grüßte sie den dunkelhaarigen Mann auf dem angrenzenden Grundstück und erklärte, dass sie zwar selbst vermutet hatte, Haie befände sich auf der Arbeit, aber da er sie gestern angerufen und um ihr Kommen gebeten hatte, vielleicht doch zu Hause auf ihre Ankunft warten würde.
      »Ob er heute in der Schule ist, weiß ich nicht«, entgegnete der Anwohner und trat dabei noch ein Stück näher an den Zaun heran. Mit verschwörerischer Miene äußerte er, dass er eher davon ausging, der Hausmeister sei bereits wieder auf Verbrecherjagd.
      »Er war ganz schön aus dem Häuschen, als ich ihm von dem Selbstmord erzählt habe.«
      Das konnte Marlene bestätigen. Haie hatte am Telefon ziemlich aufgeregt geklungen.
      »Ist ja auch 'ne unschöne Angelegenheit«, fuhr der Nachbar fort und berichtete, dass keiner im Dorf Sophie Carstensens Tat nachvollziehen konnte. »Schließlich war sie ihren Alten doch nun los. Da hätte sie sich doch endlich ein schönes Leben machen können.«
      Sie nickte, obwohl sie die Sache ein klein wenig anders sah, denn anscheinend hatte die Witwe ihre Situation ganz anders bewertet. Warum sonst hatte sie sich das Leben genommen? Wenn der Tod ihres Mannes für sie eine Art Befreiung gewesen wäre, dann hätte sie sicherlich nicht einen Strick genommen und sich aufgehängt. Es sei denn … Marlene durchzuckte ein plötzlicher Geis tesblitz.
      »Sagen Sie, halten sie es für möglich, dass Sophie Carstensen etwas mit dem Mord an ihrem Mann zu tun haben könnte?«
      Der

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