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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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er sich Gedanken machen konnte, wieso heimische Tiere diesen Geruch verströmten, traf ihn ein schmerzhafter Stich in den Rücken, den er in seiner euphorischen Stimmung nicht einordnen konnte. Erst als er vom Schwindel flach von der Erde aufgesogen wurde, bemerkte er den Präsi, der sich breitbeinig über ihn stellte.
    »Die Lembecksburg wird dein letzter Ring sein, mein Freundchen.«
    Nur schwammig konnte Pimmel das Stilett erkennen, das von seinem Blut rot gefärbt sein musste. Triumphierend hob es der Präsi in die Lüfte, und während Pimmel noch hoffte, dass es nicht ein zweites Mal auf ihn einstach, hörte er, wie die Hualewjonken jetzt lärmend vom Ringwall auf ihn zuströmten.
    Nur mühsam schaffte es Pimmel, die Augen noch offen zu halten. Er bemerkte den hasserfüllten Blick vom Präsi, der für die herandrängenden Vasallen offensichtlich ein Fanal setzen wollte. Pimmel konnte aber nichts mehr erkennen, weil ihm schlagartig die mit Metallkappen verzierte Schuhspitze des Präsidenten ins Gesicht krachte.
     
    Pimmel wunderte sich. Was war nur in den Präsi gefahren? Oder träumte er alles nur? Es tat nicht einmal weh. Ging das Leben so zu Ende? Oder würde er morgen früh ganz normal wieder aufwachen?
    Wie schon so oft.
     
     
     
     

Déjà-vu
     
    Die Fahrt ohne eigenen fahrbaren Untersatz nach Föhr mit Zug, Fähre und Taxi war nicht nur beschwerlich, sie dauerte gefühlt auch endlos lange. Noch schwerer fiel es Stuhr, wieder auf den vergoldeten Klingelknopf von Angelikas Anwesen zu drücken. Schließlich war er nicht der Bettelmann, er verlangte nur nach Aufklärung.
    Es dauerte nicht lange, bis sich vorsichtig die Tür öffnete. Es war Angelika, die ihm, in ein leichtes Outfit gekleidet, öffnete. Offensichtlich hatte sie gerade ein Sonnenbad genommen.
    »Ah, der Rosenkavalier. Dieses Mal noch ohne Rosen, aber das wird der Herr vielleicht beim nächsten Mal nachbessern können. Komm herein.«
    Wieder konnte er sich den körperlichen Reizen von Angelika kaum entziehen. Irgendetwas musste sie an sich haben, dem er nicht widerstehen konnte.
    Angelika führte ihn dieses Mal auf die Terrasse. Im Gegensatz zur schwitzigen Luft in den öffentlichen Verkehrsmitteln war es hier wegen des leichten Seewindes angenehm kühl. Doch dieses Mal hatte er sich vorgenommen, standhaft zu bleiben und eine saubere Grenze zu ziehen, selbst wenn er Jenny niemals wiedersehen würde.
    »Das war nicht fair, Angelika, was du im Duus-Hotel veranstaltet hast. Du konntest nicht ausschließen, dass ich in Begleitung angereist war.«
    Angelika musterte ihn interessiert. »Wieso das denn? Ich wusste sogar, dass du nicht allein warst.«
    Stuhr war verblüfft. »Woher das denn?«
    Die Antwort von Angelika klang leidenschaftslos. »Ein einziges Telefonat. Man kennt und schätzt sich schließlich auf der Insel.«
     
    Das schockte Stuhr. Angelika hatte ihren nächtlichen Auftritt offenbar nur inszeniert, um Jenny zu verprellen. »Kannst du denn nicht lockerlassen, Angelika? Ich hatte dir doch gesagt, dass ich nicht ganz ungebunden bin.«
    Einsichtig klang Angelikas Antwort nicht. »Mag sein, Helge, aber du hast schließlich auch Verpflichtungen, nicht nur mir gegenüber.«
    Stuhr wurde ernst. »Verpflichtungen? Selbst wenn, deswegen kannst du mich doch nicht vor meiner Partnerin und dem Hotelpersonal bloßstellen. Wir führen doch schließlich keinen Krieg gegeneinander, Angelika!«
    Energisch schoss sie jetzt hoch. »Mein lieber Helge, im Krieg und in der Liebe sind alle Mittel erlaubt.«
    Stuhr blickte skeptisch. »Liebe?«
    Jetzt ging Angelika an das Eingemachte. »Richtig, nach dieser lieblosen Nummer bei mir und dem Auftritt im Duus-Hotel mit deinem blonden Flittchen würde ich es nicht mehr Liebe nennen, was zwischen uns ist. Und das nach all den schönen Jahren.«
     
    Entrüstet ging Stuhr zum Gegenangriff über. »Denkst du denn, dass es für mich einfach ist, nach all den Jahren des Zusammenseins und der von dir vollzogenen abrupten Trennung so einfach zur Tagesordnung überzugehen?«
    »Das habe ich nie von dir verlangt, Helge. Ich hatte dich lediglich gebeten, Sorge für mein Mädchen mitzutragen. Gegen eine fürstliche Entlohnung übrigens.«
    »Aber das hat doch nichts mit Liebe zu tun, oder?«
    »Sei nicht so pessimistisch, Helge. Es mag sein, dass unsere Liebe zurzeit etwas erloschen ist. Aber unsere Tochter ist ein Kind der Liebe. Im Übrigen wird über mich auf der Insel getratscht. Dich kennt hier niemand.«
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