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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»Angenehm, Dr.Trutz.« Dann setzte er noch einen drauf. »Arschloch, das hat Frau Dr. Rieder ebenfalls über Sie geäußert. Sie hat ihre großzügige Offerte inzwischen übrigens zurückgezogen.«
    Das freute Stuhr. »Schön, dann steht Ihnen wenigstens keine Provision mehr von Frau Dr. Rieder zu.«
    Erstaunt musterte ihn Trutz. »Wieso denn das nicht? Ich habe doch als Einziger meinen Job erledigt. Selbstverständlich werde ich meinen Anteil einstreichen. Sie haben doch den Fehler gemacht, nicht zu unterschreiben. Meine Dienstleistung war stets gegeben. Dennoch, ich lade Sie gerne ein. Kleine Gegenleistung, sozusagen.«
    Trutz bestellte sich einen doppelten Whisky und zeigte auf den leeren Kaffeebecher. Doch Stuhr winkte ab.
    »Lieber ein Bierchen jetzt. Ich zahle übrigens selbst.«
    Trutz drängte sich ihm nun auf. »Warum denn selbst zahlen, wenn das andere für Sie mit Freude erledigen?«
    Stuhr hielt ihn sich vom Leib. »Weil ich heute Abend gerne noch in meinen Spiegel schauen möchte.« Das stimmte natürlich schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. In den Spiegel schaute er nur beim Rasieren, oder wenn Jenny mit im Bad war.
    Trutz nahm seinen Whisky in Empfang und schaffte es, ihn ohne mit der Wimper zu zucken in den Hals zu kippen. Er bestellte gleich einen nach, bevor er sich wieder Stuhr zuwendete.
    »Herr Stuhr, große Freunde werden wir in unserem Leben vermutlich nicht mehr werden. Darum geht es auch nicht. Ich komme daher zur Sache. Frau Dr. Rieder hat sich letztendlich entschlossen, keine Vaterschaftsklage gegen Sie zu erheben. Meine Mandantin will, dass Sie mit der Qual leben sollen, dass mit großer Wahrscheinlichkeit ein Kind von Ihnen auf der Welt lebt, zu dem Sie sich nicht bekennen. Sie hat beschlossen, es zu Ihrem Problem zu machen, Herr Stuhr.«
    Stuhr winkte ab. »So ein Schwachsinn. Dr. Trutz, gibt es denn ein einziges amtliches Zeugnis für die Existenz der Tochter von Frau Dr. Rieder?«
    Skeptisch betrachtete ihn jetzt der Advokat. »Sehen Sie? Genau das ist das Problem von Frau Dr. Rieder. Ihnen fehlt das Vertrauen zu ihr. Sie benutzen sie lediglich für Ihre Zwecke, hat sie mir anvertraut. Verstehen kann ich meine Mandantin schon.«
    Dieser Genickschlag saß. Sicherlich, Angelika und er, in der Beziehung war immer alles gut. Selbst gestern Abend noch auf Föhr, was er natürlich längst wieder bereute.
     
    Der Barkeeper stellte nun einen zweiten doppelten Whisky auf den Tresen, und Trutz stürzte ihn mit der gleichen Gnadenlosigkeit in sich hinein. »Nicht schlecht, das Zeug. Noch Fragen?«
    »Dr. Trutz, haben Sie im Haus jemals ein einziges Spielzeug gesehen? Eine Puppe, eine Kinderzeichnung oder gar ein Foto von dem Mädchen? Da ist doch etwas faul.«
    Dr. Trutz bestellte sich noch einen dritten Doppelten, bevor er mit erstaunlich klarer Zunge antwortete. »Das Kind soll dort hinten auf der Privatschule Düsternbrook zur Schule gehen. Wohnen soll sie angeblich bei den Eltern vom verstorbenen Dr. Rieder. Aber ganz unter uns, genau das war mein Problem in der Angelegenheit. Ich hatte nichts Schriftliches in der Hand gegen Sie. Dennoch, hätten Sie gleich unterschrieben, dann hätte ich mir viel Zirkus mit Ihnen ersparen können.«
    Trutz unterbrach, denn ihm wurde der nächste Drink serviert. Mit dem Zirkus schien er die Verfolgungsjagd am Hindenburgufer zu meinen. Na ja, so konnte man die Dinge auch sehen.
    Prostend fuhr Trutz fort. »Meine Provision bekomme ich so oder so. Kommende Woche werde ich einen Grundstückskauf für Frau Dr. Rieder tätigen. Verhungern werde ich bestimmt nicht.«
    Einen Grundstückskauf? Stuhr bohrte nach. »Frau Dr. Rieder wird sich verändern?«
    »Das ist doch verständlich. Zu viele Dinge erinnern sie an ihren verstorbenen Gatten auf Föhr. Sie will einen Neuanfang starten. In Norddorf, Sie wissen? Auf Amrum.«
    Stuhr war platt. Dr. Trutz näherte sich unangenehm. »Wenn Sie mich fragen würden: Ihre Begleiterin vom Wasserturm, diese Jenny Muschelfang. Das ist eine Zehn von Zehn. Warum haben Sie sich denn nicht besser an diese Frau gehalten? Glauben Sie mir, Herr Stuhr, da würde sich jeder richtige Mann die Finger nach lecken.« Mit diesen Worten schmiss Trutz zum Abschied einen Hunderter auf den Bartresen und trollte sich grußlos von dannen.
    Stuhr stimmten diese letzten Worte nachdenklich. Warum war er nur wieder mit dieser berechnenden Angelika ins Bett gestiegen, wenn er Jenny liebte? Er fühlte sich schäbig. Er bemühte sich, nicht daran zu

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