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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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das passt zusammen wie Arsch auf Eimer. Im Schnitt liefern sie alle zehn Tage, aber das hängt eigentlich mehr davon ab, wann die entsprechenden Schiffe in der Tiefrinne an Sylt und Amrum vorbeilaufen. Da jeden Tag Ebbe und Flut wechseln, bekomme ich die Ware ständig zu anderen Zeiten, die ich kaum beeinflussen kann. Die Hualewjonken machen dann einen Heidenaufstand, der von den Kurieren ablenkt.«
    »Kuriere?« Olli verstand das nicht.
    »Ja. Einer von ihnen flitzt immer in dunkler Kleidung über das Wattenmeer zum Priel oder nach Amrum, um die Ware entgegenzunehmen, während die Kumpane Heidentänze vollführen.«
    Olli verstand. Das Problem bestand lediglich darin, dass er jetzt Teil dieser Nahrungskette geworden war.
    Doch Pimmel war noch nicht am Ende, wenngleich seine Augen immer glasiger wurden. »Für dich fällt bei jeder Lieferung eine Ami-Rolle ab. Das ist doch gutes Geld für einen kleinen Ausflug.«
    Erstaunt sah ihn Olli an. »Eine Ami-Rolle?«
    Pimmel blickte ungläubig zurück. »Du kennst das wirklich nicht?«
    Als Olli den Kopf schüttelte, schob Pimmel die Erklärung nach. »Das sind 20 dicht gerollte 50-Euro-Scheine, und eine kostenfreie Druckbetankung durch den Präsi ist auch garantiert, wenn man darauf steht.«
    Das ergab Anlass für die Gegenfrage von Olli. »Aber du säufst doch nicht mit denen, oder? Es fließt viel Geld. Diese Burschen würden doch jede Milchfrau mit weniger Geld erschlagen.«
    Pimmel musterte ihn ernst. »Genau das war mein anderes Problem mit Robert. Er hat ihnen meine Kohle überreicht, und danach hat er sich mit ihnen volllaufen lassen. Das geht nicht, Olli. Das Geschäft geht vor. Ich haue in der Regel immer gleich ab, aber heute habe ich dich ja als Aufpasser dabei. Im Prinzip sind die Jungs auch nicht schlecht, nur ein wenig ungehobelt.«
    Olli nickte verständig. Hatte er bereits das Vertrauen von Pimmel gewonnen?
    Doc rückte näher und schenkte Pimmels Becher noch einmal voll.
    »Halw dun is rutschmeeten Geld.«
    Diesen plattdeutschen Spruch erkannte Olli sofort. Halb betrunken ist herausgeworfenes Geld.
    Pimmel hatte das auch verstanden, denn er hielt grinsend den Becher hin, damit Doc nachschenken konnte. Als der sich endlich rülpsend getrollt hatte, näherte sich Olli wieder Pimmel, um mehr über diesen Doc zu erfahren.
    »Ganz unter uns. Hat Doc überhaupt eine ärztliche Ausbildung? Der wirkt doch völlig tumb.«
    Pimmel lachte sich über diese Nachfrage halb schimmelig. »Nein, Docs Spitzname stammt aus seiner Zeit in den Hamburger Docks, in denen er früher als Nietenbobby malocht hat. Seine Narbe auf der Wange stammt von einem Bolzenschussgerät, das er im Brausebrand falsch herum gehalten hat. Allgemeines Lebensrisiko.«
    Diese Erklärung beruhigte Olli. »Und warum treibt er hier sein Unwesen?«
    »Die Einführung von Schweißautomaten hat ihn mangels Alternativen irgendwann wieder auf die Insel zurückgespült. Jetzt liegt er als ausgewachsener Sprössling seinen Eltern auf der Tasche und kann jeden einzelnen Cent gut gebrauchen.«
    Vorsichtig bohrte Olli nach. »Lohnen sich denn für die Hualewjonken die Geschäfte mit dir?«
    Pimmel antwortete erstaunlich offen. »Die guten Jungs vom Präsi bekommen nach jeder Tour eine Geldstange in die Hand gedrückt, die Kuriere zwei.«
    Olli fragte neugierig nach. »Eine Geldstange?«
    Pimmel amüsierte die Nachfrage. »Ja, eine Geldrolle mit Zwei-Euro-Stücken, also ein Hunderter. Die Hualewjonken lieben es, Geldrollen in den Hosentaschen zu tragen. Durch die ganze Sauferei scheinen die ansonsten nicht mehr allzu viel Hartes in den Hosen zu spüren.«
    Neugierig fragte Olli weiter. »Und was steckt sich der Präsi ein?«
    Pimmel plauderte weiter aus dem Nähkästlein. »Der Präsi verdient etwa zwei Riesen bei jedem Deal, und ein bisschen von dem Friesenschnee steckt er sich ein. Das ist besser für mich, als wenn er das Zeug strecken würde. Die bloßen Mitläufer dürfen immerhin frei Siedlerbowle saufen. So ist doch für jeden von ihnen durch uns gesorgt.«
    »Uns?«, fragte Olli erstaunt nach.
    Pimmel nahm einen letzten tiefen Zug aus dem Becher. »Ja uns. Natürlich habe ich dich checken lassen. Du wirst morgen in Kiel den Schnee verteilen. Dann hast du den gesamten Deal begleitet und steckst ganz tief mit in der Suppe. Warum sollte ich dir denn nicht vertrauen?«
    Olli zuckte mit den Schultern. »Weil ich bisher noch nicht das Gefühl hatte, dass du mir wirklich traust.«
    Pimmel ging kurz in sich, bevor

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