Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
half jetzt nicht weiter, er musste in Erfahrung bringen, wo er Pimmel einfangen konnte. Sollte er seinen Triumph haben.
    Der Doc wurde ernst. »Der Präsi will dich unbedingt sprechen, wir halten gerade Thing in Tribergen.«
    Alles innerliche Fluchen nützte nichts. Wie oft hatte er Pimmel ausrichten lassen, dass die Halbwilden nicht bei Tribergen feiern sollten. Zum einen fühlten sich dort die Anwohner schnell belästigt, und zum anderen führte dicht an diesem Platz die Drogenroute entlang. Doch diese nachgemachten Hualewjonken nahmen die Kultstätte für sich als natürlichen Besitz in Anspruch. Aber es nutzte nichts, er musste jetzt gute Miene zum bösen Spiel machen. »Pimmel ist doch auch da, oder?«
    Doc überlegte angestrengt einen kurzen Moment, bevor er grinsend antwortete. »Ja, Pimmel wird dann auch dort sein.«
    Doc bestieg ohne Ansage ein wenig ungelenk den alten Transit auf der Beifahrerseite, und als sich Ohmsen zu ihm ins Fahrerhaus gesellte, um den Bus zu starten, da musste er erst einmal sein Fenster hinunterkurbeln, um Luft zum Atmen zu bekommen. Schnell startete er den Theaterbus und wendete, doch erst der Fahrtwind auf der Landstraße nach Utersum nahm ein wenig von dieser hohen Konzentration von Alkohol, Urin und übelriechendem Körperschweiß, die von dem neben ihm hockenden Körper herüberströmte.
    Trotz der fast unerträglichen Situation mit Doc war Ohmsen froh, Pimmel dicht auf der Fährte zu sein. Er freute sich schon darauf, ihm auf die Pelle zu rücken.

Später Besuch
    Ein unheimliches Getöse ließ Stuhr hochfahren. Noch immer lag Angelika dicht an ihn gekuschelt, doch inzwischen war es auf der Sonnenterrasse dunkel geworden, und die Luft hatte sich merklich abgekühlt.
    Sein Hochschrecken weckte auch Angelika. Jetzt wurde das Getöse auch noch von wüstem Getrommel unterlegt. Ängstlich blickte ihn Angelika an.
    »Ich kenne die Geräusche, das sind wieder die Hualewjonken. Helge, ich habe Angst. Wir werden uns am besten im Haus verbarrikadieren.«
    Skeptisch beäugte Stuhr das Reetdach. Was nützte es, sich einzuschließen, wenn einer dieser angetrunkenen Hornochsen eine brennende Fackel auf das trockene Reet warf? Sie saßen offenbar bereits auf dem Pulverfass. Dennoch schien die Flucht ins Haus zurück zunächst die beste Lösung zu sein, denn die rhythmischen Gesänge mit dem begleitenden Trommeln von Hölzern der Halbdunklen schwollen immer lauter über den Dachfirst.
    Während Angelika verzweifelt nach ihrem Handy suchte, um die Polizeistation in Wyk zu erreichen, blickte sich Stuhr suchend um, um einen passenden Knüppel aus dem gestapelten Kaminholz zu ziehen. So rasch würden sie ihn nicht bekommen.
    Ein letztes Mal versuchte er noch, über die Terrasse einen Blick auf das Wattenmeer zu werfen, doch die Dunkelheit und zunehmende Nebelschwaden verhinderten dies. Der Herbst nahte.
    Stuhr hatte keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen. Sorgsam verschloss er die Terrassentür. Dadurch verebbte wenigstens für kurze Zeit der tosende Lärm. Beunruhigt löschte er alle Lichter im Erdgeschoss. »Angelika, sollten wir nicht besser mit deiner Tochter in die Kellerräume flüchten?«
    Wie eine Unschuld vom Lande tauchte kurz darauf Angelika wieder auf. Sie war jetzt vollständig nackt. Das wenige Licht, das jetzt noch durch die Fenster drang, ließ ihren grazilen Körper wie eine bronzene Statue erscheinen. So hatte er sie seinerzeit kennengelernt. Lieben gelernt. Und war letztendlich wegen ihrer Unehrlichkeit verzweifelt an ihr. Spielte sie nur mit ihm?
    Angelika umschlang ihn und flüsterte ihm die beruhigende Nachricht ins Ohr. »Die Polizeistation in Wyk ist benachrichtigt. Keine halbe Stunde, bis sie hier sind, haben die mir versichert. Die Zeit bis dahin können wir doch gemeinsam sinnvoll im Bett verbringen. Oder hast du etwa unaufschiebbare Verpflichtungen?«
    Sicherlich würde es einige Zeit dauern, bis Hilfe zu erwarten war, aber eigentlich hatte er nicht vor, wieder mit Angelika im Bett zu landen. In diesem Moment klopfte es trotz der grölenden Horde auf der Straßenseite des Hauses unerwartet laut an der Terrassentür. Hatten die Hualewjonken das Haus umstellt?
    Angelika schüttelte verärgert den Kopf und schnappte sich ein Handtuch, während Stuhr sich vorsichtig durch das Dunkel auf die Terrassentür zu bewegte. Vergeblich bemühte er sich, auf der stockdunklen Terrasse Personen ausfindig zu machen.
    Plötzlich blendete ihn ein durch das Schutzglas

Weitere Kostenlose Bücher