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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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kurzen, hastigen Gruß und einem Klaps auf seinen Po wurde die Tür hinter ihm zugeschoben.
    Lollo war schon ein schräger Vogel. Das würde Stuhr mindestens eine Runde Bier kosten. Das Ermittlungsergebnis war recht dürftig. Sollte er Stuhr überhaupt die Fotos senden? Nein, was sollten die groß zur Aufklärung beitragen? Olli würde sich in die Erika-Stuben begeben. Dort würde man weitersehen.

Helden des Alltags
    Seit der Frühpensionierung kam Stuhr in der Regel am Montagmorgen nur ausgesprochen langsam in Gang. Jenny war bereits wieder in Hamburg, und er war in seinen alten Trott verfallen und hatte seinen Morgenkaffee auf der Terrasse vor der kleinen Bäckerei am Eingang des Kieler Brauereiviertels eingenommen. Nicht nur im Sommer war das ein schönes Plätzchen. Selbst im Winter fand die tief stehende Sonne über den Flachbau der Pizzeria ›Heinrich‹ den Weg in die blassen Gesichter der Sonnenhungrigen. Manchmal saßen nach Stuhrs Geschmack zwar zu viele Sonnengegerbte um ihn herum, aber die Nachbarschaft auf öffentlichen Plätzen konnte man sich nur schwerlich aussuchen.
    Wie immer holte er sich, nachdem er sein Fahrrad abgestellt hatte, am Tresen seinen Kaffee, zwei halbe Brötchen und die Kieler Rundschau.
     
    Anders als sonst wurde er heute allerdings zunächst von der weiblichen Belegschaft begafft. Es dauerte eine Zeit, bis ihm die junge blonde Auszubildende mit einer unsicheren Handbewegung den randvoll eingeschenkten Kaffeebecher über den Tresen reichte. Selbst die kecke, dunkelhaarige Kollegin, die jetzt den Brötchenteller nachschob, wirkte verunsichert. Was hatte die Belegschaft nur erschüttert? Na, solange sie ihn beim Zeitunglesen in Ruhe ließen, sollte es ihm egal sein.
    Stuhr fluchte an diesem Morgen vor sich hin, denn die feuchtkühle Witterung ermunterte ihn nicht zum Biss in die kalten belegten Brötchen. Zudem war der Kaffee noch viel zu heiß, um nachspülen zu können. Frühstück mit Jenny hatte eine weitaus höhere Qualität. Doch vermutlich würde er nach den Geschehnissen vom Wochenende und ihrer überhasteten Abreise zukünftig morgens wieder öfter mit der Kieler Rundschau vorlieb nehmen müssen.
    Der Aufmacher heute war im Gegensatz zu früheren Titelgeschichten des Blattes nicht schlecht geraten: ›Tod im Turm?‹. Das erinnerte an den Namen der Aufführung, hatte direkten Bezug zum Wasserturm und ließ keinen Zweifel daran, dass hier weitaus mehr hätte passieren können. Die Fotos zeigten Halbedel mit ausgestrecktem Arm zum Dachreiter, eine Innenaufnahme vom Wasserturm mit aufgebauter Bühne aus dem Archiv und ein Porträt von Stuhr.
     
    Ein Foto von ihm? Stuhr holte die Lesebrille aus der Tasche, die er zunehmend immer wieder zu Hilfe nehmen musste, wenn es um Details ging. Das Bild musste von Dreesens Jubiläumsfeier im letzten Jahr stammen, dieser Dorffeier, auf der er die damalige Chefredakteurin Petra Bester erstmalig privat getroffen hatte. Sie hatte ihn an diesem Abend mehrfach mit ihrem Handy abgelichtet.
    Ein wenig hatte er sich schon in sie verknallt, denn sie war eine begehrenswerte Frau. Doch ihre Leidenschaft galt lediglich dem Druckgewerbe. Sicher war, dass das Foto nicht von einem der Schluckspechte aus dem Dorf stammte, die seinerzeit wie wild mit ihren Mobiltelefonen in der Gegend herumgeknipst hatten.
    Stuhr zog die Zeitung dichter an sich heran, um den kleingedruckten Namen des Fotografen besser lesen zu können. Tatsächlich, dort stand neben seinem Porträt in kleiner Schrägschrift pb. Stuhr durchsuchte die Zeitung nach dem Impressum: Richtig, es war Petra Bester, die für das kleine Foto ihre Urheberschaft anzeigte.
    Beim Weiterlesen wurde ihm bewusst, dass Petra Bester anscheinend ihr hoch gestecktes Ziel erreicht hatte. Sie war inzwischen die Verlagsleiterin der Kieler Rundschau geworden und hatte die Titelgeschichte verfasst.
    Innerlich zog Stuhr seinen Hut vor ihr, und da er in ihrem Blatt als Held gehuldigt wurde, nahm er schnell Abstand vom Gedanken, sie wegen möglicher Verletzungen seiner Persönlichkeitsrechte zu belangen.
    Er wurde in seiner Entscheidung bestärkt, als sich die schüchterne Auszubildende an die frische Luft auf die Terrasse wagte und ihm ein Glas frisch gepressten Orangensaft zusammen mit einem Verzehrgutschein über 20 Euro kredenzte. »Für Sie von unserem Chef, Herr Stuhr. Wir brauchen Stadtteilhelden wie Sie. Er würde sich freuen, wenn Sie ihn bei Gelegenheit anrufen könnten.«
    Stuhr nahm ungläubig dankend die

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