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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erschlagen wurde, hat Halbedel in der Hand gehalten.«
     
    Hansen hielt inne. »Es muss sich also mindestens eine zweite Person auf dem Gelände aufgehalten haben, die den Hund erschlagen und die junge Frau niedergeknüppelt hat. Können Sie das von der Spurenaufnahme her bestätigen, Fingerloos?«
    Der druckste herum. »Nun, Spuren kann man so oder so zuordnen. An Halbedels Händen gab es keinerlei Spuren von Handschuhen. Es könnte sich durchaus eine zweite Person zeitgleich mit Halbedel auf dem Betriebsgelände aufgehalten haben. Saubere Schuhsohlenabdrücke haben wir leider nicht sichern können, um sie unterschiedlichen Personen zuordnen zu können. Also könnte der Unbekannte den Knüppel ergriffen und den kleinen Kläffer erschlagen haben. Daraufhin hat er auf die herbeieilende Kramer eingeschlagen. Anschließend hat er sie entkleidet…«
    Das klang für Hansen unlogisch. »… und sich nicht an ihr vergangen? Wozu hat er sie dann entkleidet?«
    Die Antwort von Fingerloos klang ratlos. »Ich weiß es nicht. Dem medizinischen Bericht der Kollegen vom Krankenhaus ist jedenfalls nicht zu entnehmen, dass sie penetriert worden ist. Vielleicht hat dem Täter schlicht und einfach die Zeit gefehlt. Wir waren recht schnell vor Ort.«
    Das konnte stimmen. »Was meinen Sie, Fingerloos, sollten wir nicht Kerstin Kramer so bald wie möglich vernehmen?«
    Die Antwort des Spurenermittlers klang ernüchternd. »Die Kramer ist vermutlich über den Berg, aber vernehmungsfähig ist sie nicht. Das ist natürlich ärgerlich, denn vielleicht hat sie einen der beiden Täter erkannt und ist deswegen niedergeknüppelt worden. Vielleicht sollte alles aber nur wie eine Sexualstraftat aussehen, um vom tatsächlichen Geschehen abzulenken. Ich weiß es nicht, das müssen Sie schon selbst herausbekommen. Ich jedenfalls habe meinen Job weitgehend erledigt, Herr Kollege.«
     
    Hansen beendete mit einem Dank für die geleistete Arbeit das Gespräch. Dann erschrak er, weil er bereits vor dem Schreibtisch von Magnussens Sekretärin, dem Fräulein Schönerstedt, stand, wie sie sich entgegen dem gewöhnlichen Sprachgebrauch allerseits nennen ließ. Die lächelte ihm jedoch freundlich zu und wies auf die halb geöffnete Tür des Direktionszimmers.
    Magnussen hatte sein Kommen bereits bemerkt, denn die knarrige Stimme des Polizeidirektors klang noch eine Spur zackiger als sonst. »Nun treten Sie schon ein, Hauptkommissar Hansen, aber schleppen Sie nicht so viel heiße Luft mit herein.«
    Solche Ansagen hasste Hansen abgrundtief, denn schließlich war er kein Depp, der zum Vorsingen eingeladen war. Er grüßte kurz die Vorzimmerdame und begab sich in die Höhle des Löwen.
    Magnussen nickte ihm vom Schreibtisch aus nur geringschätzig zu. »Schließen Sie bitte die Tür, Hansen. Wir müssen einmal Tacheles reden. Kann lauter werden.«
     
    Der Kommissar fühlte sich ein wenig wie ein Todeskandidat, der sein eigenes Grab schaufeln musste. Kaum hatte Hansen die Tür zugezogen, da ging das Donnerwetter auch schon los. »Erklären Sie mir bitte, wieso Sie im Wasserturm keinen Schießbefehl erteilt haben. Fehlte Ihnen etwa der Mumm? Oder hatten Sie Angst, weil Sie selbst unter den Eingeschlossenen weilten?«
    Natürlich hatte Hansen Angst im Turm gehabt, auch um das Publikum. Den Heldentod erstrebte er nicht, den hatte es für seinen Geschmack in der Weltgeschichte oft genug gegeben. Fast immer mit unbefriedigendem Ergebnis.
    »Wer ist schon frei von Angst? Im Endergebnis hat es Halbedel auch so erwischt.«
    Magnussen bemühte sich, eine freundlichere Miene aufzusetzen. »Mensch, Hansen, Sie sind doch ein alter Hase. Sie wissen ganz genau, wie misstrauisch die Kieler Rundschau unsere Arbeit beäugt. Ich hatte heute bereits mehrere unangenehme Anrufe von der Verlegerin, die vermutlich ihre Redaktion massiv unter Druck gesetzt hat. Nach dem unerwarteten Wahlsieg meiner Partei wartet die geradezu auf meinen ersten Fehler, um ihre Papierkanonen auf meine Polizeidirektion zu richten. Müssen Sie denn unbedingt die Steilvorlage dazu liefern?«
    Die Antwort des Kommissars fiel patzig aus. »Ich bin parteilos, Dr. Magnussen.«
    Die Stimme des Polizeidirektors klang jetzt drohend. »Eine Partei bietet einem immerhin Schutz, Hauptkommissar. Wenn man nach allen Flanken hin offen ist, dann muss man gut aufpassen, ob man noch ganz dicht ist.«
    Hansen zog es trotz der Beleidigung vor zu schweigen.
    Der Polizeidirektor musterte ihn kritisch, bevor er die nächste

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