Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
Vom Netzwerk:
leise und bestimmt. Ihr war klar, dass die Tatsache, dass der
gescheiterte Zugriff auf den – nach neuer Sachlage –
Hauptverdächtigen ihr nicht gerade zu polizeilichem Ruhm gereichte.
    »Frau Itzenga, bei den
Ermittlungen passieren allerhand Pannen«, Polizeipräsident Eilsen war nicht
wohl zumute. Doch er gab sich gelassen. Das erstaunte die Hauptkommissarin,
machte sie beinahe ein wenig unsicher. Sonst polterte Eilsen immer los, wenn
etwas schiefging. Diesmal nicht.
    »Schon klar, Herr Eilsen, natürlich.
Wir haben Fehler gemacht. Andererseits wissen wir jetzt wesentlich mehr, und
wenn wir Manninga haben, fehlt nur noch das Geständnis.«
    »Ihr Wort in Gottes Gehörgang …
Mensch, wenn der Mann nun nach Neukaledonien flieht? Oder in die bolivianischen
Anden? Sehen Sie, verdammt noch einmal, zu, dass Sie den Herren Pädagogen
endlich kriegen. An dessen Fingern klebt Blut! Und was ist mit unserem zweiten
Verdächtigen, diesem Sommer? Wo steckt der Kerl? Wissen Sie das mittlerweile?
Er kann sich nicht in Luft aufgelöst haben! Wir machen uns lächerlich, wenn
sich all unsere Verdächtigen mir nichts, dir nichts aus dem Staub machen!«
    Tanja Itzenga versuchte, das
Augenmerk wieder auf Manninga zu lenken. Dass im Moment niemand wusste, wo sich
Marten Sommer aufhielt, wollte sie Eilsen nicht sagen. Aber vermutlich war ihm
das ohnehin bereits bekannt. Und sie zermarterte sich den Kopf, warum Sommer
verschwunden war, wo die Fakten doch nun deutlich vor ihnen lagen … Welche Spur
war die richtige? Sie konzentrierte sich wieder auf das Gespräch mit ihrem
Vorgesetzten. »Die Großfahndung nach Manninga läuft. Die Kolleginnen und
Kollegen in Bremen, Hamburg, NRW und Schleswig-Holstein sind informiert. Wir
gehen alle Freunde und Bekannten durch, die eventuell wissen, wohin Manninga
gefahren sein könnte. Sobald wir darüber Erkenntnisse haben, werden wir
zugreifen.«
    »Das Ausland? Auch informiert? Was
ist mit den Grenzen? Niederlande? Dänemark? Polen? Österreich?«
    »Klar, alle informiert, längst.
Sobald seine Passnummer durch irgendeinen Scanner läuft, wird er rausgeholt.
Wir haben nochmals mit Huizinga in Groningen gesprochen, er veranlasst alles
Nötige. Und die Dänen wollen sogar extra wieder ein paar Tage lang
kontrollieren, Schengen hin, Schengen her. Sie wollen keine deutschen Verbrecher
bei sich.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Es ist nur noch eine Frage der
Zeit.«
    »Nur noch? Nur noch, sagen Sie?
Sie haben, verzeihen Sie, ganz erhebliche Fehler zu verantworten, Frau
Hauptkommissarin. Im Moment tut das zwar nichts zur Sache, wir brauchen
Manninga. Und Sommer muss aus der Versenkung geholt werden, verdammt noch mal.
Aber wenn der Schuldige in U-Haft sitzt, das sage ich Ihnen schon jetzt, dann
wird der ganze Fall noch einmal analysiert. Es gefällt mir ganz und gar nicht,
wie das bis jetzt gelaufen ist …« Eilsen bekam unterdessen einen ziemlich
roten Kopf. Er hasste nichts mehr, als wenn seine Behörde kritisiert
wurde – und die Presse hatte schon allerhand mitbekommen, jedenfalls
schrieb sie viel, selbst wenn längst nicht alles stimmte.
    »Herr Eilsen, ab jetzt wird das
besser laufen, wir hatten die Lage etwas unterschätzt …«
    »Das darf aber nicht passieren,
werte Kollegin«, wenn er so sprach, das kannte Tanja Itzenga inzwischen, war
jede weitere Rechtfertigung sinnlos. Bloß raus hier, sinnierte sie.
    »Nein, sicher nicht. Ich geh’ dann
jetzt wieder an … die Ermittlungen«, sie sagte das sehr gequält, war
unzufrieden mit sich selbst, Ihrer Arbeit, dem ganzen Fall und der
gegenwärtigen Situation.
    »Ja, ja«, Eilsen schien plötzlich
gedanklich woanders, »gehen Sie. Und bitte: Wenn ich Sie das nächste Mal spreche,
will ich nur eines: eine echte Erfolgsmeldung!«
    »Bestimmt, Herr Eilsen, die
bekommen Sie, ganz sicher!« Itzenga versuchte, so überzeugend wie möglich zu
klingen. Es gelang ihr nur bedingt.

     

     

     

32
    Der Kasten Flens
zeichnete sich zunehmend durch leere Flaschen aus. Rainer hatte Derk und den
anderen im Laufe des Abends vieles von dem erzählt, was vorgefallen war.
    »So ein Mist!«, hatte Derk gesagt
und hinzugefügt: »Du sitzt ja ganz schön in der Scheiße«, und Rainer hatte
kopfnickend bestätigt.
    »Hast du denn …«, hatte
Onno zu fragen begonnen und sich gewundert, wie barsch er von Rainer
unterbrochen wurde: »Nein, habe ich nicht. Meinst du, ich bin ein Mörder?
Glaubt mir das doch, verdammt. Ich habe aber keine schlüssige Erklärung,

Weitere Kostenlose Bücher