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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Frau
Hauptkommissarin!«
    »Ja, bitte?« Itzenga hatte bereits
von der Kassiererin des Edekamarkts gehört.
    »Frau Hauptkommissarin«,
wiederholte sie betont laut, sie ahnte, dass sie soeben in das Zentrum des
Dorfinteresses rückte.
    »Nun?« Itzenga wurde ungeduldig,
sah immer wieder zur Tür, zu den Fenstern und beobachtete, was die Kollegen
machten.
    »Bertha Schmidt, guten Tag. Herr
Manninga, ich nehme an, Sie wollen zu ihm? Schrecklich! Ist er ein Verbrecher?
Ich habe immer gesagt …«
    »Frau Schmidt, bitte. Wollen Sie
uns etwas sagen? Etwas Wichtiges? Dann tun Sie es, ansonsten …«
    »Es ist sehr, sehr wichtig«, als
wolle sie ihren Worten mehr Gewicht verleihen, machte sie eine Pause, dann fuhr
sie fort: »Herr Manninga ist nicht da!«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Er hat es mir gesagt.«
    »Wann und wo?«
    »Er hat gestern ein Sechserpack
Jever Pils bei mir im Laden gekauft. Ich habe – wie immer – ein wenig
mit ihm geplaudert. Er hat mir erzählt, dass er morgen – also heute –
früh wegfahren würde. Ich habe mich noch gefragt, ob er das Bier wohl mitnehmen
wollte, oder ob er das abends selbst trinkt. Ich meine, sechs Flaschen …«
    »Aber er ist doch Lehrer, muss er
nicht zum Dienst?«
    »Seit gestern sind Herbstferien.«
Bertha Schmidt lächelte sie an, fast hätte man meinen können, dass sich eine
gewisse Überlegenheit in ihren Zügen abzeichnete. Immerhin wusste sie offenbar
mehr als die Polizei. Genüsslich ließ sie ihren Blick einmal über alle
Anwesenden streifen. Wenn hier jemand etwas Produktives beitragen konnte, dann
ja wohl offensichtlich sie, Bertha Schmidt.
    »Na prima!«, fuhr es Tanja Itzenga
heraus. Scheiße, dachte sie, denn jetzt fiel ihr ein, dass Manninga ihr
gegenüber sogar erwähnt hatte, dass er in den Herbstferien wegfahren wolle.
Nicht in den Süden, nein, trotz Herbstes, sondern eher Richtung Norden, Freunde
besuchen, oder irgendwie so etwas. Warum hatte sie das vergessen? Und wieso
hatte keiner den Beginn der Herbstferien bedacht? Wieder so ein Fauxpas …
Itzenga holte tief Luft.
    Ihr Kollege Ulferts zog indes sein
Funkgerät und sagte, betont leise: »Alles zurück, Aktion abgeblasen. Aber keine
Hektik. Tut so, als sei es so geplant.« Er wusste, dass es keinen Sinn hatte,
die Leute waren ja nicht blöd. Mit einem gequälten Blick sah er zu seiner
Chefin, der es im Augenblick offenbar die Sprache verschlagen hatte. Sie dachte
nur: Wir machen uns ja zum Affen, bloß weg hier.
    »Hat er gesagt, wohin er will?«
Tanja Itzenga fand ihre Sprache wieder.
    Bertha Schmidt näherte sich dem
Ohr der Hauptkommissarin und sprach jetzt ganz leise, die Geheimnisträgerin,
alle Blicke auf sich gerichtet wissend: »Er sprach davon, einen alten Freund
aus der Schulzeit besuchen zu wollen, zusammen mit ein paar anderen Freunden.
Er sprach von fünf … sechs, ja, sechs seien sie, hätten sich nie aus den Augen
verloren, und das seit über 30 Jahren. Die treffen sich wohl einmal im Jahr,
immer an anderen Orten. Und nun ist es wieder so weit. Jubiläum sozusagen.«
    »Hat er erwähnt, wo dieser Freund
wohnt?«
    »Das habe ich ihn natürlich
gefragt«, Bertha Schmidt sprach wieder betont laut, »er sagte nur, es wäre eine
längere Fahrt, bis hinter Hamburg. Irgendwo in Schleswig-Holstein, ja, das hat
er erzählt.«
    »Genauer geht’s nicht?«
    »Es sei nicht weit von Kiel –
er kenne die Gegend, früher hätten sie dort Familienurlaub gemacht, an der
Ostsee, Scharbeutz, Niendorf, Pelzerhaken, diese Orte erwähnte er, ich war mal
dort, damals, als mein Mann noch lebte. Schön, ganz anders als die Nordsee,
wissen Sie, das Wasser ist immer da …«
    Tanja Itzenga unterbrach Bertha
Schmidt: »Bitte, bleiben Sie bei der Sache!«
    Die Ladenbesitzerin sah erstaunt
aus. Warum waren nur alle immer so kurz angebunden? Hatte denn niemand mehr
Zeit in diesem Land? Wenigstens, um ein bisschen zu schnacken? So, als wäre es
das Letzte, was sie heute sagen würde, fügte sie hinzu: »Dorthin wollten sie am
Wochenende, meine ich.«
    »Hamburg, Kiel … Pelzerhaken«,
Tanja Itzenga holte Luft und sah vor ihrem inneren Auge erneut Polizeipräsident
Eilsen toben. In den Ermittlungen war einfach der Wurm drin – und es
schien nicht besser zu werden. Eilsen würde ihr den Fall glatt entziehen …

     

     

31
    »Nein, sie konnte
eben nichts Genaueres sagen. Die Schmidt aus dem Tante-Emma-Laden sagte immer
nur: Richtung Norden nach Schleswig-Holstein ist er gefahren«, Tanja Itzenga
sprach

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