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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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albern, aber … hier hat mein Leben
stattgefunden. Nun werde ich ja wohl einige Zeit nicht wiederkommen«, er
zögerte und ergänzte: »Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ich gar nicht
zurückkehre!« Sein Blick war leer. »Bin ja nicht mehr der Jüngste!«
    Tanja Itzenga sah
ihren Kollegen Ulferts an, der hob die Schultern und verriet so, dass aus
seiner Sicht nichts dagegen sprach. Außerdem siegte die Menschlichkeit. Über 70
Jahre auf einem Hof gelebt und gearbeitet – das musste man verstehen.
Hillrich Hajen machte nicht den Eindruck, als würde er die Flucht ergreifen
wollen – es wäre ohnehin ein nutzloser Versuch. Vor dem Haus standen
mehrere Kollegen. Itzenga nickte Hajen zu: »Fünf Minuten – mehr nicht!«
    Hajen verließ das Zimmer. Sein
Gang schien plötzlich sehr viel gebückter zu sein, die Gesichtsfarbe war grau.
»Danke!«, murmelte er kaum hörbar.

     
    »Man wird immer
wieder überrascht in unserem Beruf«, bemerkte die Hauptkommissarin und ihr
Kollege erwiderte: »Das kann man wohl sagen. Dieser Hajen – so ein
unscheinbarer Mann. Was muss er für eine Wut in sich getragen haben!«
    »Er und seine Frau sind mit der Situation
überfordert. Deshalb sollte man auf ärztliche Hilfe zurückgreifen; aber mit
Ärzten kann man genauso gut Pech haben! Allein können sie die Situation ihrer
Tochter nicht bessern, wie sollten sie. Und … er hat sich dieses eine Mal in
seinem ganzen Leben nicht unter Kontrolle gehabt. Es war eine einzigartige,
außergewöhnliche Situation. Niemand von uns weiß, ob er nicht selbst in fünf
Minuten schon vor einer Entscheidung steht, über die er noch nie in seinem
Leben nachgedacht hat. Und Aldenhoff war aus Hajens Sicht so gut wie tot –
vielleicht wäre er seinen Verletzungen erlegen. Klingt sarkastisch, ich weiß,
aber mal ganz realistisch betrachtet. Da hat Hajen zugedrückt … Affekthandlung.
Danach hat er zugemacht. Nichts gehört, nichts gesehen, nichts gemacht.
Unfähig, mit sich selbst fertig zu werden …« Itzenga sah auf den Boden,
als sie ihre Sicht der Dinge preisgab. Sie machte eine Pause, als denke sie
nach. Als gäbe es noch etwas, was sie nicht sagen wollte. Oder konnte.

     

     

42
    In diesem Augenblick
hörten Itzenga und Ulferts einen durch Mark und Bein gehenden Schrei:
»Hillrich, um Gottes willen, nein!« Martha Hajen. Itzenga und Ulferts stürzten
aus dem Zimmer, rannten durch den Flur und kamen sich in die Quere, als sie
beinahe gleichzeitig die Haustür erreichten. Draußen sahen sie Martha Hajen, tief
erschrocken starrte sie in die Scheune. Das Tor war weit geöffnet, doch Itzenga
und Ulferts konnten noch nicht sehen, was dort vor sich ging. Ihre Kollegen
winkten sie herbei, hatten ihre Pistolen gezückt. Martha Hajen sah zu den
Polizisten hinüber, die sie jetzt erreichten. Wortlos zeigte sie in die
Scheune. Es war wesentlich dunkler darin, doch der große Mähdrescher war nicht
zu übersehen. Er war uralt, an vielen Stellen rostig, hatte keine Kabine. Mehr
als 30 Jahre hatte Hillrich Hajen damit seine Felder gemäht und das Korn
gedroschen – das Geld für einen neuen Mähdrescher mit breiterem
Schnittwerk hatte er nie zusammenbekommen. Jetzt stand er auf dem alten
Blechsitz, hoch aufgerichtet, und hielt einen Revolver in der Hand.
    »Herr Hajen, machen Sie keinen
Unsinn!«, rief Tanja Itzenga, Panik in der Stimme. Hajen erwiderte nichts. Er
hob den Revolver und richtete ihn auf die Polizisten.
    »Bitte, Herr Hajen, Sie machen
alles nur noch schlimmer!«, versuchte Ulferts, die Situation zu entschärfen.
Hajen sagte noch immer nichts. In seinen Augen flammte es – nichts mehr
von dem müden Blick, den er eben noch gezeigt hatte. Tanja Itzenga sah Martha
Hajen an – vielleicht würde er auf seine Frau hören?
    »Hillrich, bitte«, sagte sie, zu
mehr im Moment nicht fähig. Tränen rannen ihr von Neuem über die Wangen, dann,
lauter: »Hillrich, was … was hast du denn vor?«
    »Wieso hat er eine Waffe?«,
flüsterte Ulferts von hinten.
    »Er ist Jäger, er hat ein Gewehr
und einen Revolver, schon seit einer Ewigkeit. Den Revolver hat er noch nie
gebraucht«, wimmerte Martha.

     
    Hajen hielt den
Revolver immer noch auf die Polizisten gerichtet. Doch es kam nichts von ihm.
Er schien zu überlegen, dann rief er, laut vernehmlich: »Ich geh hier nicht
mehr weg. Ich habe über 70 Jahre hier gelebt. Das ist meine Heimat, dies ist
mein Hof. Ich geh nicht mehr weg. Und wenn ihr mich haben wollt, dann als
Leiche. Ins

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