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Friesisch Roulette

Friesisch Roulette

Titel: Friesisch Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marvin Entholt
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selbst gekauft, mit der er erschossen wurde?«
    Â»Woher wissen Sie denn, dass er erschossen wurde?«
    Â»Och, man hat so seine Quellen.«
    Wie zufällig drehte Harm sich um und tat, als würde er in einem Regal fieberhaft nach Schuhcreme suchen.
    Die Kommissare zuckten die Schultern und wandten sich nun Johann zu. Mitzuteilen hatte er ihnen wenig, immerhin konnte er mit Fug und Recht behaupten, die ganze Zeit auf seinem Hof zugebracht zu haben, und zum vermuteten Todeszeitpunkt des Opfers hatte er gerade Besuch von Harm Busboom. Einen besseren Entlastungszeugen konnte er sich nicht wünschen.
    Viel bestürzender fand Johann, was er selbst bei diesem Gespräch erfuhr. Wurde ihr Dorf jetzt mit Leichen überschwemmt, oder war die Leiche im Schilf etwa die aus seiner Scheune? Hatte jemand sie heimlich ausgegraben und hinter den Deich gezerrt? Und wenn ja, warum zum Teufel sollte jemand so etwas tun?
    Statt bei seinem Ausflug ins Dorf ein paar Antworten auf die vielen Fragen zu finden, die ihn umtrieben, hatte er gleich einen Haufen neuer Rätsel hinzugewonnen, die ihn vollends verwirrten.
    Johann wollte dringend nach Hause, da sah er Harm Busboom, der zu seinem grün-weißen Audi 80 ging, die Beifahrertür öffnete und aus dem Handschuhfach den ihm wohlbekannten Revolver holte. Johann verharrte, kontrollierte vorgeblich den Sitz seines Lenkers und beobachtete unter seiner Armbeuge hindurch, wie Harm die Waffe Polizeihauptkommissar Beckmann übergab. Der schaute begriffsstutzig auf den Revolver.
    Â»Wurde gefunden«, erklärte Harm.
    Â»Ja, aber … wann denn, ich meine, wieso …«
    Eine Melodie erklang von irgendwoher, Harm wandte sich von Beckmann ab und nestelte in seiner Tasche. Beckmann schaute zwischen Waffe und Harm Busboom hin und her. Die Melodie entwickelte sich zu einem mehrstimmigen schmissigen Kanon. Johann rätselte, was das war. Er kannte das. Harm beförderte sein Mobiltelefon zutage, die Melodie schepperte ihrem Höhepunkt entgegen und verstummte plötzlich mit Harms »Hallo?«.
    Fünfzehn Mann auf des toten Manns Kiste!, fiel Johann ein. Und ’ne Buddel voll Rum.
    Hinter dem etwas ratlosen Beckmann tänzelte die bald vor Mitteilungsdrang platzende Wilmine Ahlers von einem Bein aufs andere, als müsse sie dringend austreten.
    Johann schwang sich auf sein Rad und radelte los. Zunächst langsam, solange er noch in Sichtweite war, dann wurde er schneller. Er fuhr so schnell wie nie, geriet vollkommen außer Atem und musste kurz anhalten, weil ihm schlecht wurde.
    Dann keuchte er weiter, seiner Scheune entgegen, um nachzusehen, ob der Tote dort noch vergraben lag.
    Â»Fünfzehn Mann auf des toten Manns Kiste«, summte er, ohne es zu merken.

17
    Es dämmerte, und Enno Osmers schickte sich an, feierlich den Aufnahmeknopf seiner Kamera zu betätigen. Ärgerlich, dass er am Vortag die Chance zur Premiere einfach verschlafen hatte, aber jetzt! Er senkte seinen Finger langsam und voller Vorfreude auf die Taste mit dem kleinen roten Quadrat. Als sein Finger gerade noch zwei Millimeter darüberschwebte, läutete es.
    Enno zischte einen Fluch, bewegte sich mit langsamen Schritten zur Tür, umschiffte diesmal souverän den Hundewassernapf und öffnete.
    Er blickte auf zwei goldene Reiter, die wie mittelalterliche Ritter mit Lanzen aufeinander losgingen. Sein Blick schwenkte nach links, erfasste eine riesige »3« und die Schriftzüge »Sylt« und »Polo«. Während er darüber nachdachte, ob auf Sylt Polo gespielt wurde oder warum man sich so etwas anzog, bemerkte er, dass neben dem Träger dieses erstaunlichen Trikots eine Frau mit Pferdeschwanz stand.
    Â»Zentraler Kriminaldienst der Polizeiinspektion Leer/Emden, Oberkommissarin Hartung, Hauptkommissar Beckmann«, stellte die Frau sich und ihren Begleiter vor.
    Enno schaute sie erwartungslos an, immer noch ganz bei der Polofrage.
    Da sich kein Fortschritt in der Kommunikation andeutete, setzte die Frau nach: »Dürfen wir reinkommen?«
    Enno nickte, öffnete die Tür weiter und brummte: »Natürlich.«
    Er leitete seine Gäste in die Küche und deutete stumm auf die Stühle am Küchentisch.
    Statt sich zu setzen, steuerte der Mann im bunt bestickten Hemd auf Ennos Installation von Kamera und Nachtsichtgerät zu.
    Â»Was ist das denn?«, fragte er mit einem skeptischen Unterton, der Enno auf die Nerven

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