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Friesisch Roulette

Friesisch Roulette

Titel: Friesisch Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marvin Entholt
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Orientierung selbst bei geschlossener Wolkendecke und die Liebe zur Natur nahegebracht hatte.
    Â»Kamerad Stabsinstruktor, unser Stab ist mit zwölf Personen vollzählig angetreten.«
    Â»Rührt euch!«, war die Antwort des Instruktors, und das uniformierte Dutzend rief: »Durch das Unmögliche vorwärts!«
    Durch das Unmögliche vorwärts! Das war genau das Gebot der Stunde! Nicolaj beschleunigte seinen Schritt, den er ungleichmäßig setzte, weil ihn in seiner rechten Hand das Gewicht eines vollen Metall-Benzinkanisters beschwerte, der Koffer in der anderen Hand konnte das nicht annähernd ausgleichen. Er wirkte wie ein heruntergekommener Handelsvertreter mit seinen Musterkoffern.
    Nicolaj hatte sich die Position des Wagens gemerkt und frohlockte angesichts der Perspektive, dieses elende Gelatsche in unwirtlicher Witterung bald hinter sich zu lassen. Einmal noch hinter dem Erlengebüsch, das den Graben rechter Hand säumte, nach rechts abbiegen, dann konnte es nicht mehr weit sein, und sein Auto wäre schon in Sichtweite.
    Schwungvoll nahm er die Kurve auf die Zielgerade, blickte nach vorn – und erstarrte. Da stand neben seinem temporären Gefährt ein leuchtend gelber Abschleppwagen mit eingeschaltetem gelben Warnlicht auf dem Dach – wen wollte der hier warnen? Die Kühe? –, und ein Mann in ebenso leuchtend gelber Latzhose betätigte die Steuerung des Krans, der soeben Nicolajs Auto angelupft hatte.
    Nicolaj machte auf der Stelle kehrt, verschanzte sich hinter den Erlen und beobachtete, was schon absehbar gewesen war: Die gelbe Latzhose zurrte das Auto auf seinem blinkenden Gefährt fest, stieg ein und fuhr davon.
    Nicolaj sank ins Gras, und ihm wollte partout kein aufmunternder Spruch der jungen Pioniere einfallen. Dafür drängten sich ihm reichlich zünftige Flüche auf.

16
    Johann hatte Lust auf Mettwurst, und vielleicht war Heinrich Siedenbiedel heute ja gesprächiger.
    Vor dem Laden wartete Wilmine Ahlers auf irgendetwas und machte einen nervösen Eindruck. Sie ging auf und ab, knetete ihre Hände, ging weiter auf und ab und wrang ihre Hände wie einen alten, auf Teufel komm raus nicht trocknen wollenden Lappen. Der Gruß zwischen beiden fiel flüchtig aus wie immer.
    Als Johann den Laden betrat, hielt er nach drei Schritten inne. Harm Busboom hatte ihn gleichzeitig entdeckt und nickte ihm zu.
    Harm stand hinter den beiden Kriminalbeamten, die Heinrich und seine Frau befragten. Nebenbei kramte die Beamtin in einer kleinen Schachtel auf dem Tresen, was ihr Kollege mit missbilligenden Blicken quittierte. Er versuchte, sich auf die Befragung zu konzentrieren, während die Oberkommissarin ein Haargummi aus der Schachtel fingerte, sich stumm mit Heinrich Siedenbiedel über den Kaufpreis verständigte, Kleingeld aus ihrer Hosentasche kramte und es abgezählt auf den Tresen legte.
    Johann konnte hören, dass die Beamten wissen wollten, ob das Ehepaar Siedenbiedel irgendeinen Toten, als er noch nicht tot war, gesehen oder sonst irgendeine außergewöhnliche Beobachtung gemacht hätten.
    Jetzt konnte Johann sich auch Wilmine Ahlers Nervosität erklären. Sie fieberte ihrer Aussage entgegen und hatte den beiden Polizisten sicher eine Menge zu erzählen. Vermutlich würde sie sogar die alte Geschichte von damals wieder auskramen.
    Hoffentlich haben die genug Zeit mitgebracht, dachte Johann, das könnte dauern.
    Die Kriminalbeamtin sah am Ende von Johanns Überlegungen wieder so streng aus wie beim letzten Mal. Sie hatte die Haare mit ihrer Neuerwerbung wieder zum Pferdeschwanz gebunden. Dabei hatte sie Johann hinter dem Regal entdeckt und hob halb ihren Zeigefinger in seine Richtung, um ihm zu bedeuten, dass er warten möge.
    Das brauchte er ja nun als Allerletztes. Schließlich wollte er etwas in Erfahrung bringen und jetzt nicht selbst ausgequetscht werden.
    Â»Verkaufen Sie eigentlich auch Munition?«, hörte er den Kommissar fragen.
    Â»Brauchen Sie welche?«, entgegnete Heinrich Siedenbiedel, ohne aufzusehen.
    Der Hauptkommissar holte tief Luft, die Oberkommissarin zupfte ihren Kollegen am Ärmel, um ihn zu ermahnen, seine Contenance zu wahren.
    Â»Hat der Tote bei Ihnen was gekauft?«, fragte der Kommissar nun und fügte an: »Ich meine, bevor er tot war«, um der nächsten schlagfertigen Antwort vorzubeugen. Aber vergebens.
    Â»Glauben Sie, der hat die Munition hier

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