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Friesisch Roulette

Friesisch Roulette

Titel: Friesisch Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marvin Entholt
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Granden in der deutschen Hauptstadt wussten nichts vom vollkommenen Loyalitätsverlust der beiden Neulinge.
    Die beiden wollten die Ware kassieren, ordentlich quittieren und dann irgendwo zwischenlagern und untertauchen, bis Gras über die Sache gewachsen war. Das war ihr Plan, und Putin sollte in der Abgeschiedenheit Ostfrieslands ein passendes Plätzchen für Lager und Unterschlupf finden. So wäre die Fahrtstrecke für ihn nicht allzu weit von Holland aus.
    Das hatte Nicolaj sich prima ausgedacht, und für die Umsetzung hatte er Putin auserkoren. Vielleicht hätte er doch nicht alles ihm überlassen sollen? Vielleicht war er überfordert gewesen?
    Die Ware hatte er in Amsterdam noch abgeholt, das hatte Nicolaj im Hauptquartier mitbekommen, bevor er aufgebrochen war, um Putin zu suchen.
    Und wenn Putin ihn übers Ohr gehauen hatte und mit dem Zeug über alle Berge war? Nein, das wollte Nicolaj ihm nicht zutrauen. Oder hatten die Leute in Holland ihn verfolgt, ihm die Ware wieder abgenommen und ihn beseitigt? Dümpelte er jetzt mit dem Gesicht nach unten in irgendeinem verschmutzten Gewässer? Es war ein ekelhaftes Geschäft, in dem ein Leben nicht viel zählte, das war Nicolaj klar, und er begann gerade, seine ganze Lebensplanung in Frage zu stellen: die große weiße Limousine mit getönten Scheiben, die blonde Begleitung auf stelzengleichen Absätzen mit Hündchen im Arm …
    Gut oder schlecht, erst mal musste Putin wieder auftauchen. Also raffte Nicolaj sich auf, griff seinen Koffer und ging, wie schon die drei Stunden zuvor, weiter geradeaus.

19
    Â»Das stinkt doch zum Himmel«, wetterte Beckmann. Er hatte sich die Typenbezeichnung von Ennos Nachtsichtgerät gemerkt und durchflöhte jetzt einschlägige Internetseiten. »Da! Militärtechnologie! Da läuft was Großes!«
    Mit einem Blick über den Monitor hinweg versuchte er, Oberkommissarin Hartung in seine Theorie einzubeziehen.
    Â»â€ºEs wird von Spezialeinheiten, Sonderkommandos, Polizei und Jägern erfolgreich eingesetzt‹«, referierte er weiter.
    Kollegin Hartung warf Beckmann einen vielsagenden Blick zu, den der allerdings nicht wahrnahm, da er schon wieder weiterlas.
    Die Oberkommissarin versuchte, sich auf die Lektüre einer Mail zu konzentrieren.
    Â»Und jetzt kommt’s! Jetzt kommt’s! Achtung!«
    Beckmann gehörte auch zu den Leuten, die vor dem Erzählen eines Witzes sich entweder selbst schon ausschütteten vor Lachen oder aber wortreich die unschlagbare Witzigkeit des Kommenden ankündigten. Danach hatte die beste Pointe der Welt keine Chance mehr.
    Â»Hier! Hier!« Beckmann steuerte auf den Höhepunkt seiner Entdeckung zu.
    Hartung schaute zu Beckmann mit dem Blick eines Menschen, der das hoffnungsvolle Leuchten in den Augen eines vollkommen talentfreien Castingshow-Kandidaten sah.
    Â»â€ºDie Anwendung des Nachtsichtgerätes auf Zielfernrohren darf in Deutschland nur von Berechtigten vorgenommen werden‹«, las er triumphierend.
    Â»Hab da kein Zielfernrohr gesehen«, entgegnete Kollegin Hartung ungerührt. »Die Leiche vom Deich konnte noch nicht identifiziert werden, aber die Kollegen in Berlin haben mehrfach Fingerabdrücke des Toten im Zusammenhang mit Razzien im Bereich Organisierte Kriminalität sichergestellt«, konterte Hartung Beckmanns Enthüllungen.
    Der war für solche Details nicht zu haben, war ganz auf seine noch etwas unscharfe Theorie von der großen Verschwörung fokussiert und hatte sich aufgrund der Unschärfe der These auf der Website des Armyshops in der Rubrik »Wildbretverwertung« verloren und studierte nun »Wertvolles und Unerlässliches zum Bergen, Versorgen, Aufbrechen, Zerwirken und Aus-der-Decke-Schlagen«.

20
    Johann wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Â»Elfi, hast gut aufgepasst«, lobte er seine Sau.
    Der Boden der Scheune sah aus wie zuvor, der Tote lag also noch dort, wo Johann ihn vergraben hatte.
    Aber wieso zum Teufel gab es jetzt schon wieder eine Leiche? Hatte jemand ihren Ort als Leichendeponie auserkoren und lieferte nun täglich eine ab? Und warum auch in seiner Scheune?
    Während er Elfi Futter gab, fragte er sich, weshalb es ihn eigentlich beruhigte, dass der Tote noch zwei Meter neben ihm begraben lag. Hätte ihn jemand ausgegraben und an den Deich geschafft, wäre er das Problem los gewesen. Auf Dauer mit dem Toten

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