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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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mal ein Mittagsschläfchen halten. Augen zu und alles Peinliche verschwindet. Daß das keine Problemlösung, sondern schnöde Flucht ist, weiß ich. Und wenn schon. Irgendwann wird Sabine schon noch auftauchen und mir Bericht erstatten. Je länger es dauert, um so vielversprechender.
    Vorsorglich spreche ich ihr noch schnell auf den Anrufbeantworter. Nicht, daß sie mich im Hohrwerker-Rausch komplett vergißt und ich noch um meinen beruflichen Wiedereinstieg bange, wenn sie schon längst Frau Hohrwerker ist. Ich halte fast alles für möglich. Aber jetzt schnell ein erfrischendes Mittagsschläfchen. Ich will ja nicht faltig werden. Und damit enden wie ein Pärchen bei uns im Büro. »F« und »F« werden die beiden insgeheim vom Rest der Belegschaft genannt. Fett und Faltig. Sie ist die erste lebende laufende Runzel und er wirklich beim besten Willen nicht mehr nur dick zu nennen. Mit anderen Worten: ich schlafe nur, um meiner Haut Gutes zu tun und um meiner Tochter Gesellschaft zu leisten.
    Daß wir Frauen uns für die faulen Momente in unserem Leben jedesmal fast entschuldigen oder zumindest rechtfertigen, grenzt schon an Schizophrenie.
    Schwester Huberta mit leicht erhobenem Zeigefinger ist meine Aufwacherscheinung: »Sie haben Ihren Arztbesuch vergessen, wenigstens bei der Kinderarztvisite sollten Sie dasein, Frau Schnidt, jetzt mal aufwachen.« Gute 3 Stündchen habe ich verschlafen. Frau Tratschner hat heldenhaft alle Anrufer abgewimmelt und sogar noch notiert, wer wann was wollte. »Ihre Schwester, Ihre Mutter, die Schwiegereltern und irgendeine Freundin haben angerufen«, teilt sie mir netterweise mit. Ausgerechnet bei der Freundin fällt ihr der Name nicht mehr ein. Ob es Sabine mit dem ersten Zwischenbericht war? Oder Heike, die heute doch nicht mehr kommt? In München ihre Traumfrau getroffen hat und deswegen ihre Lieblingsfreundin auf der Entbindungsstation verrotten läßt? Frau Tratschner hat es vergessen. Auch Stimmenbeschreibungen bringen uns nicht weiter. »Die wollen alle noch mal anrufen«, beschwichtigt sie mich.
    Der Kinderarzt ist eine Kinderärztin. Dr. Miratzik. Eva Miratzik. Eine Ärztin der besonderen Art. Sie stellt sich vor und spricht mit mir. In ganzen Sätzen. Oft schleudern einem diese Retter der Menschheit ja nur irgendwelche Fachausdrücke an den Kopf, und wir Dummbeutel – spätestens dann fühlen wir uns ja so – , wir Dummbeutel können zusehen, was wir uns dabei denken.
    Die Untersuchungen dauern länger, als ich gedacht habe. Es geht um Reflexe, Gewicht, Größe und diverse Impfungen. Frau Dr. Miratzik ist zufrieden. Sie findet allerdings, daß ich, trotz Mittagsschlaf, angestrengt aussehe. Wesentlich angestrengter als meine Tochter. Kein Wunder nach meinem morgendlichen Erlebnis, will ich ihr fast anvertrauen, verkneife es mir dann aber doch. Claudia hat sich tapfer geschlagen. Trotz Blutabnahme aus der Ferse kaum Geschrei. Ein nettes Kind habe ich da. Immerhin. Dr. Miratzik ermuntert mich, alles nicht so genau zu nehmen. Mal fünfe gerade sein zu lassen. Wenn die wüßte, wie gerade bei mir fünfe sein können.
    Nachdem Dr. Miratzik, der ich gerne noch länger zugehört hätte, sich verabschiedet, lege ich mich erst mal wieder hin. Hat mich die Wochenbettdepression erwischt? Oder ist es einer meiner normalen Faulheitsschübe? Allgemeine Lethargie? Ein Anruf lenkt mich ab. Es ist Miriam. Die rassige Kollegin mit dem wildwachsenden Damenbärtchen. Die, die ständig eine Pinzette bei sich trägt, um jedes aufkommende Härchen direkt mit der Wurzel rauszureißen. Nachdem ich die üblichen Glückwünsche entgegengenommen habe und Miriam einen detaillierten Bericht über Geburt und Kind geliefert habe, ist sie dran. Mit Neuigkeiten aus dem Büro. »Stell dir vor, wer heute fehlt?« beginnt sie ein munteres Frage-Antwort-Spiel. Miriam kann nichts einfach so berichten. Bei ihr muß man immer raten oder zumindest schätzen. Ich tue ihr den Gefallen. Schließlich kann ich mir lebhaft vorstellen, wer heute noch nicht in der Firma aufgetaucht ist. Um ihr die Freude nicht zu nehmen, grübele ich einen Moment. Dann ziehe ich meinen Joker: »Der Chef, Hohrwerker-Junior«, beantworte ich ihr kleines Quiz. Sie ist baff. Der Hohrwerker ist seit Jahren nicht ein Stündchen zu spät gekommen, von völliger Abwesenheit gar nicht zu sprechen. »Wie bist du darauf gekommen«, will sie irritiert wissen. »Weibliche Intuition«, gebe ich zurück. »Wofür so eine Geburt all gut ist, unglaublich«,

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