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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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mit diesen Worten und den besten Wünschen von allen Kollegen und Kolleginnen für mich und die Kleine verabschiedet sich Miriam. »Blumen sind schon unterwegs«, teilt sie mir noch schnell mit, und das war’s dann.
    Der Hohrwerker ist noch nicht in der Firma aufgetaucht. Hat ihn Sabine gleich mit Haut und Haaren gefressen? Wo sie doch eigentlich auf Ärzte steht. Deshalb hat sie bestimmt auch ihren roten Lockfummel angehabt. Zum Ärztebetören. Am hellichten Tag im Samtkleidchen. Aber manchmal paßt’s halt doch. Diesmal jedenfalls scheint das Kleid seine Aufgabe voll erfüllt zu haben.
    Vielleicht sollte ich mich doch noch mal im Arztzimmer melden. Nicht, daß die mich zur Strafe auch schon heimschicken. Wie die Müller-Wurz, die ich merkwürdigerweise fast schon vermisse. Durch mein ständiges Aufregen über sie hatte ich wenigstens nicht soviel Zeit, mich im Selbstmitleid zu suhlen. Über möglicherweise aufkeimende Depressionen nachzudenken. »Schnidt, du mußt dich nur beschäftigen«, rede ich mir gut zu und bewege mich in Richtung Arztzimmer. Riesengelächter dringt aus dem Raum. Ist selbst auf dem Gang gut zu hören. Ich muß nicht mal mein Ohr an die Tür legen, um mitzubekommen, worum es geht. Der Oberchef Marek macht die Müller-Wurz nach. Aber wie! 1a. Echt lustig. Ganz schön frech. Kaum ist die Müller-Wurz weg, machen die schon Witze über sie. Kurzentschlossen klopfe ich. »Herein«, kichert eine Stimme. Lustig geht’s zu bei den Herren und Damen. Kaffeepäuschen. »Was gibt’s, Frau Schnidt?« versucht einer der jüngeren Hilfssheriffs, ein AIP ler oder vielleicht sogar nur PJ ler, einen einigermaßen seriösen Eindruck zu machen. »Wenn Sie die Müller-Wurz geben, soll ich dann Ihren Part übernehmen, Dr. Marek?« schlage ich dem Obermufti vor. Angespanntes Schweigen. Doch als der Chef endlich lacht, dürfen auch die niederen Ränge mitlachen. Ich erkläre, daß ich nur da bin, weil ich die Visite heute leider verpaßt habe, und beteure, morgen keinesfalls wieder unentschuldigt zu fehlen. Schnell frage ich noch: »Gibt es irgendeine wichtige Untersuchung, ohne die ich den heutigen Tag nicht überleben werde?« »Oder die Sie zur optimalen Abrechnung mit der Kasse dringend brauchen?« Das denke ich mir natürlich nur. Man muß es mit der Frechheit ja nicht übertreiben. Die Menschenretter verneinen, und so muß ich leider wieder gehen. Ich hätte gerne mitbekommen, wen der Marek als nächstes parodiert hätte.
    Auf dem Flur gehe ich ein bißchen auf und ab. Wegen der drohenden Thrombose. Und der drohenden Langeweile im Zimmer. Hier kann ich wenigstens sehen, wer in welchem Zimmer wieviel Besuch bekommt. Was trabt mir denn da für eine lautstarke Meute den Gang entgegen? Eindeutig Südländer. Wild gestikulierend, stapfen sie ins Schwesternzimmer. »Passä mal auf du«, begrüßen sie Schwester Huberta, »sagst du uns schnell, wo de kleine Kevin Luigi ist. Sind wir seine Familie. Die Farfalles. Pizza Farfalle. Du kenne? Isse in Bornheim.« Schwester Huberta zeigt wenig Regung. »Nein, kenne ich nicht, aber Sie können gerne mal ein paar Pizzen vorbeibringen. Zum Test. Wir lieben hier Pizza. Und nun zu dem kleinen Kevin Luigi. Zimmer 7. Vorne links. Und übrigens, ich passe immer auf, Sie müssen mich nicht extra dazu auffordern.« Cool, die Huberta, da gibt’s nichts. Sie zwinkert mir zu, und die Farfalle Bagage zieht ab in Richtung Zimmer 7.
    Wo bleibt eigentlich mein Besuch? Meine Heike. Mit Sabine rechne ich mittlerweile nicht mehr. Aber Heike. Gemein. Erst versprechen und dann nicht halten. »Dann gehe ich eben wieder ins Bett und schlafe ein Ründchen«, versuche ich mich bei Laune zu halten. Kaum liege ich, geht die Zimmertür auf. Meine Schwiegereltern. »Mer mußte einfach nachschaue, was die klaa Grot so macht. Trinkt se gut? Isse schon gewachse? Hat se sisch verännert?« plappern sie mich voll. Wenn das so weitergeht, dann viel Vergnügen, Andrea. Aber weil ich sie mag und mich sogar irgendwie geschmeichelt fühle, daß etwas von mir Produziertes solche Sehnsüchte auslöst, hole ich ihnen ihr Objekt der Begierde. Was sind die zwei verzückt. Euphorisch. »So ein hübsches, ja schönes Kind, fast wie gemalt«, betonen sie immer wieder. Ich könnte ihnen tagelang zuhören. Eine Stunde suhle ich mich in ihren warmen Worten. Wahrscheinlich wären sie noch Tage geblieben, wenn nicht Heike mit meinem Bruder im Schlepptau eingetrudelt wäre. Heike und mein Bruder. Was hätten die für ein

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