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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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mich, um erst mal schnell aufs Klo zu huschen. Nach Bier kann ich pinkeln, das ist unglaublich. Als ich wieder rauskomme, ist die Farfalle noch da. Sie raucht. Zieht an der Zigarette, als könnte es ihre letzte sein. Panisch verzweifelt. »Ich will hier weg, das macht mich kirre«, jammert sie, »und ohne mich läuft das Top Sun auch nicht so. Die Kunden sind halt gewöhnt, daß ich da bin.« Legt die sich mit jedem Kunden auf die Brutzelröhrchen? Oder bei ihr bräunt ein so sensibles Völkchen, daß alle nur von Frau Farfalle ihre Fünfmarkstücke haben wollen? Das Angebot einer Zigarette schlage ich diesmal aus. Wenn ich jetzt noch eine rauche, bin ich morgen wahrscheinlich tot. Und das wäre nach all der Presserei doch wirklich zu dumm. Ich schleiche mich wieder in mein Zimmer. Frau Tratschner schläft tief und fest, jedenfalls ihrem Schnarchpegel nach zu urteilen. Bevor ich mich richtig darüber aufregen kann, bin ich auch schon weg. Im Hasenland.
    Ich wache mit einem schalen Geschmack im Mund auf. Mein Kopf hämmert. Meine Zunge hängt wie ein pelziger Lappen in meinem Mund. Ich habe einen erheblichen Kater. Schwester Huberta hält mir ein Tablett vors Gesicht. »Kein Hunger, nehmen Sie es weg«, grunze ich die arme Person an. So schnell ist eine Schwester Huberta nicht beleidigt. »Sind die Damen heute morgen unpäßlich? Soll ich die Tabletts stehenlassen und später noch mal zum Bettenmachen reinschauen? Wäre das genehm?« grinst sie uns an. »Ja, ja«, brummelt Frau Tratschner, die schon halbwegs wach wirkt. Kein Wunder: im Arm hängt ihre Tochter und saugt. Was die kleine Melanie da in sich hineinschlürft, wird ’ne feine Mischung sein. Angereichert mit Schampus und Bier. »Früher hat man sogar die Schnuller in Whiskey getunkt, da werden die paar Restpromille die Melanie ja nicht umbringen«, unkt Frau Tratschner. Mein Kind ist anscheinend schon anderweitig verpflegt worden. Welch Glück. Ich nutze die Gelegenheit und rolle mich noch mal zusammen.
    Dr. Mareks Stimme ist mein Wecker. Immer noch fühle ich mich wie 17mal bei lebendigem Leib durch den Fleischwolf gedreht. Mit belegter Stimmer begrüße ich die morgendliche Parade. Dr. Marek ist besorgt: »Frau Schnidt, Sie sehen ja schlimm mitgenommen aus. Schwester Huberta: HB prüfen und mir dann melden. Eigentlich habe ich erwogen, Sie heute heimzuschicken, aber bei Ihrem Gesamteindruck lieber nicht.« Mein Schnitt dagegen gefällt ihm. »Heilt gut. Saubere Naht«, vermeldet er in Richtung Untertanen. Na immerhin. Hat der Unsympath Wiedmann wenigstens eine saubere Naht hinbekommen. Die Tratschner ist vom Gesamteindruck her unauffällig. Obwohl sie mindestens meine Menge getrunken hat. Aber wenn mich, so ohne meine Brille, nicht alles täuscht, hat sie auch schon Rouge aufgelegt. Auf so was fallen selbst Ärzte rein. Mett-Mischi ist heute bei der Weißkittel-Parade gar nicht dabei. Ob er frei hat? Oder sich zu sehrgeniert?Ich bin froh, als das Gefolge endlich wieder abzieht.
    Schwester Huberta schreckt mich eine halbe Stunde später wieder auf. »Nur einen kleinen Fingerpikser, ein Tröpfchen Blut« will sie haben, »hoffentlich nicht zu hochprozentig«. Ist die Hellseherin? Unglaublich. Hellsehen kann sie nicht. Sie hat einfach eine gute Nase. »Es riecht wie in einer ollen Kneipe hier, wundert mich, daß der Marek nix gemerkt hat«, teilt sie uns völlig gelassen mit. »Und übrigens: nach Ihrer kleinen Maus gucke ich heute besser mal«, bietet sie mir noch an. Ich nicke erleichtert. Ich werde mein Leben mit dem Kind verbringen, da wird der halbe Tag nicht entscheidend sein. Schwester Huberta muß ein Abschiedsgeschenk bekommen. Einen mordsmäßigen Blumenstrauß. Hat sie sich echt verdient.
    Den Rest des Vormittags vegetiere ich im Halbschlaf vor mich hin. Christoph rüttelt mich zur Mittagessenszeit wach: »Du brauchst mir nichts zu erzählen, ich weiß Bescheid. Ich war mit Heike und Stefan frühstücken. Wird Zeit, daß du hier rauskommst. Du verlotterst ja noch vollkommen«, lacht er mich aus. Mitleid von Christoph kann ich bei selbstverschuldetem Elend nicht erwarten. Essen mag ich aber auch nicht. Es ist was Fleischiges. Schnitzel. Christoph ist beglückt. Wieder hat der Verzehr von Schweinefleisch angenehme Auswirkungen. Er wird zutraulich. Wir kuscheln ein bißchen. So gut das in einem Krankenhauszimmer eben geht. Ich glaube diese wundersamen Geschichten von Menschen, die in vollbesetzten Flugzeugen oder Zahnarztwarteräumen ausgefallensten

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