Friß Vogel - oder stirb
auf Scheidung aus, aber das wichtigste ist ihr die Unterhaltszahlung. Wenn nun die Sache vor den Scheidungsrichter kommt, sitzt Brentwood ganz hübsch in der Tinte. Entweder er schweigt und läßt den Dingen ihren Lauf, dann schneidet sich Mrs. Baffin einen fetten Brocken von dem Besitz ab; denn das Gericht glaubt ja, daß alles Baffin gehört. Oder Brentwood muß aufdecken, daß Baffin nur sein Strohmann ist. Und dann müssen auch seine Hinterleute Farbe bekennen. Die sind aber natürlich strikt dagegen.«
»Leider muß ich«, fuhr Ellis fort, »auf dieser Story Sitzenbleiben. Denn um sie veröffentlichen zu können, brauchte ich Beweise. Namen, Daten, Zahlen und so weiter. Ohne die wage ich kaum an die Sache zu denken geschweige denn sie zu schreiben. So verdammt heiß ist das.«
Ich nickte. »Kann ich verstehen.«
»Aber Sie könnten mir die Beweise liefern.«
»Ich? Wie kommen Sie denn darauf?« Ich machte ein höchst erstauntes Gesicht.
»Machen Sie mir doch nichts vor. Ich weiß, daß Sie Ihr Spielchen überreizt haben. Bald schlägt Ihnen das Wasser über dem Kopf zusammen. Und ich bin Ihr einziger Rettungsring. Denken Sie mal gut darüber nach, Lam: Eine Hand wäscht die andere. Wenn Sie mir helfen, kann ich meine Story veröffentlichen. Und wenn ich Ihnen nicht den Rücken stärke, haben Sie einen Mord am Hals, den Mord an Calvert. Es sei denn, Sie unterstützen Sellers’ Story. Und wenn Sie das tun, will meine Zeitung die ganze Sache mit Hintergrund...«
Er unterbrach sich plötzlich. Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Dann merkte ich, wie er blitzschnell überlegte.
Ehe ich mich umdrehen konnte, fiel eine schwere Hand auf meine Schulter.
Sergeant Sellers Stimme erklang hinter mir. »Na also, Däumling. Ich schätze, wir beide haben einen kleinen Schwatz im Präsidium zu halten, was?«
Ellis fiel schnell ein: »Mensch, Sergeant, Sie sind aber in Rekordzeit hier!«
»Was soll das heißen?« fragte Sellers irritiert.
»Na, ich hab’ Sie doch angerufen! Die Zeitung liefert Lam aus. Dafür wollen wir die ganze Story haben.«
»So, die Zeitung liefert ihn also aus?« fragte Sellers unheilschwanger. »Von wegen! Ich habe den Kerl ganz allein ausfindig gemacht. Nachdem alle Kollegen in der Stadt seine Autonummer bekommen hatten. Schön, Lam hätte den Dienstwagen der Agentur irgendwo abstellen und sich einen Mietwagen nehmen können. Aber ich wußte, daß Bertha Cool viel zu geizig ist, um ihm die Spesen dafür zu bewilligen. Trotzdem haben wir zur Sicherheit noch alle Mietwagenfirmen überprüft.«
»Wovon reden Sie eigentlich?« fragte ich.
»Das wissen Sie ganz genau.«
Ellis stand auf. »Ich will nicht, daß hier ein Mißverständnis aufkommt. Natürlich hat die Zeitung der Polizei den Tip gegeben.«
»Wann?« fragte Sellers nur.
»Vor ganz kurzer Zeit. Als Lam reinkam, hab’ ich heimlich den Barmann verständigt. Er sollte die Polizei anrufen, nach Ihnen fragen und sagen, Lam wäre hier.«
»Solch einen Anruf hab’ ich nie bekommen«, erklärte Sellers.
Ellis wollte zur Bar gehen.
»Nichts da, hiergeblieben!« rief Sellers. »So blöd bin ich auch nicht. Rufen Sie den Mann her, dann frage ich ihn.«
Ellis rief: »Sam, haben Sie das Polizeipräsidium angerufen und nach Sergeant Sellers gefragt?«
Einen Augenblick schicksalsträchtiges Schweigen. Dann: »Na klar, Mr. Ellis.«
»Na und? Haben Sie Sellers erreicht? Er sagt, er hätte nicht mit Ihnen gesprochen.«
»Die Leitung war besetzt. Das heißt, hier der Apparat«, verbesserte sich der Barmann. »Als ich schließlich telefonieren konnte, war Sellers nicht da. Ich sagte, ich hätte Sellers persönlich etwas auszurichten. Er käme jede Minute zurück, hieß es. Ich bat, ihm auszurichten, er möchte sich hier melden.«
»Hier melden?« fragte Ellis.
»Ja, stimmt«, sagte der Barmann.
»Hier melden ?«
»Natürlich, er sollte vorbeikommen«, erläuterte der Barmann, der schnell von Begriff war.
Ellis setzte sich.
Sellers starrte erst ihn an, dann mich. Nach einer Weile fragte er: »Was für eine Story wollen Sie denn, Ellis?«
»Ich will den Lesern sagen, daß Lam genau wußte, wie gern die Polizei ihn verhören wollte. Daß er zu uns kam und uns um Schutz bat. Er sagte, wenn die Zeitung dafür sorgte, daß er fair behandelt würde, wollte er sich stellen. Die Zeitung sagte ihm das zu.«
»Um von der Polizei in dieser Stadt fair behandelt zu werden, braucht niemand eine Zeitung«, erklärte Sellers.
»Ich gebe nur
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