Friß Vogel - oder stirb
dort.«
»Danke sehr.« Ich drehte mich um, als ob ich gehen wollte, überlegte es mir scheinbar anders und kam zur Tür zurück. »Wissen Sie«, nörgelte ich mit lauter Stimme, »das ist aber sehr unangenehm für mich. Ich gehe gar nicht gern ins Restaurant, das erregt viel zuviel Aufsehen. Wann kommt er denn wieder?«
»Oh, erst spät. Er ist jeden Tag bis ein oder zwei Uhr nachts im Grill.«
»Schon gut, Vera, ich werde mich darum kümmern«, erklang eine tiefe wohllautende Frauenstimme.
Ich sah auf. Mrs. Baffin lächelte mir zu. »Kann ich etwas für Sie tun?«
»Nein, eigentlich nicht.« Ich zögerte. »Ich möchte Mr. Baffin sprechen, aber ins Restaurant will ich lieber nicht gehen. Ich dachte, vielleicht erwische ich ihn hier noch, ehe er abfährt.«
»Nein, er verläßt das Haus schon viel früher. In welcher Angelegenheit wollen Sie ihn denn sprechen? Ich bin seine Frau, Sie können es auch mir sagen.«
Ich tat verlegen. »Ich fürchte, es handelt sich um eine Privatangelegenheit.«
»Na, kommen Sie jedenfalls mal rein, vielleicht finden wir einen Ausweg.«
Nach kurzem Zögern folgte ich ihr ins Wohnzimmer.
»Einen Drink?« fragte sie.
Ich lächelte sie an. »Nein, herzlichen Dank. Ich bin sozusagen im Dienst.«
»Sie arbeiten für meinen Mann, nicht wahr?«
Ich überlegte und sagte dann vorsichtig: »Ja, so könnte man es vielleicht nennen.«
»Ich bin seine Frau, wissen Sie das?«
»Ja, ich weiß.«
Sie packte den Stier bei den Hörnern, lächelte verführerisch und schlug die Beine übereinander. »Ich weiß auch, wer Sie sind. Sie heißen Donald Lam und sind Partner der Detektei Cool & Lam.«
Ich spielte den Hochüberraschten.
Ihre Stimme war das reinste Gurren. »Donald, hat mein Mann Sie engagiert, um mir nachzuspionieren?«
Ich schüttelte energisch den Kopf.
»Was tun Sie denn sonst für ihn?«
»Ich glaube nicht, daß ich darüber reden kann — ich meine, am besten fragen Sie ihn selbst danach, Mrs. Baffin.«
»Hat sich irgendwas Neues ergeben?«
»Ja.«
»Was denn?«
»Na ja«, meinte ich gedehnt, »Sie wissen ja sowieso wahrscheinlich alles, da es in den Zeitungen gestanden hat.«
»Ach, Sie meinen den Mord?«
»Ja.«
»Haben Sie in dem Zusammenhang etwas erfahren?«
»Ja, in gewisser Hinsicht schon. Deswegen wollte ich Mr. Baffin sprechen.«
»Sie haben eine neue Spur?« fragte sie.
»Ja, das kann man wohl sagen. Am Ende sollte ich es Ihnen doch berichten.«
»Ach bitte, Mr. Lam, tun Sie das doch. Sie wissen ja gar nicht, wie ich mich hier langweile, Abend für Abend. Mein Mann geht nachmittags weg und kommt erst um ein oder zwei Uhr morgens wieder, und das jeden Tag. Sie kennen ja das Wort vom Vogel im goldenen Käfig.«
»Ein sehr hübscher Vogel«, warf ich ein.
Sie senkte kokett die Lider und zog den Rocksaum einen Millimeter tiefer, wodurch sie die Aufmerksamkeit erst recht auf ihre schlanken Beine lenkte. »Vielen Dank, das war sehr nett gesagt.«
»Wissen Sie«, erklärte ich, »das wichtigste, wenn man einen Mörder sucht, ist, alles nur mögliche über das Opfer herauszufinden. Seine Freunde, seine Feinde, kurz jeden, der ein Motiv für die Tat gehabt haben könnte.«
»Ja, das verstehe ich.«
»Nun nehmen Sie mal diesen Fall. Im Mord an Starman
Calvert scheint niemand ein Motiv aufdecken zu können und...«
»Haben Sie mal an Erpressung gedacht? Vielleicht war er ein Erpresser.«
»O ja, daran habe ich auch gedacht. Das könnte schon so gewesen sein. Aber um jemanden zu ermorden, braucht man doch ein sehr starkes Motiv. Was ich eigentlich sagen wollte: Niemand scheint in der Lage zu sein, seine Frau aufzuspüren. Bis jetzt jedenfalls.«
»Verstehe. Die arme, arme Frau.«
»Ja«, erwiderte ich. »Es wäre wirklich tragisch, wenn es nicht so verdächtig klänge.«
»Wie meinen Sie? Wieso verdächtig?«
»Überlegen Sie mal. Vielleicht war seine Frau gar nicht seine Frau, sondern irgendeine Dame, mit der er heimlich zusammenlebte. Sie posierte nur als seine Frau. Schließlich trug sie fast immer eine dunkle Brille. Sie war eine hübsche Blondine — übrigens fast in Ihrem Alter und mit Ihrer Figur. Sie wurde nur ganz selten gesehen.«
»Aber das kam doch daher, daß sie Einkäuferin für ein Warenhaus war und viel reisen mußte.«
»Bloß die Warenhäuser wissen nichts von ihr.«
»Muß es denn hier gewesen sein? Es könnte sich ja auch um ein Warenhaus in Chikago oder San Franzisko handeln.«
»In San Franzisko hat man alle überprüft,
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