Fröhliche Ferien am Meer
Millar dieses Klischee verurteilt hätte.
Alles ging gut, bis Angela
plötzlich vor einer Kurve auf einem steilen Berg schalten mußte. Sie fingerte
an der Schaltung herum, bekam den Gang nicht herein, würgte den Motor ab und
bremste mit einem wilden Ruck, in der Erwartung, gleich einen Stoß versetzt zu
bekommen, wenn der Lastwagen auf ihre Stoßstange auffuhr.
Aber Stephen hatte sich an die
Verkehrsregeln gehalten und befand sich in sicherer Entfernung. Er kam an das
Wagenfenster und sagte aufmunternd: »Sie haben sich phantastisch gehalten. Am
besten fahren Sie etwas zurück, für den Fall, daß jemand um die Kurve kommt.
Zurück, sagte ich. Sie haben den Vorwärtsgang drin!«
Seine ruhigen Anweisungen gaben
ihr den Rest. Links von sich sah sie den steilen Abhang und fuhr mit
außergewöhnlicher Entschlossenheit und großer Geschwindigkeit rückwärts genau
auf ihn zu. Eine Hand schoß durch das Fenster und riß zwanzig Zentimeter vor
dem Abgrund das Steuer herum, während sie sich so weit zusammennahm, daß sie
erneut bremsen konnte. Aber der Schock verband sich mit ihrem heftigen
Temperament, und sie sagte wütend: »Ich hasse es, fremde Autos zu fahren. Es
war gemein von Ihnen, mich dazu zu zwingen. Lassen Sie mich den Lastwagen
fahren. Er ist altmodisch, und ich kann mit ihm umgehen.«
Er antwortete in einem ruhigeren
und sanfteren Ton als sie ihn je von ihm gehört hatte: »Das war meine Schuld.
Ich habe Sie gehetzt. Sie fahren gut. Es wird Ihnen nicht wieder passieren. Der
Lastwagen ist zu schwerfällig für Sie. Machen Sie sich keine Sorgen.«
Augenblicklich war der Wutanfall
vorüber, und sie murmelte: »Tut mir leid, daß ich die Fassung verloren habe,
aber ich hätte uns alle umbringen können. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich
geritten hat. Wir haben buchstäblich am Rande des Abgrunds gestanden. Ach, ist
schon gut, ich fahre weiter, aber ich mag Autos nicht. Pferde können Sie mir
immer geben«, und sie lächelte ihn reumütig an.
Vielleicht war es dieses
Lächeln, diese offene Entschuldigung, oder vielleicht auch ihr Interesse an der
Farm zusammen mit der Bemerkung über die Pferde; was auch immer der Grund
gewesen sein mochte, als Stephen in den Lastwagen zurückkletterte, bemerkte er
mit einem plötzlichen Schock, daß er begann, sich in dieses attraktive,
reizende, temperamentvolle, interessante und völlig vernünftige Mädchen zu
verlieben.
Als Angela sicher und ohne
weiteren Zwischenfall eine halbe Meile weit gefahren war, erinnerte sie sich,
daß der gleichmäßige Redefluß hinter ihr während der ganzen Episode nicht
abgerissen war. Es war auch nicht der geringste Kommentar erfolgt, als Maxwell
und Anna sahen, wie sie dem Tode entgegenrasten. Das war natürlich typisch für
Max, offensichtlich auch für Miss Lorimer.
Als sie zu Hause ankamen, sagte
Angela zu Stephen: »Das war ein herrlicher Tag. Vielen Dank. Nehmen Sie mich
bitte nocheinmal mit und geben Sie mir
Fahrunterricht.«
So sollten Mädchen immer
sprechen, dachte er. Dem könnte kein Mann widerstehen. Sie bemerkte befriedigt,
daß Stephen leicht errötete und in jungenhafter Verwirrung sagte: »Das werde
ich sehr gerne tun — und vielen Dank, daß Sie das Auto gefahren haben.«
Die Dinge liefen wirklich gut.
Fast so gut, wie Miss Lorimer sie in einem ihrer leichten und sehr romantischen
Romane hätte erfinden können.
Aber für Freddie sah es anders
aus. Sie hatte einen gräßlichen Tag verbracht. Nick, ihr geheimer Verbündeter,
hatte Dinah zum Wellenreiten mitgenommen und sie in schlechter Stimmung
zurückgelassen, die durch Jim Masters’ fröhliches und dreistes Erscheinen auf
der Türschwelle nicht gerade gebessert wurde. Jonathan war hereingeschlendert,
hatte eine halbe Stunde lang dem zugehört, was Jim für eine geistreiche
Unterhaltung hielt, und war dann mit Shelagh weggegangen. Freddie war wieder
einmal an der Reihe, das Abendessen zu kochen.
Als die anderen mit den Pferden
ankamen, war sie so aufgeregt, daß sie den im Ofen schmorenden Braten völlig
vergaß. Stephen, der immer freundlich war, nahm sie mit, um ihr zu zeigen, wie
die Pferde sicher in die Koppel geführt wurden, und dann eilte sie zu Mrs.
Youngson hinunter, um mit ihr den Kauf der Reithosen zu besprechen, die Maxwell
seiner mittellosen Tochter mit gelassener Großzügigkeit spenden wollte. Sie
waren natürlich nicht in Tainui zu haben, und Freddie war nicht weit davon
entfernt, Angela für egoistisch zu halten, weil sie ihre eigenen für
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