Fröhliche Ferien am Meer
etwas.
Sie saßen alle ziemlich gelangweilt bei einem späten Mittagessen, und Jonathan
dachte gerade befriedigt daran, daß die dunklen Ringe unter Freddies Augen
verschwunden waren und ihre alte Fröhlichkeit zurückkehrte, als sie plötzlich
rief: »Da kommt ein Mann in großer Eile den Weg herauf. Von hinten sieht er
ganz gut aus. Vielleicht ist es... Oh... Oh...«
Sie sprang auf, warf ihren
Stuhl um und rannte ans Fenster. »Aber das ist er«, rief sie stammelnd. »Ja, er
ist es... Oh, Shelagh , bereite dich auf einen
schrecklichen Schock vor. Das heißt, nur wenn ihr euch gestritten habt. Es ist
— es ist Robert. Soll ich versuchen, ihn abzufangen? Möchtest du dich
verstecken?«
15
Bill und Jonathan sahen
schrecklich verlegen aus. Bill schob seinen Stuhl zurück, stand schnell auf und
vermied es, Shelagh anzusehen. Jonathan blickte nervös von der Tür zum Fenster
und überprüfte offensichtlich seine Fluchtchancen. Aber Freddie, die Shelagh
beobachtete, war sehr erstaunt zu sehen, wie in ihr Gesicht plötzlich liebliche
und warme Röte stieg. Sie sagte: »Er kommt früher, als ich es für möglich
hielt«, und schon war sie aus dem Zimmer gegangen.
Einen Augenblick lang herrschte
völliges Schweigen, dann sagte Freddie langsam: »Sie freut sich. Sie freut sich
wirklich. Es muß alles in Ordnung sein. Sie sah ganz verändert aus. Oh, wie
wunderbar — jetzt ist doch noch etwas Schönes geschehen.«
Dann sah sie Jonathan an, der
sie belustigt beobachtet hatte und froh war, wieder die alte Lebhaftigkeit in
ihrem Gesicht zu entdecken. »Oh, du lieber Himmel«, stammelte sie. »Oh, du
lieber Himmel... Ich habe ganz vergessen... Ich wollte doch nicht... O
Jonathan, es tut mir ja so leid.«
»Was tut dir denn um Himmels willen leid?« begann er, aber da kamen
Shelagh und Robert herein. Sobald er konnte, verdrückte er sich, und Freddie
begleitete ihn bis zur Tür. Sie zögerte einen Augenblick, sah ihn traurig an,
und sagte dann: »Du wirst jetzt wahrscheinlich
weggehen?«
»Weggehen? Warum sollte ich? Du
meinst von Tainui? Aber ich habe dir doch gesagt, daß ich die Praxis erst Ende
Februar übernehme.«
»Aber... aber... oh, vergiß es.
Auf Wiedersehen, mein lieber Jonathan«, und zu seinem Erstaunen reckte sie sich
und küßte ihn leicht auf die Wange. Dann drehte sie sich um und ging eilig zu
den anderen zurück.
Mit gemischten Gefühlen
wanderte Jonathan hinunter. Es war doch noch etwas von dem Kind übriggeblieben;
dieser Kuß hatte es verraten. Aber was war mit dem Mädchen los, und was tat ihr
so leid?
Im Wohnzimmer versuchte sie,
alles zu erklären.
»Aber Shelagh, natürlich
dachten wir, irgendetwas wäre nicht in Ordnung. Keine Briefe, und du hast immer
das Thema gewechselt, wenn wir versuchten, über Robert zu reden.»
»Habe ich das getan? Das habe
ich überhaupt nicht gemerkt. Für mich ist es etwas schwer zu reden. Das kommt
wahrscheinlich durch das Zusammenleben mit Mutter. Sie hat soviel über Gefühle
gesprochen, und das habe ich gehaßt. Außerdem dachte ich, wenn ich etwas sagen
würde, käme alles heraus, und es ging doch nur uns etwas an.«
Freddie errötete tief. »Oh,
natürlich. Ehrlich, Shelagh, verzeih mir. Ich wollte keine Fragen stellen. Es
schien nur für dich und Robert so hart zu sein, Weihnachten nicht zusammen zu
verbringen. Ich meine, wenn zwei Menschen sich so gerne mögen...«
Sie hielt inne, suchte
verzweifelt nach Worten, und Robert sagte freundlich: »Du hattest ganz recht,
Freddie. Es war hart. Jeder Tag war verdammt hart.«
»Aber warum... oh, ich stelle
schon wieder Fragen. Macht es euch etwas aus, wenn Bill und ich ausreiten?«
Aber Shelagh legte ihr die Hand
auf den Arm. »Nein, geh nicht. Warum solltest du keine Fragen stellen? Robert,
wir wollen ihnen alles erzählen.«
Freddie gab sich heldenhaft
Mühe. »Nein, Ihr müßt gar nichts erzählen. Ein Ehepaar muß immer Geheimnisse
haben.«
Dann wartete sie gespannt, in
der Befürchtung, sie würden sie beim Wort nehmen.
Aber Shelagh lächelte ihre
jüngere Schwester freundlich an und sagte: »Aber ich möchte es gerne. Außerdem
schulde ich es dir. Du kannst dir nicht vorstellen, Robert, wie ich mich habe
hängen lassen. Ich habe mich herumgedrückt und war einfach mit mir und meinen
Gefühlen beschäftigt. Einerseits, weil ich dich so sehr vermißte ,
und andererseits — na ja, das ist eben der Grund.«
»Grund in Großbuchstaben«,
sagte er, indem er sie glücklich anlächelte. »Mach weiter,
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