Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)
schmutzig Sex hat, an die Wand gepresst, keuchend und ohne jede Erleuchtung. Und was eigentlich ihre Liebesgabe von profaner Prostitution wie etwa Handentspannung unterscheidet.
Die Frau lächelte milde, reichte mir ein Handtuch und zeigte mir die Dusche. Ihr Angebot, gemeinsam zu baden, lehnte ich ab. Ich finde, auch wenn es elitär und snobistisch klingt, dass bei sexuellen Dienstleistungen die Fronten klar sein müssen, von Fraternisierungen im Schaum halte ich nichts, und unterhalten möchte ich mich bei einer derartigen Geschäftsbeziehung auch nicht.
In ein Handtuch gewickelt betrat ich kurze Zeit später ein Zimmer, in dem rote Leinenvorhänge, Unmengen von Kerzen und Kissen eine gemütliche Atmosphäre schaffen sollten. Während ich noch überlegte, ob all diese Matten, Decken und Nackenrollen nach jeder Kundin gewaschen würden, sollte ich mich auf ein Laken legen, die Beine spreizen, die Augen schließen und tief atmen. Die Haltung kannte ich vom allmonatlichen Muschirupf bei meiner Depiladora und das Atmen vom Yoga. Zu tiefes Atmen beim Sex ist übrigens etwas, das ich wärmstens empfehlen kann, vorausgesetzt man liegt unten oder ist weich abgestützt, damit man sich nicht verletzt, falls einem dabei schwindlig wird. Vor allem in den letzten Minuten vor dem Orgasmus hat Überatmung den Effekt eines Grillanzünders: Es flasht doppelt so gut.
Massieren lasse ich mich gern und das nicht nur im klassischen Schulter-Nacken-Bereich. Wenn ich in einem Wellnessinstitut auf dem Bauch liegend geknetet werde, stelle ich mir gern vor, die robuste Mitfünfzigerin sei eine junge, schmale Thailänderin mit zarten Händen, die sich langsam zwischen meine Beine vorarbeitet und, ohne ihre streichelnden Berührungen zu unterbrechen, einen leicht vibrierenden Dildo in meine Möse schiebt, wo er leise weitersurrt, während sie sich dem Venushügel und der Poritze widmet. Liege ich dagegen auf dem Rücken, verwandle ich die weiß bekittelte Dame mit ihrem Bademeistercharme gern in einen nubischen Masseur mit Riesenhänden und Busenfetischismus, der massenhaft Öl auf meinen Brüsten verteilt und sie kreisend verwöhnt, bis die Nippel ganz hart und empfindlich sind. Leider morpht meine Kneterin nie in die entsprechende Form, und die Wellnessanwendung bleibt immer im jugendfreien Bereich.
Aber das sollte bei dem Tantra-Selbstversuch ja anders werden.
Mit langsamen, leichten Berührungen arbeitete sich meine Meisterin von den Schultern über die Brüste und den Bauch, dann an den Schenkeln entlang zu meiner Intimzone vor, und allmählich ließ ich los, dämmerte ein bisschen und genoss es. Das Tolle am Tantra ist: Man hat Unmengen Zeit. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich vorher schon einmal so lange so intensiv berührt worden bin – und vor allem ohne selbst etwas zu tun. Die Passivität war vielleicht die größte Erfahrung.
Irgendwann säuselte sie, sie werde jetzt in mich eindringen, und ich ließ sie, spürte ihren Finger, der sich in meine Möse vortastete, in sie hineinflutschte, ein zweiter folgte, füllte mich aus, während sie gleichzeitig meinen Kitzler stimulierte, nicht hektisch oder ehrgeizig mit einer Komm-komm-komm-Attitüde, sondern ganz ohne Hetze. Ich konzentrierte mich noch nicht einmal auf die hochsteigende Erregung, sondern ließ es einfach fließen. Irgendwann machte sich die alte vertraute Gier in mir breit. Ich stöhnte leise und presste mich ihren Händen in meiner Möse entgegen, und als ich kam, war es überraschend unaufgeregt. In einem kurzen, ganz klaren Moment staunte ich, dass so viel Aufwand so wenig Lust hervorrufen kann. Es war ein netter und angenehmer Orgasmus, aber nicht wesentlich anders, als wenn ich es mir schläfrig oder halbherzig selbst besorge. Kein Feuerwerk, keine ekstatische oder spirituelle Grenzerfahrung, keine Out-of-body-Experience.
Nachdem sie mich zugedeckt und den Raum verlassen hatte, legte ich die vereinbarte Summe unter eine Klangschale und zog mich an. Das Öl klebte unter meiner Kleidung. Ich hätte gern noch mal geduscht, hatte aber das Gefühl, dass das unerwünscht war.
Was dieses Erlebnis von Prostitution unterscheidet, weiß ich immer noch nicht. Und obwohl die Berührung und vor allem die endlose Zeit, die sie mir widmete, schön und angenehm war: »Yoni« werde ich weiterhin nicht sagen. Höchstens Radieschen streicheln. Die brauchen das ja auch mal, die kleinen geilen Dinger.
Mauken-Manie oder: Warum Schuhverkäufer doch ein geiler Job ist
Seit ich
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