Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)
murmeln: »O Gott, ich hätte um zehn zurück auf Station sein müssen, jetzt erhöhen die wieder meine Dosis.« Und während ich mich unter kichernden Selbstgesprächen ins Bad verzogen hätte, wäre er lautlos wie eine Halluzination verschwunden.
Echt fies, aber auch lustig finde ich die Variante bei dem Überbleibsel einer Singleparty vom Typ »Ü30« (leider wusste ich am Vorabend einer solchen nicht, dass das »nach dreißig Versuchen übrig geblieben« heißt) zu behaupten: »Theklas Terrarium ist offen, so ’n Mist. Falls du irgendwo meine Vogelspinne siehst, erschreck sie nicht.«
Und ebenfalls habe ich mir auch schon gewünscht, ein Telefongespräch mit der besten Freundin zu faken, mit dem ich mich für den lausigen Cunnilingus der letzten Nacht rächen könnte. Für diese Nummer müsste man genau den Moment abpassen, in dem der Mann schon mithört, aber noch nicht wirklich wach ist. Hämisches Gekicher begleitet in diesem Einakter ein mitleidiges in den Hörer gewispertes »Furchtbar! Ich sag dir, ganz, ganz schlimm, ich dachte, ich hab Kermit im Bett, wobei sogar Krötenlecken schärfer gewesen wäre, ich erzähl’s dir gleich ganz genau«.
Wer nicht gern so dick aufträgt, dem empfehle ich einen beherzten Griff in den Schritt und die fürsorgliche Frage: »Juckt’s bei dir eigentlich auch so?« Das kann man kombinieren mit muschisaftbenetzten Fingern und einem »Riech mal, damit geh ich besser zum Arzt, oder?«
Aber nicht alle Männer sind das personifizierte Morgengrauen. Einige sind durchaus nett und süß.
Nur müssen sie eben weg, bevor sich diese Meinung ändert.
Wenn ein gemeinsames Frühstück nicht zu vermeiden ist, geht das am besten kurz und schmerzlos im Café um die Ecke, obwohl es da nur Kännchen gibt. Da kann man sehr einfach zu viel Intimität vermeiden. Gemeinsam aus einem Nutellaglas zu löffeln erweckt den falschen Eindruck einer wunderbaren Freundschaft.
Genau wie beim letzten Gespräch vor dem Ficken ist es auch mit dem ersten danach: unbedingt unmissverständlich sein. Keine Versprechungen. Keine Andeutungen. Und es sollte auch nicht in eine gegenseitige Bewertung wie beim Eiskunstlauf ausarten. Ich hatte nämlich mal einen Exfreund, der dachte, er müsse nach dem Beischlaf den Sportkommentator geben, so à la »Vorspiel eine durchschnittliche Fünf, das Rammelprogramm eine Sechs Komma fünf, die Vibratoren-Kür am Schluss eine überraschende Acht. Insgesamt eine ordentliche Leistung, aber nicht medaillenverdächtig.«
Viel schöner ist es, wenn stattdessen beide nur noch mal kurz sagen, wie viel Spaß es gemacht hat und dass der andere wirklich wahnsinnige Brüste/Grübchen oder sonst was hat. Wenn er bei Tageslicht wirklich nichts Tolles hat, lobt seinen Hintern, das glauben Männer zu gerne.
Der letzte Kuss bitte brüderlich beziehungsweise schwesterlich auf die Stirn oder auf die Wange. Und dann Adios.
Für spätere Begegnungen gilt: Man sieht sich immer zweimal im Leben. Einmal beim Vögeln und einmal auf dem Weg ins Bad. Natürlich grüßt man sich nett und freundlich, wenn man sich später zufällig wiedertrifft. Wem Sex anschließend peinlich ist, der sollte ihn gleich lassen.
Vögeln
Den besten Sex meines Lebens hatte ich mit Buchfink, den ich während eines Erstsemesterwochenendes in der Heide kennenlernte. Wir saßen in einem Kreis, hatten Post-its mit Tiernamen auf der Stirn und mussten gegenseitig raten, was wir sein sollten.
Ich war ein Chinchilla, das hatte mir eine Textilwissenschaftsstudentin verpasst. Klar, Frauen sind immer etwas Flauschiges, Fiependes mit dicht bewimperten Glotzaugen und zuckenden Schnäuzchen. Die meisten Frauen, die ich kenne, sind eher geheimnisvolle Quallen, die ihre Tentakel überall haben, wobei nicht alle giftig sind, aber nur plüschig und harmlos ist kaum eine, und das ist ja auch gut so. Ich hasse es, wenn Frauen auf dem Niedlichkeitstrip sind, sich Schleifchen ins Haar machen und Söckchen an die Füße, sich Biggi nennen, Susi oder Dani. Wer geht denn mit seinem Krebsgeschwür zu einer Onkologin, die von sich selbst glaubt, sie sei Minni Maus? Aber das ist ein anderes Thema.
Meine Mit-Studis hatten ihre Tiere schnell geraten, Buchfink und ich blieben übrig und gaben uns noch gegenseitig Tipps, während die anderen schon langsam zum Essen gingen. Wir hatten es nicht eilig und unterhielten uns zwischen dem Raten (»Habe ich Pfoten?« – »Lebe ich im Wald?«) immer wieder sehr nett.
Den Buchfink hatte sich ein Nerd
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