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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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dem Gehstock unwirsch aus dem Haus gejagt. Da merkte ich erst einmal, dass sie den bösen Wehmüttern ähnelte,von denen meine Tante immer erzählt hatte.
    Als ich in jenem Jahr frühmorgens nach dem ersten Schneefall, die aufgehende Sonne stand tiefrot am Horizont, barfuß in Strohschuhen auf dem Weg zur Schule war, fror ich erbärmlich an Händen und Füßen. Auf dem Schulhof rannten wir wild umher und kreischten, damit uns warm wurde. Plötzlich war da ein Donnern, was uns panische Angst einjagte. Mit offenen Mündern starrten wir auf ein dunkelrotes riesiges Ungetüm, das eine dreckige Rauchwolke hinter sich herzog und sich mit roten Riesenaugen, gebleckten weißen Raubtierzähnen, am ganzen Leib zitternd auf uns stürzte. »O Schreck! Ein Flugzeug! Es will doch nicht auf unserem Schulhof landen?«
    Wir hatten nie zuvor aus dieser Nähe ein Flugzeug gesehen. Der Wind, den die Tragflächen aufrührten, wirbelte auf dem Hof Hühnerfedern und Laub auf. »O, bitte, bitte, lande auf unserem Schulhof!« Dann könnten wir uns das Flugzeug genau anschauen und es mal befühlen. Mit etwas Glück dürften wir sogar hineinkriechen und drinnen ein bisschen Spaß haben. Vielleicht könnten wir den Piloten bitten, ein paar Geschichten vom Luftkampf zu erzählen. Der ist bestimmt mit meinem Onkel in spe befreundet. Oder auch nicht, denn die Tiger-5, die mein Onkel in spe fliegt, ist um ein Vielfaches hübscher als dieses Ungetüm. Mit einem, der so eine schwerfällige Maschine fliegt, fängt er bestimmt keine Freundschaft an. Aber man muss schon sagen, mit so einem Flieger abzuheben, muss affenscharf sein! Wer mit so einem Panzerblechklotz sicher in den Luftraum abhebt, ist ja wohl ein Held.
    Ich hatte das Gesicht des Piloten nicht gesehen. Aber nach dem Unglück sagten mir eine ganze Reihe meiner Mitschüler – sie schworen bei ihrer Ehre – dass sie durch die Glasscheibe des Cockpits das Gesicht des Piloten gesehen hätten. Also, dieses Flugzeug, von dem ich angenommen hatte, dass es hundertprozentig auf unserem Schulhof landen würde, zog noch einmal, wie unfreiwillig, die Nase hoch und schwenkte ruckartig nach rechts. Mit dem Rumpf streifte es die Krone der großen Pappel am Ostrand unseres Dorfes und bohrte dann den Bug in eines der Weizenfelder. Wir hörten einen Riesenknall. Der war noch weitaus lauter als der Überschallknall beim letzten Mal. Wir spürten den Erdboden unter uns erzittern. Die Ohren summten uns. Es tanzten Sternchen vor unseren Augen. Kurz darauf schlug inmitten von dichtem Qualm eine dunkelrote Flammensäule zum Himmel empor. Die Sonne wurde für einen Augenblick purpurfarben. Ein unangenehmer Geruch, der jedem den Atem nahm, stach uns in die Nase.
    Ich weiß nicht mehr, wie lange es dauerte, bis wir wieder bei Sinnen waren. Wir rannten jedenfalls sofort Richtung Osten zum Dorf hinaus und am Dorfrand immer die Dorfstraße entlang. Wir spürten die sengenden Hitzewellen mordenden Feuers. Das Flugzeug war durch die Detonation geborsten, überall verstreut lagen Flugzeugteile, eine Tragfläche steckte senkrecht im Feld und brannte. Wie eine Fackel! Das ganze Weizenfeld stand in Flammen, es roch nach verbranntem Leder. Schon wieder ein alles erschütternder Knall, Koch Wang, der Erfahrung hatte, brüllte schrill: »Alle auf den Bauch!«
    Wir warfen uns augenblicklich zu Boden und krochen unter Wangs Anleitung wieder zurück. »Kriecht schneller, an den Flugzeugtragflächen sind Bomben festgemacht!«
    Nach dem Bomberabsturz wussten wir, dass an einen Tragflügel vier Bomben gehängt werden können. An jenem Tag hatte der Bomber nur zwei. Er war mit leichter Bewaffnung geflogen. Wären es vier gewesen, wäre von uns nichts mehr übrig gewesen.
    Als am dritten Tag nach dem Unglück mein Vater und die anderen Männer aus dem Dorf mit den Schubkarren aus Gaomi zurück waren – in den Karren hatten sie die Leichen- und Flugzeugteile von der Unglücksstelle zum Flugplatz von Gaomi geschoben –, kam mein Bruder völlig außer Atem angerannt. Mein Spitzensportlerbruder war ohne Pause von der ersten Kreismittelschule in Gaomi dreiunddreißig Kilometer am Stück nach Hause gerannt. Dreiunddreißig Kilometer sind ja fast Marathonlänge. Er stürzte zum Tor herein auf den Hof und sagte nur ein Wort: »Tante ...«, dann fiel er kopfüber zu Boden, spuckte weißen Schaum, verdrehte die Augen und wurde ohnmächtig.
    Die ganze Familie umringte ihn, zupfte am Philtrum, kniff ihm in den Daumen-Zeigefingerspann, klopfte

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