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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Lidfalte hat sie nicht geerbt.«
    »Stimmt. Wäre schöner, wenn sie dir ähneln würde, du siehst viel schöner aus als ich.«
    »Die Leute sagen immer, die Mädchen ähneln den Vätern und die Jungen ähneln den Müttern.«
    »Kann schon sein.«
    »Diesmal ist es ein Junge. Ich weiß es genau. Ungelogen ...«
    »Die heutigen Zeiten sind anders. Es ist gleichgültig, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.« Ich sagte es absichtlich so leicht dahin. »Wenn ihr beide mir in zwei Jahren nach Peking folgt, suchen wir für unsere Tochter die allerbeste Schule aus. Wir werden sie gut fördern, damit sie sich zu einer herausragenden Persönlichkeit entwickeln kann. Eine gute Tochter ist viel besser als ein Sohn, der nichts allein zuwege bringt.«
    »Renner ...«
    »Was ist denn noch?«
    »Als Xiao Unterlippe mich angefasst hat, waren wirklich die Kleider dazwischen!«
    »Du bist mir ja eine«, lachte ich, »das hatte ich doch längst vergessen.«
    »Die dicke gefütterte Steppjacke war dazwischen. Darunter hatte ich einen Pullover an, unter dem Pullover ein Hemd und darunter ...«
    »Den Büstenhalter, stimmt’s?«
    »An jenem Tag trug ich ihn nicht, weil ich ihn gewaschen hatte, ich trug ein Unterhemd unter dem Hemd.«
    »Ist ja gut, ich will den Unsinn gar nicht hören.«
    »Dass er mich noch geküsst hat, war, weil es ihn plötzlich überkam. So sehr, dass er nicht mehr an sich halten konnte.«
    »Ich will das nicht mehr hören, mir reicht’s. Ein Kuss, und wenn schon. Hatte sich wohl verliebt.«
    »Ich habe mich nicht einfach so von ihm küssen lassen. Ich habe ihn dafür sofort in den Unterleib getreten. So dass er beide Hände draufhielt und in die Knie ging.«
    »Beim Himmel, Unterlippe, der Pechvogel«, lachte ich. »Und mich? Warum hast du mich nicht getreten, als ich dich geküsst habe?«
    »Er stinkt aus dem Mund! Anders als du, dein Mund schmeckt süß.«
    »Das erklärt, dass du mir von Geburt an als meine Frau bestimmt bist.«
    »Renner, ich bin dir wirklich sehr dankbar.«
    »Dankbar? Wofür?«
    »Ich weiß auch nicht.«
    »Jetzt hört ihr mal mit dem Geturtel auf. Später könnt ihr weiter reden.« Tante streckte den Kopf aus dem OP und winkte Renmei zu: »Dann komm mal rein.«
    »Renner!« Sie ergriff meine Hand.
    »Hab keine Angst«, sagte ich, »die Tante sagt doch, es ist nur ein kleiner Eingriff.«
    »Wenn wir wieder zu Hause sind, musst du mir ein Suppenhuhn kochen.«
    »Mache ich, ich koche dir zwei!«
    Bevor Renmei im OP verschwand, drehte sie sich nach mir um. Obenherum trug sie meine graue, kaputte Jacke. Ein Knopf war abgerissen. Man sah an der Stelle das Fadenende herabhängen. Untenherum trug sie eine blaue Hose. Die Hosenbeine waren voller Matsch, und an den Füßen trug sie Tantes alte, braune Lederschuhe.
    Ich musste schlucken, in der Nase hatte ich dieses stechende Gefühl, das man hat, wenn man weinen muss. Ich fühlte mich so leer. Ich saß auf der dreckigen, staubigen Holzbank auf dem Flur und hörte aus dem OP das metallene Klappern der Instrumente. Ich stellte mir die Instrumente vor und hatte sie so lebendig vor Augen, dass ich spürte, wie mir der helle Lichtstrahl des Metalls in die Augen stach und ich ihre eiskalte Temperatur auf der Haut fühlte. Aus dem Hinterhof der Krankenstation hörte man fröhliches Kinderlachen. Ich erhob mich und sah vorm Fenster einen drei, vier Jahre alten kleinen Jungen zwei zu Luftballons aufgeblasene Kondome hochhalten. Er rannte vorneweg, zwei Mädchen im selben Alter rannten ihm hinterher.
    Tante kam plötzlich aus dem OP gelaufen und rief mir in heller Aufregung zu: »Welche Blutgruppe hast du?«
    »Blutgruppe A.«
    »Und sie?«
    »Wie? Wen meinst du?«
    »Na wen wohl?« Sie grollte. »Deine Frau!«
    »Wahrscheinlich Null, aber vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht ...«
    »Verdammte Scheiße!«
    »Was ist mit ihr?« Ich sah das hellrote Blut an Tantes Arztkittel. Mein Hirn war wie leergefegt.
    Tante verschwand wieder im OP und schloss die Tür. Ich presste mein Gesicht auf den Türspalt, konnte aber nichts erkennen. Ich hörte auch Renmeis Stimme nicht. Nur das Schreien von Shizi, die das Kreiskrankenhaus anrief und den Rettungswagen bestellte.
    Ich stieß mit voller Kraft gegen die Tür, bis sie sich öffnete. Ich sah Renmei, sah Tante mit einem hochgekrempelten Ärmel und Shizi, die ihr mit einer Riesenspritze Blut aus diesem Arm abnahm, ich sah Renmeis Gesicht, weiß wie ein Blatt Papier ...
    »Renmei! Renmei, halte durch!«
    Eine

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