Fromme Wünsche
kaufen.
Nach dem Grund hatte er nicht gefragt; er war gewohnt zu tun, was der
Erzbischof von ihm verlangte. Im Herbst wurde Mrs. Paciorek in das Projekt
eingeweiht, weil O'Faolin den Erwerb der Aktien beschleunigen wollte. Pelly,
stets bemüht, seinen Diensteifer zu beweisen, erinnerte sich an die Wertpapiere
im Safe des Klosters. In einem Brief an O'Faolin übertrieb er hinsichtlich der
Anzahl von Aktien, und gleichzeitig fragte er an, wie er ihr Verschwinden
plausibel erklären sollte. Einige Wochen danach kreuzte ein Beauftragter Don
Pasquales mit den Fälschungen bei ihm auf. Er brauchte die Papiere nur noch
auszutauschen. Nachdem in den vergangenen zehn Jahren kein Hahn danach gekräht
hatte, war das Risiko, entdeckt zu werden, minimal.
Aber er hatte das Pech, daß das Ordenskapitel gerade
während seines Jahresurlaubs, den er in Panama verbrachte, den Beschluß gefaßt
hatte, das Klosterdach zu erneuern. Dafür sollte ein Teil der Wertpapiere
verkauft werden. Bei seiner Rückkehr herrschte im Kloster helle Aufregung. Rosa
hatte ihren Posten als Finanzverwalterin verloren. Er erklärte ihr, Corpus
Christi sei über die Fälschungen informiert und sie habe nichts zu befürchten,
sie müsse mir nur den Auftrag, Ermittlungen anzustellen, entziehen.
„Wenige Tage später kam Xavier nach Chicago“,
flüsterte Pelly bedrückt. Er sah weder Carroll noch mich an. „Er übernahm
sofort das Kommando und wurde entsetzlich wütend, weil die gefälschten Papiere
so viel Staub aufgewirbelt hatten - zumal bei dem vergleichsweise geringen
Betrag. Außerdem regte ihn auf, daß die Warshawski nicht lockerließ. Er sagte,
er wolle sich um sie kümmern und sie zum Schweigen bringen. Ich dachte, er als
Erzbischof würde Sie schon überzeugen, weil ich glaubte, Sie seien katholisch.
Von dem Säureanschlag wußte ich nichts. Auch nicht von der Brandstiftung. Das
habe ich erst viel später erfahren.“
„Und wie hat er erreicht, daß das FBI Leine zieht?“
brachte ich mit heiserer Stimme hervor.
Pelly lächelte verzerrt. „Er war mit Jerome Farber
eng befreundet. Und natürlich mit Mrs. Paciorek. Dieses Dreiergespann hat
eine Menge Einfluß hier in Chicago.“
Man hörte die Sirene der Ambulanz.
Beim Anblick von Carrolls kummervollem Gesicht
verbot sich jeder Kommentar. „Augustin, wir reden später miteinander. Gehen
Sie jetzt in Ihr Zimmer. Das FBI wird Sie vernehmen, aber wie's dann
weitergeht, weiß ich auch nicht.“
Während Pelly versuchte, Haltung zu gewinnen, hörte
ich es endlich: den dumpfen Knall einer Explosion. Murray sah mich scharf an. „Was
war das?“
Carroll und er waren
aufgestanden und blickten unentschlossen zur Tür. Ich blieb sitzen. Nach
wenigen Minuten stürzte ein junger rothaariger Ordensbruder keuchend ins Zimmer.
„Prior!“ japste er. „Prior, kommen Sie. Zur
Einfahrt, schnell!“ Murray verließ ebenfalls das Zimmer. War vielleicht was für
seine Zeitung. Sicher war auch die Bildreporterin noch in der Nähe.
Onkel Stefan warf mir einen fragenden Blick zu. „Sollten
wir nicht gehen, Victoria?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nur, wenn Sie was für
Bombentrümmer übrig haben. Im Wagen des Erzbischofs ist nämlich gerade eine
Bombe explodiert.“ Hoffentlich war er allein. Ja, ja: Das Glück ist launisch,
Exzellenz!
28
Iphigenie
Als es endlich anfing zu tauen, reiste Ferrant nach
England zurück. Er hatte für den Bereich „Besondere Risiken“ bei Ajax einen
Geschäftsführer engagiert und mir bei der Einrichtung meiner neuen Wohnung
geholfen.
Für meine Bemühungen, durch die verhindert wurde,
daß die Ajax in andere Hände überging, hatte ich das höchste Honorar meiner
Laufbahn kassiert. Es reichte leicht für einen Steinway-Flügel, aber nicht für
eine Eigentumswohnung. Doch kurz nach O'Faolins Tod fand ich in meiner
Geschäftspost einen Umschlag, der fünfundzwanzig knisternde Tausenddollarscheine
enthielt - ohne eine Zeile und ohne Absender. Es wäre mir kleinkariert
erschienen, den Spender ausfindig zu machen. Nun, ich hatte schon immer von
meinen eigenen vier Wänden geträumt, und mit Rogers Unterstützung fand ich das
Passende in einem gepflegten, ruhigen Haus mit nur vier weiteren Wohnungen und
einer hübschen Eingangshalle.
Nach dem Bombenattentat verbrachte ich beinahe eine
ganze Woche beim FBI und bei der Finanzaufsichtsbehörde. Wenn ich nicht dort zu
tun hatte, ging ich zu Mallory. Sein Stolz war schwer getroffen. Um sich selbst
wenigstens etwas zu
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