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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich neben sie auf den weichen Boden.
    Wieder ein Feuerstoß aus dem Gebüsch, das Krachen der Explosion und dann das Tuckern eines schweren Diesels.
    »Jetzt kommt er«, brüllte der Feldwebel, der auf der anderen Straßenseite hinter seinem MG lag.
    Doelles zog ganz langsam den Kolben seiner MP in die Schulter und zielte.
    Aus dem Gebüsch ratterte ein MG, die Leuchtspur tanzte über die Straße, strich die Waldränder ab, und dann ein metallisches, schepperndes Rasseln.
    Wie ein Urtier schob sich der Panzer aus dem Gebüsch. Zuerst der lange Rohrrüssel, die Ketten, der Turm …
    Und am Turm das deutsche Balkenkreuz.
    »Diese Rindviecher!« Doelles warf die MP zu Boden, riß sich die Uniform herunter und zog das Hemd über den Kopf.
    »Hoffentlich erkennen die noch, daß das weiß sein soll«, brabbelte er vor sich hin. Dann sprang er mitten auf die Straße und schwenkte die Fahne.
    Knirschend blieb der Panzer stehen. Das Turmluk öffnete sich.
    »Ihr Vollidioten!« brüllte Doelles. »Ballern die Kerle doch einfach in die Gegend!«
    Der Panzerkommandant ließ sich überzeugen, daß kein Partisan so ein deftiges Landserdeutsch reden konnte. Er richtete sich in seinem Turm auf und winkte.
    »Los, Jungs!« befahl Doelles. »Von jetzt an wird gefahren, wie sich das gehört.«
    Lore wachte auf, als er sie wieder auf die Arme laden wollte. »Jupp?« murmelte sie. »Was ist?«
    »Wir sind durch, Lorchen!« Er sagte es ganz leise, fast zart. Weil er jetzt erst begriff, daß sie wirklich noch einmal davongekommen waren. »Wir kommen wieder nach Hause.«
    Sie stürzten auf den Panzer zu, als wenn sie ihn stürmen wollten, als ob sie Angst hätten, das Schicksal könnte ihnen auch auf diesen letzten paar Metern ihres Weges in die Freiheit noch einmal ein Hindernis legen.
    Fritz Garten war am Ende seiner Kraft. Der Panzerkommandant konnte ihn gerade noch auffangen, als er zusammensackte.
    »Kommen Sie«, sagte er zu Garten. »Ich helfe Ihnen.« Ein Dutzend Hände streckten sich ihnen entgegen, zogen sie auf den Panzer. Mit knirschenden Ketten setzte sich das Ungetüm in Bewegung.
    Garten saß neben Erika, gegen die Rückwand des Turms gelehnt, und starrte zum Wald hinüber. Dort drüben unter diesen Bäumen wären sie fast umgekommen. Wie Planitz.
    Garten zog tief die herbe Morgenluft in die Lungen und schloß die Augen.
    Planitz war tot. Und sie lebten. Der dunkle Schatten war von ihrem Leben gewichen, die ewige Bedrohung.
    Eine leise Berührung seiner Haut schreckte ihn aus seinem Wachtraum. Er öffnete die Augen.
    Erika sah ihn an. Ein Blick voll Liebe und Vertrauen. Seine Finger schlossen sich fest um ihre Hand. Und er wußte, daß es sich von jetzt an lohnen würde, zu leben.
    Sie trafen sich im Sommer 1960 bei ›Kempinski‹. Im neuen ›Kempinski‹. Das alte war im Krieg untergegangen, wie so vieles verschwunden war, Gutes und Schlechtes.
    Seit Kriegsende hatten sie miteinander in Briefwechsel gestanden. Aber zu einem Treffen hatte es bisher nie gereicht. Die Zeit hatte immer ihren ganzen Einsatz gefordert.
    Jetzt endlich, fünfzehn Jahre nach ihren Erlebnissen beim Fronttheater, standen sie sich wieder gegenüber, etwas älter geworden und viel eleganter als damals. Aber die Augen waren die gleichen geblieben. Und die Herzen.
    »Fritz.« Walter Meyer schüttelte Gartens Hand, als wolle er sie aus dem Gelenk reißen.
    Erika sah sich suchend um. »Wo ist denn der Jupp?«
    »Der kommt nicht. Hat keine Zeit, schreibt er«, antwortete Sonja.
    »Natürlich. Immer der Doelles.« Garten schüttelte betrübt den Kopf. »Immer dieselben, die auffallen.«
    »Nun laß doch den armen Kerl in Ruhe«, sagte Sonja vermittelnd und legte ihm die Hand auf den Arm. Sie war noch immer eine aufreizend attraktive Frau. Etwas voller in den Hüften. Aber das glich sie durch die raffinierte Eleganz ihrer Kleider aus. »Ich höre, du bist Intendant geworden?« fragte sie.
    Garten nickte. »Ich habe ein pleitegegangenes Varieté übernommen. Ich will eine moderne Operettenbühne daraus machen. Musicals und so.«
    Meyer nickte. »Ja, das gute alte Varieté ist pleite. Ich hab mich schon lange auf Fernsehen umgestellt. Das ist sicherer.«
    Erika kicherte. »Die Fernseher können ja nicht mit faulen Eiern werfen, nicht wahr, Walter?«
    »Außerdem können sie nicht zur Konkurrenz gehen«, fügte Sonja hinzu.
    Sie setzten sich an die Bar und bestellten Whiskysoda.
    »Trinken wir auf unseren alten Doelles, auf Lore und auf die beiden

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