Frost, Jeaniene
durchdringenden Blick zu. Ihre Handfläche brannte immer noch an
der Stelle, wo sie sich den Peilsender herausgeschnitten hatte, nachdem sie
Olivers bewusstlosen Körper auf dem Seitenstreifen der Straße abgelegt hatte.
Dank des Vampirbluts, das Oliver zuvor getrunken hatte, würde dieser Schlag an
den Kopf nicht allzu lange Wirkung zeigen. Sie hatte auch Nathanials
Peilsender herausgeschnitten. Sie konnte nicht riskieren, dass sie all dies
durchmachte, bloß damit Mencheres sie aufspürte und aufhielt.
»Du hast
doch nicht vergessen, wie die Alternative aussieht, oder? Wenn dir etwas an
deiner Seele liegt und du sie noch eine Weile länger behalten möchtest,
solltest du lieber aufhören zu sagen, dass das hier nicht hinhauen wird, und
anfangen, dir Möglichkeiten zu überlegen, damit es gelingt.«
»Rom ist
ein uralter, mächtiger Dämon. Du bist bloß ein Mensch. Was lässt dich glauben,
du könntest im Kampf lange genug gegen Rom bestehen, um ihm in die Augen zu
stechen? Ruf deinen Freund an. Er hat eine bessere Chance, Rom zu besiegen.«
»Wenn ich
das tue, könnte ich dich ebenso gut gleich mit dieser Waffe erschießen. Das
wäre gnädiger.«
»Du kannst
so viel auf mich schießen, wie du willst, das wird mich nicht töten«, sagte
Nathanial niedergeschlagen. »Wenn ich so leicht sterben könnte, wäre ich jetzt
nicht hier. Im Laufe der Jahre habe ich selbst keine Möglichkeit unversucht
gelassen, mich umzubringen. Ich habe mich erhängt. Ich habe mich erschossen.
Ich habe mich erstochen. Bin von einer Klippe gesprungen. Habe mich in die Luft
gesprengt. Ich habe mir sogar von jemandem den Kopf abschneiden lassen ...«
»Nein«,
keuchte Denise. »Das kannst du unmöglich alles
überlebt haben.«
Nathanial
warf ihr einen müden, erschöpften Blick zu. »Du hast immer noch nicht
begriffen, was diese Male sind, oder? Hätten die mich schon früher mit dir
sprechen lassen, hätte ich es dir erzählt. Das sind Erweiterungen von Roms
Macht. Von all seiner Macht, einschließlich
seiner Fähigkeit, sich zu regenerieren. Das bedeutet, dass nicht bloß ein
Dämon ausschließlich mit diesem Knochendolch vernichtet werden kann, sondern
dass auch jemand, der von einem Dämon gezeichnet wurde, nur
mit diesem Knochendolch getötet werden kann. Ich habe eine Weile gebraucht, um
dahinterzukommen, doch zu diesem Zeitpunkt hatte mich Thomas bereits davon
überzeugt, den Dolch nicht gegen mich selbst zu richten.«
»Wer ist
Thomas?«
»War. Thomas war
der Priester, den ich reingelegt habe und der mir später geholfen hat.«
Denise
warf ihm noch einen Blick zu, während sie fuhr. »Du hast es nicht wirklich
überlebt, als dir der Kopf abgeschnitten wurde, oder?«
»Du weißt
doch, wie Vampire sich ein Gliedmaß nachwachsen lassen, unmittelbar nachdem es
abgetrennt wurde?« Nathanial vollführte eine schlitzende Geste quer über seine
Kehle. »Neuer Kopf, dasselbe Aussehen, innerhalb einer Stunde. Hat den
Burschen, der mich enthauptet hat, dazu gebracht, sich in die Hosen zu machen,
bevor er ohnmächtig wurde.«
Denise
erinnerte sich daran, wie Rom sie an dem Tag, an dem er sie gezeichnet hat,
verhöhnt hatte, dass sie jetzt über den menschlichen Tod erhaben wäre. Ihr war
bloß nicht klar gewesen, dass er das wortwörtlich gemeint
hatte.
»Aber ich
habe geblutet, als Web mich abgestochen hat. Spade musste mich heilen.«
»Natürlich
hast du geblutet. Aber er hätte dich nicht heilen müssen. Du hättest dich
schon bald darauf selbst geheilt. Vielleicht hätte es einen Tag gedauert. Du
hast gesagt, du würdest die Male noch nicht so lange tragen. Je länger man die
Essenz des Dämons in sich hat, desto schneller heilt man.«
Das alles
war so schwer zu begreifen - und so beängstigend. Wenn sie mit ihrem Plan
Erfolg hatte, würde sie für den Rest ihres Lebens gezeichnet sein ... und es
war möglich, dass dieses Leben länger dauerte, als sie ermessen konnte.
Oder es
endete, bevor die Sonne aufging.
»Wir
brauchen Spade, wenn du tatsächlich versuchen willst, Rom zu töten«, sagte
Nathanial zum zehnten Mal.
Denise
antwortete schnippisch, ohne den Blick von der Straße abzuwenden. »Kapierst du
es denn nicht? Spade würde mein Leben nicht für deine Seele aufs Spiel setzen.
Er würde dich Rom ohne zu zögern überlassen. Ich kann ihn da nicht mit
reinziehen.«
Nathanial
schwieg einen langen Moment. »Warum tust du das für mich? Warum stellst du dich
einem Dämon, wenn du mich einfach ausliefern und wieder mit
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