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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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dann den Hügel hinunter zum unteren Hof und dem Lagerfeuer. Während ich weg gewesen war, hatte jemand die Musikanlage aufgebaut, und jetzt erhöhte laute Rockmusik noch zusätzlich den Lärmpegel im Amphitheater.
    Es kostete mich eine gute Minute, in der Menge Daphne zu finden. Sie stand in den flackernden Schatten in der Nähe des Lagerfeuers und unterhielt sich mit Carson. Beide lächelten, lachten und warfen sich schmachtende Blicke zu, wann immer sie das Gefühl hatten, dass der andere gerade nicht hinsah. Ich verdrehte die Augen. Sie sollten wirklich mal in die Gänge kommen.
    Ich erreichte sie gerade in dem Moment, als Carson seinen Drink abstellte, tief durchatmete und Daphne bedeutungsvoll ansah.
    »Daphne, ich habe mich gefragt, ich meine, ich weiß, es ist ein wenig kurzfristig, aber falls du noch keine Verabredung für den Ball hast …«
    Ich tauchte neben Daphne auf, und Carson unterdrückte einen erschreckten Aufschrei. Daphne zuckte ebenfalls zusammen, ebenso überrascht von meinem plötzlichen Auftauchen wie der Musikfreak.
    »Hi, Carson. Daphne. Tut mir leid, dass ich euch unterbreche, aber du kommst jetzt mit.« Ich packte einen der Ärmel von Daphnes rosafarbener Cordjacke.
    »Aber … aber …« Mehr brachte Carson nicht heraus, also entschied ich, ihm die Sache etwas leichter zu machen.
    »Ja«, sagte ich fröhlich. »Daphne würde wahnsinnig gerne morgen Abend mit dir zum Ball gehen. Sie findet dich phantastisch. Schwärmt schon seit Ewigkeiten für dich. Aber im Moment muss sie einfach mit mir kommen. Sie wird dich später anrufen, und dann könnt ihr beide alle Details besprechen. Kleiderfarben, Ansteckblumen und alles andere. Aber jetzt erst mal Tschüss.«
    Ich zerrte Daphne von dem Musikfreak weg und den Hügel hinauf Richtung Bibliothek. Auf den ersten paar Metern erschien Daphne genauso fassungslos wie Carson. Aber dann fing sie sich und warf einen Blick über die Schulter. Hinter uns grinste Carson wie ein Trottel – oder wie ein Kerl, der sich gerade eine Verabredung mit seiner Traumfrau gesichert hatte. Daphnes Miene dagegen schwankte zwischen Glückseligkeit und gedemütigter Wut. Schließlich gewann die Wut.
    »Dafür werde ich dich umbringen, Gwen«, fauchte Daphne. »Langsam.«
    Ich sah sie an, hörte aber nicht auf, sie hinter mir her den Hügel hinaufzuzerren. »Warum? Du hast genau das gekriegt, was du wolltest. Eine Verabredung mit Carson. Du solltest mir danken, statt zu überlegen, wie du mit deinen funkensprühenden Fingern mein Gesicht verunstalten kannst. Ihr beide hättet da wahrscheinlich noch eine Stunde rumgestanden, bevor er endlich den Mut gefunden hätte, dich um ein Date zu bitten. Ich habe nur das Freakgelaber abgekürzt.«
    Daphne kniff die schwarzen Augen zusammen, aber sie widersprach mir nicht. »Schön. Vielleicht hast du mir ja einen Gefallen getan. Aber was willst du denn jetzt schon wieder? Ich bin nicht dein verdammter Handlanger, weißt du? Ich mag dich nicht mal. Kein bisschen. Und wir sind auf keinen Fall Freundinnen oder irgendwas.«
    »Natürlich sind wir das nicht«, antwortete ich. »Ich könnte niemals, auf keinen Fall, mit einer reichen, verzogenen Möchtegern-Walkürenprinzessin wie dir befreundet sein. Aber da du eine der wenigen Personen auf der Akademie bist, die überhaupt mit mir sprechen, ist die Wahl auf dich gefallen. Und jetzt beeil dich. Logan sitzt in der Falle. Er ist vielleicht verletzt. Ich weiß es nicht.«
    »Logan?«, fragte Daphne. »Wie in Logan Quinn? Der Logan Quinn? In was hast du dich da reingeritten, Gwen?«
    Wir hatten den Hügel hinter uns, und ich fing an zu rennen. Keine Sekunde später hörte ich einen gemurmelten Fluch, und Daphne lief mir hinterher. Ihre Füße trafen im selben Takt auf das taufeuchte Gras wie meine. Ich führte sie zurück zur Bibliothek und in den Arkadengang.
    »Ich brauche deine Hilfe dabei, dieses Ding zu bewegen, was auch immer es ist«, sagte ich und deutete auf den Panther. »Logan hat es umgebracht, und jetzt ist er darunter gefangen.«
    Logan wedelte wieder mit dem Arm. Anscheinend hatte er gehört, wie wir auf den Platz gerannt waren.
    »Mann!«, flüsterte Daphne und starrte die Kreatur mit weit aufgerissenen Augen an. »Das ist ein Nemeischer Pirscher!«
    Ich sah sie an. »Was ist ein Nemeischer Pirscher?«
    »Wie kannst du nicht wissen, was ein Pirscher ist?«, fragte Daphne. »Jeder weiß von den Pirschern.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich bin neu hier, erinnerst du

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