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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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dich?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Na ja, auf jeden Fall ist das ein Nemeischer Pirscher. Herkules hat vor langer, langer Zeit ein ganzes Rudel von ihnen getötet. Heute sind sie ungefähr das mythologische Gegenstück zu Vertrauten. Du weißt schon, wie die schwarze Katze einer Hexe?«
    Ich nickte. »Sicher.«
    »Nur dass Pirscher natürlich noch viel mehr sind«, sagte Daphne. »Größer, stärker, zäher. Ihre Klauen können so gut wie alles zerreißen, was einer der Gründe ist, warum Schnitter sie so lieben. Die meisten Schnitter halten sie nicht so sehr als Haustiere, sondern eher, um sie auf Leute zu hetzen. Sie sind letztendlich nur Meuchelmörder in Katzenform. Mann, diese Viecher sind echt mies. Ich kann nicht glauben, dass er wirklich einen getötet hat.«
    »Hallo«, murmelte Logan und wedelte wieder mit dem Arm, um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Ich liege immer noch hier unten.«
    »Oh. Tut mir leid.«
    Daphne beugte sich vor und vergrub die Hände im Pelz des Wesens, genauso wie ich es vor ein paar Minuten getan hatte. Mit ihrer Walkürenstärke war es für sie ein Leichtes, den Pirscher von Logan herunterzuschieben und an den Rand der gepflasterten Fläche zu rollen. Daphne beugte sich über die Kreatur und murmelte etwas darüber, dass sie noch nie zuvor einen Pirscher gesehen habe, und wie cool es sei, dass er tot war. Und sie hielt mich für einen Freak.
    Ich fiel neben Logan auf die Knie. Er lag auf dem Rücken und versuchte wieder zu Atem zu kommen, da das Gewicht des Pirschers ihm die Luft aus den Lungen gedrückt hatte.
    »Bist du in Ordnung?«, fragte ich.
    »Ich glaube schon.« Logan sah mich an, und ein Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln. »Aber vielleicht solltest du mich Mund-zu-Mund-beatmen, nur um sicherzugehen.«
    Mit einem Augenrollen stand ich auf. »Denkst du je an etwas anderes als Sex?«
    Sein Lächeln vertiefte sich. »Nicht wenn du in der Nähe bist, Gypsymädchen.«
    Ich kniff die Augen zusammen, schluckte meine böse Antwort aber hinunter. Wahrscheinlich war es keine gute Idee, den Kerl zu kritisieren, der einem gerade das Leben gerettet hatte. Trotzdem. Logan Quinn musste dringend ein paar Manieren lernen.
    »Ähm, Leute?«, sagte Daphne. »Das solltet ihr euch vielleicht ansehen.«
    Die Walküre wich zurück, bis sie neben uns stand. Logan und ich sahen zu dem Pirscher.
    Der sich vor unseren Augen auflöste – und zwar wortwörtlich.
    Der Pelz des Wesens, der noch vor Kurzem so dicht und schwarz gewesen war, stieg in Fetzen nach oben, als wäre er aus Rauch gemacht. Der Nebel waberte höher, und für einen Moment hätte ich schwören können, darin zwei rauchige Augen zu sehen. Sie schienen mich böse anzustarren, bevor eine kühle Herbstbrise über den Arkadengang wehte und den Nebel verteilte.
    »Ist das … normal?«, flüsterte ich.
    »Kein bisschen«, murmelte Daphne. »Ich habe zwar noch nie einen Pirscher von Nahem gesehen, aber sie sind genauso real wie wir. Sie sollten sich eigentlich nicht auflösen, wenn man sie umgebracht hat. Das tun nur Illusionen.«
    Das tun nur Illusionen. Daphnes Worte hallten in meinem Kopf wider, und ich fühlte, wie sich in meinem Unterbewusstsein eine Erinnerung regte. Etwas, das mit Illusionen zu tun hatte. Etwas, das ich in den letzten paar Tagen gesehen oder gehört oder gelesen oder gedacht hatte. Etwas Wichtiges. Aber je mehr ich die Erinnerung fassen wollte, je angestrengter ich versuchte, sie aufzurufen, desto tiefer versteckte sie sich in meinem Hirn …
    Logan stand auf und rieb sich die Brust. »Also, was auch immer es war, es war sehr schwer und sehr daran interessiert, mich umzubringen.«
    Bei seinen Worten verlor ich meinen Gedankengang, und die Erinnerung versank wieder in der Dunkelheit meines Unterbewusstseins. Trotzdem kämpfte ich darum, zu verstehen, was ich gerade gesehen hatte.
    »Aber wenn der Pirscher eine Illusion war, dann konnte er uns doch gar nicht wirklich verletzen, oder?«, fragte ich. »Und warum war er überhaupt hier? Sind Illusionen wie Geister oder irgendwas? Spuken sie an bestimmten Orten?«
    Logan und Daphne wechselten einen Blick, als hätte ich genau wissen müssen, was hier vor sich ging, statt so offensichtliche Fragen zu stellen.
    »Nein, Illusionen sind nicht wie Geister«, erklärte Daphne. »Illusionen werden von Leuten mit Magie geschaffen, von Kriegern wie uns. Und sie können genauso schlimme Verletzungen verursachen wie reale Dinge – manchmal sogar schlimmer, je

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