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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Stelle, von der die Statue gefallen war.
    Natürlich entdeckte ich dort oben nichts. Nur weitere, schattenverhüllte Statuen. Vielleicht lag es an den verrückten Dingen, die heute Nacht passiert waren, aber ich fühlte Blicke, als würde mich jemand oder etwas von hoch oben aus der Bibliothek beobachten …
    »Gwen!«, rief Daphne. »Jetzt komm schon!«
    Ich schauderte und riss den Blick von der Bibliothek los. Aber das kalte, wachsame Gefühl verließ mich nicht, als ich die Hände in die Taschen meines Kapuzenpullis stopfte und den anderen hinterherlief.

Logan, Daphne und ich wanderten wieder den Hügel hinunter zum unteren Hof. Das Lagerfeuer brannte noch, allerdings hatten die meisten Schüler es sich inzwischen in den Liegestühlen bequem gemacht, die um die fröhlichen Flammen aufgestellt waren, oder sie hatten sich für ein wenig mehr Privatsphäre auf die Stufen des Amphitheaters zurückgezogen. In den schattenverhangenen oberen Sitzreihen saß mehr als nur ein Pärchen, zusammengerollt unter den Überdecken, die sie aus ihren Zimmern mitgebracht hatten. Das Kichern, die schmatzenden Geräusche und lautes Lachen ab und zu verriet mir genau, was unter den Decken so los war.
    Inzwischen stolperten auch mehr Schüler betrunken herum, einige davon so schlimm, dass Professor Metis und Trainer Ajax sie zurück zu den Wohnheimen trieben, bevor sie etwas so Dummes tun konnten, wie das Bewusstsein zu verlieren und ins Feuer zu kippen.
    »Hey«, sagte ich. »Findet ihr, wir sollten Metis erzählen, was passiert ist? Ihr wisst schon, von der abgestürzten Statue und dem Nemeischen Pirscher bei der Bibliothek?«
    Vielleicht hätte ich gleich zu Metis gehen sollen, aber ich hatte die Professorin in meiner Eile vollkommen vergessen. Ich hatte nur daran gedacht, Daphne zu finden und sie mit zurück zur Bibliothek zu zerren, damit sie den toten Pirscher von Logan herunterziehen konnte, bevor er erstickte.
    »Sicher, wenn wir irgendeinen Beweis hätten, schon«, sagte Daphne. »Aber die Statue ist in kleine Stücke zersprungen, und der Pirscher hat sich aufgelöst, erinnerst du dich? Außerdem, willst du Metis wirklich erklären, warum du Morgan und Samson hinterhergeschlichen bist und was sie so getrieben haben? Sie wird dich auf jeden Fall fragen, warum du überhaupt bei der Bibliothek warst, obwohl sie für das Lagerfeuer heute früher geschlossen wurde.«
    Ich biss mir auf die Lippe. Daphne hatte recht. Ich konnte Professor Metis nicht erzählen, was passiert war, zumindest nicht, ohne die gesamte seltsame Geschichte auszubreiten. Metis war cool, aber ich bezweifelte, dass sie einfach akzeptieren würde, dass ich in Jasmines Zimmer eingebrochen war, ihren Laptop gestohlen hatte und jetzt die beste Freundin der toten Walküre und ihren Freund beschattete, nur weil ich ein komisches Gefühl bei der ganzen Sache hatte.
    »Aber das mit dem Pirscher ist wirklich zu dumm«, sinnierte Logan. »Ich hätte ihn gerne Trainer Ajax gezeigt. Er wäre ja so beeindruckt gewesen.«
    »Allerdings«, stimmte Daphne ihm zu.
    Ich sah die beiden an. »Himmel! Findet ihr es wirklich so cool, ein mythologisches Monster zu töten?«
    »Aber total«, erklärte Daphne.
    »Absolut«, schloss Logan sich an.
    Und die hielten mich für einen Freak. Zumindest hatte ich genug gesunden Menschenverstand, um vor Monstern wie den Pirschern Angst zu haben. Vor Wesen mit langen, scharfen Zähnen, die mich in Stücke reißen konnten. Bei dem Gedanken daran, wie die Kreatur mich belauert hatte, schauderte ich wieder.
    »Also«, meinte Daphne dann. »Ich glaube, ich hatte für einen Abend genug Spaß. Ich gehe zurück in mein Zimmer. Ich muss immer noch einen Aufsatz für Englisch schreiben.«
    »Lass mich dich zu deinem Zimmer bringen«, bot Logan scheinbar hilfsbereit an. »Du, ich und das Gypsymädchen, wir könnten heute Nacht unser ganz eigenes Feuer starten.«
    Daphne und ich starrten uns an. Dann verdrehte ich die Augen, während Daphne schnaubte.
    »Oh, bitte«, spottete sie. »Als bräuchte ich einen Kerl, der mich beschützt. Ich bin eine Walküre, erinnerst du dich? Ich könnte dich hochheben und über dem Knie zerbrechen, Spartaner. Als wärst du eine Pappmaschee-Figur.«
    »Sexy«, sagte Logan mit einem Lächeln. »Das gefällt mir.«
    Sie schnaubte wieder. »Spar dir den schmierigen Charme für Gwen auf. Wir wissen schließlich alle, dass eigentlich sie diejenige ist, die du beeindrucken willst.«
    Taten wir? Ich hatte das mal überhaupt nicht

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