Frostkuss
mitbekommen.
Mein Blick schoss zu Logan. Sein Hals wurde leicht rot, als wäre er ertappt worden, aber das flackernde Licht des Feuers sorgte dafür, dass ich mir nicht sicher sein konnte.
Daphne schnaubte zum dritten Mal und stampfte in Richtung ihres Wohnheims davon, sodass nur wir beide im Feuerschein zurückblieben.
»Vergiss nicht, Carson anzurufen«, rief ich freundlich. »Ihr beide habt morgen eine Verabredung, erinnerst du dich?«
Daphne drehte sich um und vollführte eine unhöfliche Geste mit der Hand, die mir exakt verriet, was ich ihrer Meinung nach tun sollte. Aber gleichzeitig lächelte sie. Ich erwischte mich dabei, wie ich zurückgrinste. Daphne Cruz war okay, selbst wenn sie eine reiche, verzogene Möchtegern-Walkürenprinzessin war.
Logan sah mich an. »Wirst du auch ins Dunkel davonstampfen?«
»O nein«, sagte ich und erinnerte mich daran, wie der Pirscher sich die Lefzen geleckt und mich angefaucht hatte. Wieder lief mir ein kalter Schauder über den Rücken. »Ich bin mehr als zufrieden damit, mich von dir zu meinem Wohnheim bringen zu lassen.«
Wir ließen das Amphitheater hinter uns und wanderten über den unteren Hof. Ein paar Leute standen um das Lagerfeuer, aber alle anderen hatten sich unter ihren Decken in ihre eigene kleine Welt zurückgezogen und knutschten. Niemand beachtete Logan und mich.
Das war auch gut so, da der Spartaner immerhin so ziemlich von Kopf bis Fuß mit schwarzem Blut besudelt war. Ich verzog das Gesicht, als wir am Feuer vorbeikamen und ich erkannte, wie viel tatsächlich an ihm klebte. Logan sah aus, als hätte er im Blut des Pirschers gebadet.
Ich fragte mich, wieso er mir überhaupt zur Bibliothek gefolgt war. Und mir war vollkommen schleierhaft, was ihn dazu gebracht hatte, zwischen mich und das schreckliche Monster zu treten. Ja, ich wusste, dass er ein Spartaner war und es damit quasi zu seiner Lebensaufgabe gehörte, Monster zu töten. Er war ja auch hier auf Mythos, um genau das zu lernen.
Aber es musste mehr dahinterstecken als das. Vielleicht hätte es Sinn ergeben, wenn ich hübscher, reicher oder beliebter gewesen wäre. Ich war nicht gerade die Art von Mädchen, für die sich Jungs die Beine ausrissen. Glaubte Logan, ich sei ihm jetzt so dankbar, dass ich meine Meinung in Bezug auf ihn ändern und ihm einfach in die Arme sinken würde?
Meine Augen glitten über sein Gesicht und an seinem muskulösen Körper hinunter. Na ja, okay, er war schon ein wenig attraktiv, obwohl er im Moment ziemlich eklig aussah. Okay, okay. Er war trotzdem sexy, selbst wenn er mit Blut besudelt war.
Logan sah, dass ich ihn anstarrte. »Wohin schaust du, Gypsymädchen?«
Dieses Mal waren es meine Wangen, die rot wurden. »Nirgendwohin«, murmelte ich und wandte den Blick ab.
Wir schwiegen, als wir das Licht und die Wärme des Lagerfeuers hinter uns ließen und auf den gepflasterten Weg traten, der um den unteren Hof Richtung Styx führte.
»Also«, sagte Logan schließlich. »Du versuchst herauszufinden, was mit Jasmine passiert ist, hm? Wer sie umgebracht und die Schale der Tränen gestohlen hat.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Etwas in der Art.«
»Warum? Warum interessiert es dich überhaupt? Wie du inzwischen wahrscheinlich herausgefunden hast, war Jasmine nicht gerade das netteste Mädchen auf Mythos. Sicher, sie war beliebt, aber sie hat die Leute terrorisiert, um das zu erreichen. Die Leute hatten Angst vor ihr, und letztendlich war sie ein kaltherziges Miststück. Warum solltest du herausfinden wollen, was so jemandem zugestoßen ist?«
Wieder einmal dachte ich an Paige Forrest. Sie war Jasmine sehr ähnlich gewesen. Na ja, bis auf den Teil mit dem kaltherzigen Miststück. Paige war hübsch, beliebt und freundlich gewesen, aber niemand hatte gewusst, was für schreckliche Dinge sie durchlitten hatte. Selbst jetzt konnte ich noch sehen, wie ihr Stiefvater dafür sorgte, dass sie sich auf das Bett legte, während er sie berührte. Bei der Erinnerung hob sich mein Magen, ich schauderte und schlang die Arme um den Körper.
Das konnte ich Logan natürlich nicht erzählen. Dass Jasmine mich auf seltsame Art an Paige erinnerte und dass ich der Walküre helfen wollte, wie ich es auch bei dem anderen Mädchen getan hatte. Es war eine zu lange Geschichte, und wahrscheinlich würde er es sowieso nicht verstehen. Manchmal ergaben meine Gypsygabe und all die Visionsblitze, Schwingungen und Gefühle, die damit einhergingen, auch für mich nicht viel Sinn. Aber
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